Jens Meier, einziger Kandidat für das Präsidentschaftsamt beim HSV, will die Interessen des e.V. im Falle einer Wahl mit Nachdruck vertreten. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Hamburg. Knapp 10.000 stimmberechtigte HSV-Mitglieder hatten im Mai 2014 auf der letzten Versammlung in der Imtech-Arena für die Ausgliederung der Fußball-AG gesorgt. Der erhoffte Erfolg ist durch diese einschneidende Änderung bisher sowohl sportlich als auch finanziell ausgeblieben. Nun steht am 25. Januar die nächste Mitgliederversammlung des Vereins an, für die im Congress Centrum Hamburg ein Raum für maximal 1500 Mitglieder reserviert wurde. Dabei können die Teilnehmer immerhin das Präsidium für die kommenden drei Jahre neu wählen. Der bisherige Präsident Carl Jarchow wird nicht erneut antreten. Das Abendblatt beantwortet in diesem Zuge die wichtigsten Fragen.
Wer wird gewählt? Neben dem Amt des Präsidenten steht das Amt des Vizepräsidenten sowie das des Schatzmeisters zur Wahl. Zudem wird der fünfköpfige Beirat neu aufgestellt. Hierfür wählen die Mitglieder den Delegierten der Amateure sowie den Delegierten der Fördernden Mitglieder, die sich zum Ehrenratsvorsitzenden gesellen. Diese drei Gewählten kooptieren noch zwei weitere Beiräte, die Träger der goldenen Ehrennadel sind.
Wer steht zur Wahl? Für die ehrenamtlichen Ämter des Präsidiums gibt es jeweils nur einen Kandidaten, die der Beirat den Mitgliedern der Vereinsorgane bereits vorgestellt und dafür laut dem Vorsitzenden Eckart Westphalen „uneingeschränkte Zustimmung“ erhalten hatte: der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Jens Meier, 48, für das Amt des Präsidenten, Henning Kinkhorst, 44, für das Amt des Vizepräsidenten sowie Ralph Hartmann, 50, für das Amt des Schatzmeisters. Diese benötigen für die separate Wahl die einfache Mehrheit.
Wer sind die Kandidaten? Meier ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Port Authority und durch seine frühere Funktion beim HSV mit den wesentlichen Vertrags- und Finanzierungsstrukturen vom e.V. als auch der AG vertraut. Kinkhorst ist Geschäftsführer der Hamburg Port Consulting, einer Tochter der HHLA, sowie derzeit amtierender Vorsitzender des Amateurvorstands. Er gehört dem HSV seit 2009 als Mitglied an, trainiert zudem die U13- und U15-Mädchenmannschaft. Der Vater einer Tochter gilt im Vereins- und Amateursport als sehr gut verdrahtet. Ralph Hartmann hat seine Heimat in der Abteilung Fördernde Mitglieder und erwarb seine kaufmännische Kompetenz als Unternehmensberater sowie als Gründer eines Personaldienstleisters. Der Diplomkaufmann verfügt bereits über Erfahrung in der ehrenamtlichen Arbeit aus anderen Bereichen.
Welche Aufgaben haben die Amtsinhaber?Der Präsident repräsentiert den Verein nach innen und außen. Würde Meier gewählt, säße er zudem im Aufsichtsrat der Fußball AG – unter Umständen sogar als Vorsitzender, sollte der entsprechende Antrag von Ex-Aufsichtsratschef Manfred Ertel auf der Versammlung durchkommen und Meier sich zu dieser Aufgabe zeitlich in der Lage sieht. „Ich werde darauf achten, dass der Verein nicht auseinanderdriftet und mehr Gehör bekommt. Zum einen müssen wir für die 33 Abteilungen des e.V. vernünftige Konzepte aufstellen, wo welche Investitionen nötig sind. Zum anderen werde ich genau darauf achten, dass es bei der AG in die richtige Richtung geht, immerhin ist der Verein momentan noch 100-prozentiger Gesellschafter. Wir werden ein starkes Interesse daran haben, dass die eigene Tochter vernünftig haushaltet“, kündigte Meier an. Der Vizepräsident ist der Ansprechpartner für alle Mitglieder, der Schatzmeister muss in Doppelfunktion die Finanzen des e.V. sowie auch der AG im Auge behalten.
Was passiert, sollte ein Kandidat keine Mehrheit bekommen? Da es keine Alternativkandidaten gibt, würde laut Satzung innerhalb von zwei Monaten eine neue Versammlung einberufen werden, auf der sich dann andere Kandidaten zur Wahl stellen können. Damit ist zwar nicht zu rechnen, dennoch könnte es einige Proteststimmen geben, die aus Unmut über die aktuelle Situation den Verein abstrafen wollen.
Wurden weitere Anträge gestellt? Insgesamt sind acht Anträge eingegangen. So wurden von Mitgliedern Satzungsänderungen beantragt, vom Seniorenrat hingegen keine Änderungen zuzulassen. Ein Antragsteller fordert die Mitglieder zudem auf, dem derzeitigen Präsidium die Entlastung zu verweigern.
Meier hat keine Ambitionen für den Aufsichtsratsvorsitz
Jens Meier machte dann aber deutlich, dass es – sofern er gewählt werde – kein Zurück in alte Zeiten geben werde: „Ich trete für ein Ehrenamt als Präsident an, allein aus Zeitgründen hege ich keinerlei weitere Ambitionen, da ich meinen Job nicht vernachlässigen kann und werde.“
Meier war es wichtig, darauf hinzuweisen, dass nach Aktienrecht ein Aufsichtsratsmitglied der HSV AG die Arbeit des Vorstands im Interesse der AG kontrollieren muss: „Auch für den HSV e.V. ist eine sportlich und finanziell starke Fußball-AG enorm wichtig.“ In seiner Doppelfunktion will er als Präsident aber genauso für eine gute Kooperation werben: „Auch die HSV AG sollte großes Interesse daran haben, dass der e.V. ein Aushängeschild der Stadt ist und bleibt.“
Auch wenn Meier die Trennung der Arbeitsfelder betont, so wird es sicher auch in Zukunft genug Verhandlungsbedarf geben: Derzeit zahlt die HSV-AG dem Verein einerseits einen jährlichen sechsstelligen Zuschuss (rund 300.000 Euro), andererseits werden dem HSV e.V. alle Dienstleistungen in Rechnung gestellt. Auch die immer schwieriger Sponsorenakquise für die Abteilungen bietet Stoff für Diskussionen.