Der HSV hat sich bei der Trainerfrage für eine interne Lösung entschieden. U23-Coach Josef Zinnbauer wird Nachfolger von Mirko Slomka. Unser HSV-Experte Dieter Matz ist begeistert.
Hamburg. Um 17.12 Uhr ließ Dietmar Beiersdorfer die Katze aus dem Sack: Der außerhalb von Hamburg bislang kaum bekannte Josef Zinnbauer soll den krisengeschüttelten HSV als neuer Trainer in ruhigeres Fahrwasser führen. Nur einen Tag nach der Entlassung von Mirko Slomka schuf das Bundesliga-Schlusslicht damit Fakten, mit denen kaum jemand gerechnet hatte.
„Joe soll neue Impulse setzen und das Team emotionalisieren. Wir trauen es ihm absolut zu und stehen hinter ihm“, sagte Beiersdorfer über den bisherigen U23-Coach. Mit der Regionalliga-Mannschaft des HSV hatte der 44-Jährige zuletzt alle acht Saisonspiele gewonnen. Zinnbauer wird am Mittwoch um 10 Uhr erstmals das Training der Profis leiten, am Sonnabend wartet das Heimspiel gegen Meister Bayern München.
Zinnbauer sei keine Interimslösung, betonte Beiersdorfer: „Wir werden sehen, wie es sich entwickelt. Wir sind überzeugt, dass die Mannschaft in den nächsten Spielen eine Reaktion zeigen wird.“ Gleichzeitig ließ sich der HSV-Boss aber auch ein Hintertürchen offen. Er wolle nicht ausschließen, „dass wir auch das eine oder andere Gespräch führen“, erklärte er.
Zinnbauer von Kreuzer eingestellt
HSV-Experte Dieter Matz ist vom neuen Weg des HSV begeistert: „Ich finde es großartig, dass der HSV Josef Zinnbauer das Vertrauen schenkt. Der Verein schlägt einen guten Weg ein und tut es Vereinen wie Mainz, Augsburg, Freiburg und Hoffenheim gleich, die bewiesen haben, dass es sich lohnt auf junge, talentierte Trainer aus dem Nachwuchsbereich zu setzen.“ Das Video sehen Sie nur auf abendblatt.de, mobil ist es leider nicht sichtbar.
Zinnbauer reagierte offenbar überrascht auf seine Beförderung. „Joe war berührt. Das ist eine große Aufgabe, an der man sich abarbeiten kann“, sagte Beiersdorfer. Über einen neuen Vertrag hätten beide Seiten noch nicht gesprochen. „Joe besitzt aber alle Grundvoraussetzungen, die Mannschaft zu begeistern und wieder zu Siegen zu führen“, so Beiersdorfer.
Zinnbauer war erst im Sommer zum HSV gekommen. An dem Transfer hatte auch noch der zuletzt entlassene Sportdirektor Oliver Kreuzer mitgewirkt. Zuvor hatte Zinnbauer die U 23 beim Karlsruher SC trainiert.
Neben Slomka müssen auch die Co-Trainer Nestor El Maestro und Zlatan Bajramovic sowie Torwarttrainer Ronny Teuber und Konditionstrainer Nikola Vidovic ihren Posten räumen. Neuer Co-Trainer des HSV wird Patrick Rahmen, den Job des Torwarttrainers übernimmt Stefan Wächter. Bajramovic bekommt wieder die Möglichkeit, im Nachwuchsbereich zu arbeiten.
„Slomka hatte großen Anteil am Klassenerhalt“
Beiersdorfer dankte Slomka am Dienstag noch einmal für die geleistete Arbeit. „Er hatte maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt in der vergangenen Saison. Er hat das Schiff als Kapitän durch die Wellen in den Hafen gefahren, dafür gebührt ihm Dank“, sagte Beiersdorfer.
Im Laufe des Montags sei die Entscheidung allerdings gegen den Coach gefallen. In dem Beschluss stecke „null Prozent Kühne“, sagte Beiersdorfer und widersprach damit Gerüchten, Investor Klaus-Michael Kühne habe die Entlassung gefordert. „Alle bisherigen Entscheidungen sind vom Vorstand der HSV Fußball AG getroffen worden. Wir haben zum Schluss einfach den Glauben in eine positive Entwicklung verloren“, sagte er.
Slomkas Bilanz in seinen sieben Monaten als HSV-Coach war dürftig: Von 16 Partien gewann das Team unter dem 47-Jährigen gerade einmal drei und holte zwölf von möglichen 48 Punkten. Auch die 26 Millionen Euro, die Slomka in sieben Neuzugänge investieren durfte, halfen dem Klub nicht weiter.
In Hannover kassierte der HSV, der sich in der vergangenen Saison erst in der Relegation den Klassenerhalt gesichert hatte, mit dem 0:2 saisonübergreifend die siebte Niederlage im achten Spiel. Zudem sind die Hamburger noch ohne Torerfolg in der neuen Saison.
In den vergangenen vier Jahren haben die Hanseaten inzwischen zehn Trainer verschlissen. Slomka hatte beim HSV erst Mitte Februar den ebenso erfolglosen Bert van Marwijk als Trainer beerbt.