3000 Menschen kamen zu einer Gedenkfeier für Hermann Rieger ins Stadion – Denkmal für den Kultmasseur geplant

Hamburg. „Ich bin die Burg in deiner Schlacht, ich bin dein Leuchtturm in der Nacht, der immer leuchtet, immer sendet.“

Ja, Hermann Rieger war in den vergangenen Jahrzehnten für unzählige HSV-Anhänger ein Leuchtturm gewesen, ein Mensch der seine Lebensaufgabe darin sah, anderen zu dienen und selbst bescheiden zu bleiben. Deshalb hätte es wohl keine passenderen Zeilen gegeben als die aus dem „Schlaflied“, das sich der Kultmasseur einmal von Lotto King Karl für die Stunde des Abschieds gewünscht hatte.

3000 Menschen, weniger als erwartet, kamen am Sonntagmittag ins Stadion zur würdevollen Gedenkfeier für Rieger, der am 18. Februar im Alter von 72 Jahren verstorben war. Dort, wo sonst die Emotionen rund um den Fußball dominieren, herrschte eine traurige, aber zugleich harmonische Atmosphäre. Auf der Südtribüne war noch einmal die riesige Choreografie vom Dortmund-Spiel zu sehen. Viele frühere HSV-Spieler wie Horst Hrubesch, Rudi Kargus, Jimmy Hartwig, Martin Groth, Caspar Memering, Thomas von Heesen, Ingo Hertzsch, Holger Hieronymus oder Jörg Butt reisten an, Stig Töfting kam sogar aus Dänemark. Auch Günter Netzer, der Rieger 1978 nach Hamburg geholt hatte, wollte natürlich nicht fehlen: „Hermann gehört zu den besten drei Verpflichtungen, die ich während meiner Zeit beim HSV getätigt habe“, sagte der frühere HSV-Manager, „er war eine Seele von Mensch, die man nicht so häufig findet.“

Viele Erinnerungen wurden beim Wiedersehen wieder lebendig. So schilderte der frühere HSV-Arzt Dr. Uli Mann, wie ihn Rieger beim Vorstellungsgespräch überzeugte: „Wir saßen im alten Lindenhof in Norderstedt, er war mir mit seiner Lederhose sofort sympathisch. Und dann haben wir die künftige Zusammenarbeit gleich mit vielen Gläsern Bier begossen.“

Für die Spieler war Rieger nicht nur Masseur, sondern auch wichtiger Seelsorger: „Hermann war immer für uns da“, sagte Memering, „er hat sofort gemerkt, wenn es jemandem nicht gutging, und gefragt: Burschi, was ist los?“ Und auch für Töfting ist klar: „Hermann war der beste Mann beim HSV. So einer kommt nie wieder.“

In seiner Rede auf der Bühne vor der Nordtribüne hob der Vorsitzende Carl Jarchow die extreme Herzlichkeit, Offenheit, Hilfsbereitschaft und den Optimismus Riegers in jeder Lebenslage hervor: „Hermann, wir sind dankbar, dass du bei uns warst.“ Wenig später schlug der frühere Präsident Dr. Wolfgang Klein vor, ein Denkmal für Rieger in der Nähe des Uwe-Seeler-Fußes zu errichten: „Solch ein Denkmal sollte beispielhaft stehen für großartige Leistungen von vielen Menschen.“ Der Vorschlag wurde mit langem, bestätigendem Applaus beantwortet – auch vom Vorstand.

Während der 70-minütigen Feier, von Superintendent Wilhelm Helmers aus Bremervörde geleitet, sang mehrfach der von Rieger so geschätzte Chor Viddel 12, ein bewegender Moment war auch das „Ave Maria“, gefühlvoll präsentiert von der Sopranistin Luise Hansen. Und als am Ende Lotto King Karl „Hamburg, meine Perle“ anstimmte, gingen alle HSV-Schals nach oben. Noch einmal erschallte „Hermann Rieger, du bist der beste Mann“, dann verließ die Trauergemeinde still das Stadion. Ganz sicher: Wenn Hermann Rieger irgendeine Chance hatte, sich diese Andacht von oben anzuschauen, wird er eine Träne der Rührung verdrückt haben. Wie formulierte es Dr. Klein? „In Hamburg sagt man Tschüs. Doch das heißt hier: Willkommen Hermann, im Kreis der unsterblichen HSV-Legenden.“

„Hab dich schon lang nicht mehr geseh’n, doch kommt es mir genauso vor, als ob es gestern wär, als wir jung war’n, groß und stark und so verschwor’n, wann hat dein Lotse dich denn bloß verlor’n?“