Ivica Olic ist zurück in Hamburg und bereit für den ersten Einsatz am Sonnabend. Nach einem guten ersten Trainingseindruck wird der Kroate wohl von Beginn an stürmen.

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Hamburg. Mit elf Minuten Verspätung erschien Ivica Olic am Freitag um 14.11 Uhr unter Blitzlichtgewitter im Pressekonferenzraum des HSV zu seinem ersten offiziellen Termin. Er musste sich sichtlich zusammenreißen, nicht die ganze Zeit über beide Ohren zu grinsen. Dennoch war ihm die Freude über den gelungenen Wechsel vom VfL Wolfsburg nach Hamburg sofort anzumerken. „Seit mich Dietmar Beiersdorfer das erste Mal kontaktiert hatte, hatte ich nichts anderes mehr im Kopf – ich wollte nur noch zurück zum HSV“, sagte Olic, und jeder im Raum glaubte ihm das aufs Wort.

Um 8.30 Uhr war der Neuzugang am Freitagmorgen zum Medizincheck im UKE eingetroffen. Diesen absolvierte er ohne Probleme, im Anschluss unterschrieb Olic einen Vertrag bis Sommer 2016. Beim Abschlusstraining zeigte er gleich seinen Torriecher und erzielte per Kopf den einzigen Treffer fürs A-Team. Offenbar ist Olic direkt für die Startelf gegen Köln am Sonnabend (15.30 Uhr) vorgesehen.

Hamburg hat den Ausschlag gegeben

Vom Champions-League-Anwärter im obersten Gehaltssegment zum Abstiegskandidaten inklusive Geldverzicht – ein untypischer Wechsel, der sich da am Donnerstagabend vollzogen hatte. Doch vor allem die Verbundenheit seiner Frau und seiner drei Kinder zur Hansestadt und zum HSV seien für den Transfer ausschlaggebend gewesen.

„VfL-Trainer Dieter Hecking hat mich auch gefragt, was ich denn da will. Doch ich habe mit meinen Söhnen, die bei meiner letzten Partie mit Wolfsburg in Hamburg von Zeugwart Miro Zadach mit zwei Olic-HSV-Trikots ausgestattet wurden, in meiner Freizeit jedes HSV-Spiel geguckt. Die Idee, irgendwann wieder nach Hamburg zurückzukehren, ist in mir schon vor langer Zeit gereift“, erklärte Olic, der den Traum nicht verbergen wollte, auch mit dem Bundesliga-Dino noch mal international zu spielen. Dafür müsste er allerdings ähnlich einschlagen wie bei seinem ersten Gastspiel in Hamburg, als er den HSV 2007 aus noch aussichtsloserer Situation mit fünf Treffern in der Rückrunde noch auf Platz sieben geführt hatte.

Knäbel: Olic ist ein „Signal“

Direktor Profifußball Peter Knäbel sprach von einem „wichtigen Signal für die Fans und die Konkurrenz“, räumte aber ein, dass dem Verein für diesen Transfer nur wenig Lob gebührt – ausschlaggebend sei gewesen, dass es sich für Olic beim HSV um eine „Herzensangelegenheit“ gehandelt habe.

Doch bei aller Freude über die Rückkehr des Publikumslieblings stellt sich die Frage, ob Olic mit seinen mittlerweile 35 Jahren erneut zum Retter taugt. Der Torjäger selbst ist zumindest davon überzeugt. „Anfang 20 war ich sauschnell, mir fehlte aber die Erfahrung. Jetzt bin ich immer noch schnell genug und habe im Laufe der Zeit viel dazugelernt“, sagt Olic, der schon im Alter von 22 Jahren darauf geachtet habe, kein Kilo zuzunehmen, um nicht an Power zu verlieren. Auch seine Werte, die bei jedem Spiel erfasst werden, seien immer noch gut.

Doch auch andere hegen kaum Zweifel am Fitnesszustand des „Fußball-Rentners“. Der ehemalige HSV-Mediziner Dr. Oliver Dierk hatte Olic bei seinem ersten Gastspiel in Hamburg zwischen 2007 und 2009 betreut und kennt seinen Körper ganz genau. „Wie lange eine Karriere auf welchem Niveau stattfindet, hängt sehr stark von den genetischen, körperlichen Voraussetzungen ab. Und da ist Olic von Gott reich beschenkt worden. Der zweite, ganz wichtige Faktor ist: Wie ernähre ich mich, wie verhalte ich mich abseits des Platzes, profigerecht oder nicht. Und da gehört Olic zu den Top-Profis, der lückenlos in die Kategorie David Jarolim oder Zé Roberto passt, die ihr Leben dem Sport unterordnen“, sagt Dierk.

„Mehr

Jarolim spielte mit Olic noch zusammen in einer weit erfolgreicheren HSV-Mannschaft. Auch der Tscheche kann dem HSV nur zu der Verpflichtung gratulieren. „Je mehr Spieler seiner Art in einem Team spielen, desto erfolgreicher wird es sein.“ Auch Jarolim ist heute 35 Jahre alt, spielte bis vor einem Jahr selbst noch bei Mlada Boleslav in seiner Heimat. Die Regeneration sei ihm seit den 30ern auch schwerer gefallen, doch ansonsten hat sich Jarolim auch im hohen Alter noch topfit gefühlt. „Von der Puste her war ich weiter voll auf dem Damm, nur mein Knie ließ leider keinen Leistungssport mehr zu. Ohne schwere Verletzung traue ich Ivica ohne Weiteres zu, noch zwei Jahre auf höchstem Niveau zu kicken.“

Olic wird künftig mit der Nummer 8 auflaufen (ehemals Tolgay Arslan). Und das schon gegen den 1. FC Köln. Besonders auf das Zusammenspiel mit Rafael van der Vaart freut sich der 100-fache Nationalspieler, den er noch aus seiner ersten Zeit beim HSV kennt. „Er hat mir damals mein erstes Tor gegen Frankfurt aufgelegt, obwohl er selbst hätte schießen können. Das war ein sehr emotionaler Moment.“

Olic soll aber nicht der letzte Neuzugang in dieser Transferperiode bleiben. Mindestens einen zentralen Mittelfeldspieler will der HSV noch verpflichten. Adrien Rabiot, 19, von Paris St. Germain soll als Leihspieler infrage kommen. Und aus der Schweiz ist zu vernehmen, dass sich der HSV mit dem Chilenen Marcelo Diaz vom FC Basel einig sei. Einzig die rund zwei Millionen Franken (gut 1,9 Millionen Euro), die der HSV bereit ist zu überweisen, seien den Schweizern zu wenig.