Heilsbringer Dietmar Beiersdorfer ist noch immer nicht da - dabei hat der Hamburger SV wahrlich keine Zeit zu verlieren. Es stehen wichtige Verhandlungen an. Der Gehaltsetat muss gekürzt werden. Badelj von Atlético umworben.
Hamburg. Die Zeit drängt, doch beim Kampf um seine Zukunft tritt der Hamburger SV auf der Stelle. Während der völlig überteuerte Kader der Hanseaten einer riesengroßen Baustelle gleicht, wird der Poker um Heilsbringer Dietmar Beiersdorfer immer mehr zur Hängepartie. Im Feilschen um seine Freigabe steigt der Wunschkandidat auf den Posten des Vorstandsbosses nun selbst ins Flugzeug, um in Russland seine Rückkehr zum HSV zu forcieren.
Zusammen mit dem designierten Aufsichtsratschef Karl Gernandt wird Beiersdorfer in den kommenden Tagen nach St. Petersburg fliegen und persönlich über seinen Wechsel zum HSV verhandeln. Der 50-Jährige, der nach der beschlossenen Umwandlung des Fußball-Bundesligisten in eine Aktiengesellschaft die HSV-AG operativ leiten soll, steht noch bis 2015 bei Zenit unter Vertrag. Ohne Ablösesumme werden die Russen Beiersdorfer wohl kaum an die Elbe ziehen lassen.
Fest steht: Auf den neuen „Big Boss“, der die sportlichen Geschicke der Hanseaten zwischen 2002 und 2009 leitete und den HSV 2009 ins Halbfinale des DFB- sowie Uefa-Pokals führte, wartet in der Hansestadt eine Herkules-Aufgabe. Der Gehaltsetat des sündhaft teuren Kaders muss von 43 auf 38 Millionen Euro gesenkt und gleichzeitig ein schlagkräftiges Team für die kommende Saison zusammengestellt werden. Nach der Horror-Saison und dem Fast-Abstieg soll Beiersdorfer den Klub zunächst in ruhigeres Fahrwasser und bis 2017 wieder in die internationalen Plätze führen.
Größtes Sorgenkind ist momentan Kapitän Rafael van der Vaart. Nach seiner verletzungsbedingten WM-Absage sinken die Chancen des Klubs, seinen niederländischen Spitzenverdiener (Vertrag bis 2015) noch in diesem Sommer loszuwerden. „Es gab noch keine offizielle Anfrage eines Vereins für Rafa“, sagte (Noch-)Sportchef Oliver Kreuzer der Hamburger Morgenpost: „Rafa hat hier noch ein Jahr Vertrag und wird am 18. Juni zum Trainingsauftakt wieder hier auf der Matte stehen.“
Auch bei Flügelflitzer Marcell Jansen ist die Zukunft völlig offen. Sollte der HSV im Buhlen um den Augsburger Linksverteidiger Matthias Ostrzolek am Ende die Nase vorne haben, könnte ein Verkauf des 28-Jährigen (Vertrag bis 2015, Ausstiegsklausel: fünf Millionen Euro) wichtiges Geld in die klammen Vereinskassen spülen. Immerhin plagen den Klub rund 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten.
Unterdessen soll Milan Badelj mit Atlético Madrid in Verbindung gebracht werden. Laut „Bild“-Zeitung soll sein Berater Branco Panic gesagt haben: „Ich kann bestätigen, dass Milan bei Atlético ganz oben auf der Liste steht.“ Dem Bericht nach winken dem HSV fünf Millionen Euro Ablöse.
Unklar ist dagegen, was aus dem abwanderungswilligen Mittelfeld-Juwel Hakan Calhanoglu wird oder ob Pierre-Michel Lasogga bei einem Einstieg finanzstarker Investoren vielleicht doch an der Elbe bleibt? Zurzeit weiß keiner so recht, wie das HSV-Gesicht der kommenden Saison aussehen wird.
Und endgültige Entscheidungen wird es wohl erst Anfang Juli geben. Dann soll die HSV-Fußball-AG ins Handelsregister aufgenommen worden sein - und die Zukunft des neuen HSV mit Beiersdorfer beginnen.
HA/sid