Staatsanwalt ermittelt gegen den HSV-Vorstand wegen des Campus-Projekts. Durch Vorstoß von Ehrennadel-Träger Meetz darf der neue AG-Chef Beiersdorfer nicht wie geplant am 1. Juli beginnen.

Hamburg. Klaus Meetz, 68, trägt die Goldene Ehrennadel des HSV, er war mit den Volleyballern zweimal deutscher Meister, Olympiateilnehmer 1972 und wurde 2013 für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Jetzt sorgt er erneut für Aufsehen im Verein.

Im Mai hat Meetz bei der Staatsanwaltschaft erfolgreich die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen den Vereinsvorstand „wegen des Verdachts der Zweckentfremdung der für das Projekt HSV-Campus eingeworbenen Geldmittel“ in Höhe von 17,5 Millionen Euro beantragt. Das Geld sei in den Bereich Profifußball geflossen und dort verbraucht worden, um die Liquidität zu sichern. Nach Auffassung des HSV ist dies durch die Formulierung des Anlage-Prospekts jedoch rechtlich zulässig.

Gleichzeitig verzögerte Meetz mit einem Befangenheitsantrag gegen den Richter, der die Satzung der neuen HSV Fußball AG ins Vereinsregister eintragen soll, die formelle und juristisch notwendige Umsetzung des Ausgliederungsbeschlusses von der Mitgliederversammlung vom 25. Mai um voraussichtlich zwei Wochen. „Der Vorstand ist über die Rechte der Mitglieder gnadenlos hinweggegangen und hat ihnen kein rechtliches Gehör gewährt“, begründet Meetz gegenüber dem Abendblatt seinen juristischen Vorstoß: „Es war viel zu wenig Zeit, um alle 300 Seiten der Anträge rechtlich zu prüfen.“

Damit ist klar, dass der neue Aufsichtsrat nicht wie ursprünglich vorgesehen am 1. Juli sein Amt antreten kann. Dementsprechend kann auch Dietmar Beiersdorfer noch nicht sein Amt als 1. Vorsitzender beginnen. Beim amtierenden HSV-Vorstand rufen die Aktivitäten von Meetz nur verständnisloses Kopfschütteln hervor: „Natürlich hat jedermann das Recht, Widerspruch einzulegen und das Amtsgericht wird dies auch sorgfältig prüfen. Es ist aber absolut absurd, bei einem Registerrichter einen Befangenheitsantrag zu stellen”, sagte Vorstandschef Carl Jarchow, der nun entsprechend länger im Amt bleibt, „dieser Antrag wird todsicher abgelehnt.“ Aber dies würde eben etwa 14 Tage dauern.

Diese Verzögerung ändert aber laut Jarchow nichts an der Handlungsfähigkeit des Vereins. „Alle alten und neuen Verträge und Rechte gehen in die neue HSV Sport AG über, wenn sie rechtlich eingetragen ist. Bei allen Verhandlungen und Entscheidungen, die der Vorstand zur Zeit trifft, ist Dietmar Beiersdorfer komplett mit eingebunden“, machte Jarchow deutlich.