In der jüngeren Vergangenheit brach der HSV in der zweiten Saisonhälfte regelmäßig ein. Es ist bereits acht Jahre her, dass die Hamburger nach der Winterpause noch einen Zahn zulegen konnten.
Hamburg. Ein Tag noch, dann beginnt für den HSV nach sechs Wochen Pause am Sonnabend gegen den 1. FC Köln (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) wieder der Ernst des Bundesliga-Lebens. „Da wir ja viele Profis erst nach der Sommerpause integrieren mussten, hat eine gute und verletzungsfreie Vorbereitung die Wertigkeit eines neuen Spielers“, hatte Direktor Profifußball Peter Knäbel zum Jahreswechsel gesagt. Der zweite Punkt war leider nur ein frommer Wunsch, dennoch zog Trainer Joe Zinnbauer am Donnerstag ein positives Fazit. „Das war eine sehr gute Vorbereitung – mit einer Klammer drum. Immerhin konnten sieben Stammspieler nicht voll oder gar nicht trainieren. Auch wenn die Ergebnisse in den Testspielen nicht immer gestimmt haben, haben wir uns doch offensiv verbessert und viele Chancen kreiert“, erklärte der Coach.
HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer wies darauf hin, dass das erste Spiel der Rückrunde Maßstäbe setzen kann und wegweisend sei. Die „verinnerlichte Depression“ der letzte Jahre gelte es abzustreifen – das bezog der Ex-Profi zwar auf die gesamte Dauer, doch beim Blick auf die Punkteverteilung der letzten Spielzeiten wird deutlich, dass diese Aussage vor allem auf die Rückrunden zutrifft.
In der jüngeren Vergangenheit brach der HSV in der zweiten Saisonhälfte regelmäßig ein. Es ist bereits acht Jahre her, dass die Hamburger nach der Winterpause noch einen Zahn zulegen konnten. Die Hinrunde der Saison 2006/07 beendete der HSV unter Thomas Doll durch unglaubliches Verletzungspech gebeutelt mit nur 13 Punkten auf Platz 17, in der Rückrunde unter Huub Stevens fuhren die Profis dafür 32 Zähler ein und landeten am letzten Spieltag noch auf Platz sieben. Seitdem brach der Club regelmäßig ein, lediglich in der Saison 2012/13 konnte Thorsten Fink das Niveau (jeweils 24 Punkte) halten.
Gründe für dieses Phänomen als Ganzes zu finden, fällt nicht leicht. Der ehemalige HSV-Boss Bernd Hoffmann kritisierte zu seiner Amtszeit oft den mangelnden „Killerinstinkt“ der Mannschaft, die sich bietende Chancen, weiter nach vorne zu stoßen, immer wieder liegenlasse. In Hoffmanns Jahren bis zu der Trennung 2011 spielte der HSV oft in der Spitze mit, der ganz große Erfolg blieb am Ende jedoch aus – zu oft konnte das Team seine Leistung im Saisonendspurt nicht mehr durchgehend abrufen.
Unter Labbadia erlebte der HSV den heftigsten Einbruch
Den heftigsten Einbruch erlebte der Bundesliga-Dino in der Saison 2009/10, als nach der Hinrunde 31 Punkte und der vierte Platz zu Buche standen. Bruno Labbadia führte damals die Geschicke, und der Fußballlehrer war ein gebranntes Kind, was die Rückrundenperformance anging. Schon bei seinen vorherigen Trainerstationen in Fürth und Leverkusen erlebte der ehemalige Stürmer mit seinen Mannschaften einen herben Einbruch. Beim HSV setzte er diese unschöne Tradition fort und wurde nach dem 32. Spieltag mit nur 17 Punkten entlassen.
Aber auch hausgemachte Probleme taten sich auf. So absolvierte der HSV im vergangenen Winter aus finanziellen Gründen einen Trip nach Indonesien, der die Vorbereitung auf die Rückrunde empfindlich störte. „Dort werden rund 35 Grad herrschen, dazu kommt ein Jetlag nach dem langen Trip. Die Reise ist nicht ideal. Es bleiben uns nicht besonders viele Trainingseinheiten“, erklärte der damalige Coach Bert van Marwijk deutlich. Das Ende ist bekannt: Der Niederländer hielt genau vier Spieltage durch, ehe er ohne einen Punkt nach der Winterpause gehen musste. Auch sein Nachfolger Mirko Slomka, der sich in einem Interview auf bundesliga.de auch zu seiner Zeit beim HSV äußerte („Die Erwartungen um das Team herum, bei Fans, Sponsoren und Medien, sind gewohnheitsmäßig viel höher als das, was diese Mannschaft momentan tatsächlich zu leisten im Stande ist.“), konnte den Negativlauf nicht bremsen.
Der HSV muss es nun endlich wieder besser machen, denn weniger als die bisher gesammelten 17 Punkte würden nur schwerlich zum Klassenerhalt reichen. Zinnbauer kann den Start gar nicht erwarten. „Jeder hier ist gierig auf den Auftakt. Was gibt es Geileres, als vor fast 57.000 Zuschauern im eigenen Stadion zu spielen“, sagte der Trainer, der Maximilian Beister nach der schweren Knieverletzung einen Platz im Kader in Aussicht stellte. In der Defensive legte sich Zinnbauer quasi fest, Slobodan Rajkovic nach dessen Kreuzbandriss zu einem Comeback zu verhelfen. „Er hat gegen Frankfurt und Manchester City Top-Spiele abgeliefert und deutlich gemacht, dass er wieder ins Team will.“
Aus allen 51 ersten Spielen der Rückrunde holte der HSV im Schnitt übrigens 1,57 Punkte – gar nicht so schlecht, immerhin das sechstbeste Ergebnis aller derzeitigen Bundesligaclubs. Die Kölner erreichten jedoch 1,62 Punkte. Bei einem Dreier am Sonnabend hätte der HSV den Gegner sowohl in der aktuellen Tabelle als auch in dieser Statistik überholt.
Der HSV hat mit der Hanseatischen Krankenkasse für drei Jahre einen neuen Partner. Die HEK löst die Techniker Krankenkasse im Sommer ab.