Der neue HSV-Coach Josef Zinnbauer wird von ehemaligen Weggefährten in den höchsten Tönen gelobt. Einsatzfreude, Akribie und Ehrgeiz sind drei wesentliche Attribute, die dem Bayer zugeordnet werden.
Hamburg. Um kurz vor 11 Uhr traf Josef „Joe“ Zinnbauer am Dienstag auf der Geschäftsstelle des HSV ein – ganze vier Stunden, bevor er wie immer die Regionalligamannschaft der Hamburger trainieren sollte. Doch der frühe Arbeitsbeginn hatte einen Grund: Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer bat den Coach zu einem längeren Gespräch in sein Büro, um ihm mitzuteilen, dass er von Mittwoch an drei Ligen höher die Profis trainieren solle. Zinnbauers großes Ziel hat sich damit schneller erfüllt, als er es sich hätte träumen lassen. „Ich bin eigentlich kein typischer Co-Trainer oder Nachwuchscoach, sondern habe durchaus Ambitionen, in der Bundesliga zu arbeiten“, hatte er vor zwei Wochen gesagt. Dennoch ließ er es sich später nicht nehmen, die Nachmittagseinheit der U23 mit leichter Verspätung selbst zu leiten.
Denn Einsatzfreude, Akribie und Ehrgeiz sind drei wesentliche Attribute, die dem neuen HSV-Trainer zugeordnet werden. Vor dieser Saison kam er aus Karlsruhe nach Hamburg, um dem Nachwuchs auf die Beine zu helfen. Zinnbauer formte viele Neuzugänge innerhalb kürzester Zeit zu einem Spitzenteam. Acht Spiele, acht Siege, lautet die Bilanz des Fußballlehrers, Startrekord in der Regionalliga Nord.
Auch bei seinen Stationen in Oldenburg, wo er von 2005 bis 2010 als Coach arbeitete, und in Karlsruhe wurde ihm vorzügliche Arbeit attestiert. Ex-Bundesligatrainer Uwe Rapolder holte Zinnbauer 2010 als Praktikant zum KSC und schwärmt noch heute von seinem damaligen Lehrling: „Der Joe ist ein überlegter Bursche, der vor allem das 4-2-3-1-System mit schnellem Spiel in die Spitze verinnerlicht hat. Zudem ist er ein gestandener Kerl, der sich vor der Trainerkarriere schon als Unternehmer einen Namen gemacht hat.“
In der Tat war eine steile Laufbahn im Fußballgeschäft zunächst nicht absehbar. Nach Ausbildungen zum Zerspanungsmechaniker und zum Versicherungsfachmann begann Zinnbauer bei einer großen Versicherungsgesellschaft zu arbeiten, bei der er sofort Newcomer des Jahres wurde. Gleichzeitig unterschrieb er im Alter von 18 Jahren seinen ersten Vertrag in der 3. Liga bei der SVG Göttingen. Als Spieler langte es für Zinnbauer jedoch nicht für Bundesliga-Ansprüche. So gründete er parallel sein eigenes Finanzberatungsunternehmen und spielte „nebenbei“ noch ein Jahr in der Zweiten Bundesliga bei Mainz 05, ehe der gebürtige Oberpfälzer seine aktive Profikarriere aufgrund einer Knieverletzung bereits im Alter von 26 Jahren beenden musste.
Nachhaltig in Erinnerung brachte sich Zinnbauer dann von 2011 bis 2014 in verschiedenen Positionen beim KSC. Ex-Sportchef Oliver Kreuzer kennt ihn aus gemeinsamen Karlsruher Zeiten und wollte den heute 44-Jährigen unbedingt zum HSV holen. „Joe hat eine unglaubliche Ansprache ans Team. Er ist authentisch, glaubwürdig und zielstrebig. Ich bin sicher, dass er eine große Trainerkarriere vor sich hat“, spricht Kreuzer noch heute in den höchsten Tönen von Zinnbauer. Der gab zu, dass er sich nach der Entlassung seines Fürsprechers Gedanken gemacht hätte, ob er weiterhin gewollt sei.
Dessen kann sich Zinnbauer nun sicher sein. Und Rapolder ist sich sicher, dass dies auch so bleiben wird. „Wenn Joe die Stars beim HSV von einer gemeinsamen Idee überzeugen kann, wird er sich durchsetzen.“