Hakan Calhanoglu hat sich wegen mentalen Problemen langfristig krankschreiben lassen. Der HSV will ihn nun nochmal untersuchen lassen – und bleibt bei seinem Wechselwunsch hart.
Hamburg. Dass ein Spieler aus Krankheitsgründen beim Trainingsauftakt nicht dabei sein kann, ist schon häufiger vorgekommen. Doch dass es sich bei dem Profi um den abwanderungswilligen Hakan Calhanoglu handelte, der sich aus „mentalen Gründen“ nicht in der Lage sieht, in Hamburg Fußball zu spielen, sorgt für Zündstoff.
Am frühen Dienstagabend erhielt der HSV eine Krankmeldung des türkischen Nationalspielers. Eine Psychologin aus Heidelberg hatte ihn, wie von der „Bild“ vermeldet, für zunächst vier Wochen vom Sport befreit. Der Verein hat Calhanoglu und dessen Berater Bektas Demirtas daraufhin versucht, telefonisch und per E-Mail zu erreichen – bis zum Mittwochabend ohne Erfolg. Sportchef Oliver Kreuzer zeigte dafür wenig Verständnis: „Als sein Arbeitgeber wollen wir natürlich mit ihm sprechen und schauen, wie wir ihm am besten helfen können. Außerdem möchten wir Hakan durch unsere Ärzte ebenfalls untersuchen lassen, um eine zweite Meinung einzuholen.“
Ist die Krankmeldung nur ein taktisches Manöver Calhanoglus, um den gewünschten Transfer trotz HSV-Vertrags bis 2018 zu Bayer Leverkusen zu forcieren? Oder ist der 20-Jährige ernsthaft erkrankt und hat lähmende Angst vor den Reaktionen der Fans, die ihn in sozialen Netzwerken massiv attackiert hatten? „Sollte es ein taktisches Manöver sein, wäre es völlig unnötig, da der HSV ihn nicht gehen lassen wird“, stellte der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow klar. Es habe zwar ein Angebot der Bayer-Verantwortlichen gegeben, doch Verhandlungen seien nie geführt worden. Jarchow sicherte Calhanoglu jedoch alle Unterstützung seitens des Vereins zu, um ihn wieder ins Team einzugliedern. „Wenn er krank ist, werden wir ihm helfen, wieder gesund zu werden. Hakan hat mit seinem Verhalten allerdings auch dazu beigetragen, dass die Reaktionen einiger Fans so sind, wie sie sind“, sagte Jarchow.
HSV-Investor Klaus-Michael Kühne hatte schon in seinem Interview im Abendblatt energisch den Verbleib Calhanoglus beim HSV gefordert. Der Milliardär hatte gedroht, sein finanzielles Engagement zu überdenken, falls der Deutschtürke „gegen unseren Willen verkauft werden sollte“. Auch für den künftigen Aufsichtsratschef Karl Gernandt, als Verwaltungspräsident des Kühne + Nagel-Logistikkonzerns einer der wichtigsten Vertrauten Kühnes, ist Calhanoglu ein Schlüsselspieler für eine bessere HSV-Zukunft.
Nach Abendblatt-Informationen gibt es im neuen Aufsichtsrat Überlegungen, den erst im Februar verlängerten Vertrag finanziell aufzubessern. Calhanoglu soll ein Stufenmodell angeboten werden, das Grundgehalt würde jedes Jahr um einen namhaften Betrag steigen. Dennoch wäre die Lücke zum Leverkusen-Angebot – dort könnte er angeblich drei Millionen Euro im Jahr verdienen – weiter beträchtlich.