Die Formkurve des HSV zeigt nach oben, voch vor dem Duell gegen Freiburg sorgt Investor Kühne für Schlagzeilen, für die der Trainer Verständnis zeigt. Hier geht‘s zum Video der Pressekonferenz.

Hamburg. Drei Siege aus den vergangenen fünf Bundesliga-Duellen, die beste Platzierung seit dem ersten Spieltag - der sportliche Aufschwung des HSV ist unverkennbar. „Wir sind froh, dass wir uns zu Hause stabilisiert haben. Jetzt müssen wir auch auswärts rangehen“, sagte Trainer Josef Zinnbauer. Der einzige Auswärtserfolg dieser Saison ist den Hanseaten vor zwei Monaten bei Borussia Dortmund (1:0) gelungen.

Zudem will der Tabellen-13. einen Negativrekord tilgen. Seit April 2013 warten die Hamburger auf zwei Siege nacheinander. Deshalb forderte Zinnbauer seine Profis auf, in sich zu gehen. „Gehen wir es wie immer an, oder wollen wir mal was ändern?“, lautete seine Frage. „Es geht dabei um jeden einzelnen Spieler.“

Zinnbauer ließ durchblicken, dass er die Siegerelf gegen Mainz (2:1) womöglich nur auf einer Position verändern wird. Der wiedergenesene Valon Behrami (Oberschenkel-Zerrung) ersetzt Petr Jiracek. „Es spricht nichts gegen die gleiche Elf, es sei denn, jemand ruht sich im Training aus. Das werde ich heute und morgen genau überprüfen“, so der HSV-Trainer.

Nicolai Müller fehlte beim Training am Donnerstag wegen Knieproblemen. Sollte der Rechtsaußen tatsächlich ausfallen, stünde Mohamed Gouaida bereit. Der Franzosen spielte im A-Team beim Training am Nachmittag.

Zinnbauer versteht Kühne-Kritik


Mit der besten Saisonplatzierung befindet sich der HSV momentan im Aufwind. Doch gerade als sich das Getöse rund um den monatelang kriselnden Bundesliga-Dino ein wenig zu legen scheint, schießt erneut Investor Klaus-Michael Kühne quer und erweist seinem Lieblingsklub einen Bärendienst.

„Ich will kein Abramowitsch werden. Ich habe jetzt wirklich schon viel zu viel Geld in dieses Hobby investiert“, sagte der Milliardär in einem Zeit-Interview zu seinem finanziellen Engagement beim HSV. Und machte seiner Enttäuschung über die Entwicklung beim HSV Luft - ausgerechnet vor den richtungweisenden vier Tagen mit Duellen gegen die Keller-Kontrahenten SC Freiburg am Sonnabend (15.30 Uhr und im Liveticker bei abendblatt.de) und beim VfB Stuttgart am Dienstag (20 Uhr/Sky).

Sein Engagement beim HSV sei eine „Leidensgeschichte“, die Zeit für ihn „nervenzerfetzend“, äußerte Kühne. Zugleich schloss er weitere Großinvestitionen für die Zukunft aus. „Beim HSV habe ich mir gesagt, mit wenigen Millionen ist es nicht gemacht. Aber ich bin kein 100-Millionen-Mann, der die absolute Führung übernehmen will“, sagte der 77-Jährige, der die Arbeit der Verantwortlichen beim HSV kritisierte.

„Man hat ein paar teure Spieler gekauft, aber bisher keine Mannschaft formen können“, sagte Kühne: „Die Mannschaft ist nicht richtig eingespielt, sie lässt den Ball nicht laufen, es wird viel versemmelt, immer wieder.“

Zinnbauer reagierte mit Verständnis auf die harsche Kritik Kühnes. „Mich belasten seine Aussagen nicht“, sagte der Coach auf der Pressekonferenz am Donnerstag: „Natürlich müssen wir unsere Schwankungen regulieren, da setzen wir alles dran. Und sobald wir das schaffen, werden wir ruhiger werden und Herr Kühne auch.“

Schwarz-Weiß-Denker Kühne


Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer dürfte das erneute Störfeuer aus der Schweiz allerdings nicht gerade gefallen haben. Mit drei Heimsiegen in Serie, dem Sprung auf Platz 13 und einer stark verbesserten Körpersprache hatte sein Team zuletzt bewiesen, dass es in der Saison angekommen ist. Doch Beiersdorfer und Aufsichtsratschef Karl Gernandt wussten schon vor der Unterzeichnung des 25-Millionen-Deals mit Kühne im August, worauf sie sich einlassen.

Bei den Verhandlungen mit dem Logistikunternehmer nach der Ausgliederung der Profi-Abteilung im Sommer sei „auch mal das Telefon aufgelegt worden“, hatte Beiersdorfer zuletzt berichtet: „Herr Kühne ist manchmal sehr schwarz-weiß in seinen Gedanken. Er geht durch die Hölle, wenn der HSV verliert.“

Aber der Clubchef hatte auch darauf verwiesen, dass eben nur Kühne dem HSV in der „sehr, sehr schweren Situation ein Darlehen gegeben hat“. Millionen, mit denen unter anderem die Transfers von Pierre-Michel Lasogga, Nicolai Müller und Lewis Holtby an die Elbe möglich geworden waren.

Dadurch hat Trainer Joe Zinnbauer ein Team zusammen, das er als eindeutig konkurrenzfähig ansieht. Der 44-Jährige sieht derzeit keine Veranlassung, im Winter nach Verstärkungen zu bitten. Stattdessen wollen der Coach und seine Mannschaft jetzt liefern und gegen Freiburg weiteren Boden gutmachen. Vielleicht wäre auch Kühne dann ein wenig mit seinem HSV versöhnt.