Calhanoglus Berater Demirtas hofft mit dem designierten neuen HSV-Vorstandsvorsitzenden Beiersdorfer eine gemeinsame Lösung zu finden. Der Verein will den Jungprofi allerdings nicht ziehen lassen.

Hamburg. Hakan Calhanoglu wurde von einer Neurologin seines Vertrauen für vier Wochen krankgeschrieben. Seitdem weilt der Jungprofi bei seiner Familie in Mannheim – und lässt nichts von sich hören. „Wir haben versucht, telefonisch Kontakt aufzunehmen. Bisher ist uns das aber noch nicht gelungen. Als sein Arbeitgeber wollen wir natürlich mit ihm sprechen und schauen, wie wir ihm am besten helfen können. Außerdem möchten wir Hakan durch unsere Ärzte ebenfalls untersuchen lassen, um eine zweite Meinung einzuholen“, sagte HSV-Sportchef Oliver Kreuzer.

Die Kommunikation zwischen Calhanoglu und Verein läuft zurzeit überwiegend über Anwälte. Kreuzer ist allerdings überzeugt, dass der Deutsch-Türke damit nicht seinen Wechsel zu Bayer Leverkusen forcieren möchte. „Die Geschichte ist tragisch. Ich glaube nicht, dass das ein taktisches Manöver ist. Ich kenne Hakan schon lange. Er ist ein guter Junge mit tollem Charakter“, sagte Kreuzer der „Bild“-Zeitung.

Calhanoglus Berater Bektas Demirtas hofft auf eine schnelle Einigung mit dem HSV: „Ich hoffe, dass wir schon bald eine außergerichtliche Lösung haben werden, damit sich Hakan nach seiner Genesung wieder auf Fußball konzentrieren kann.“ Demirtas hat allerdings nach Informationen der „Bild“-Zeitung den Kontakt zu Kreuzer abgebrochen und will lieber mit dem neuen HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer sprechen. „Ich bin mir sicher, dass wir mit Beiersdorfer eine einvernehmliche Lösung finden“, sagte er. Doch Beiersdorfer soll sich intern bereits klar gegen einen Verkauf Calhanoglus ausgesprochen haben.

In einem Sport-Bild-Interview hatte der Mittelfeldspieler schon mal prophylaktisch offenbart, dass er sich vor dem Trainingsstart fürchte. „Es wird schwierig für mich, wenn ich sehe, wie viel Wut und Hass da sind. Man weiß ja, wozu einige Menschen in der Lage sind“, erklärte Calhanoglu. Er habe Angst, weil er nicht wisse, was auf ihn zukommt.

In seiner verfahrenen Situation setzt er auf den designierten neuen HSV-Vorstandsvorsitzenden Beiersdorfer, der sein Amt am 1. Juli antreten soll: „Wenn er im Amt ist, erzähle ich ihm alles, was mir versprochen wurde und vorgefallen ist. Herr Beiersdorfer soll das klären.“

HSV-Investor Klaus-Michael Kühne hatte schon in seinem Interview im Abendblatt energisch den Verbleib Calhanoglus beim HSV gefordert. Der Milliardär hatte gedroht, sein finanzielles Engagement zu überdenken, falls der Deutschtürke „gegen unseren Willen verkauft werden sollte“. Auch für den künftigen Aufsichtsratschef Karl Gernandt, als Verwaltungspräsident des Kühne + Nagel-Logistikkonzerns einer der wichtigsten Vertrauten Kühnes, ist Calhanoglu ein Schlüsselspieler für eine bessere HSV-Zukunft.

Nach Abendblatt-Informationen gibt es im neuen Aufsichtsrat Überlegungen, den erst im Februar verlängerten Vertrag finanziell aufzubessern. Calhanoglu soll ein Stufenmodell angeboten werden, das Grundgehalt würde jedes Jahr um einen namhaften Betrag steigen. Dennoch wäre die Lücke zum Leverkusen-Angebot – dort könnte er angeblich drei Millionen Euro im Jahr verdienen – weiter beträchtlich.