Ilicevic droht länger auszufallen. Slomka will die Abwehr stärken und begnadigt Rajkovic. Badelj trainiert wieder, van der Vaart noch nicht. Statistik spricht gegen den HSV. Dortmund kommt mit Reus.

Hamburg. Es spricht wahrlich nicht viel für eine Trendwende beim HSV vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund am Sonnabend (15.30 Uhr / Liveticker auf abendblatt.de). Ein paar Fakten gefällig? Der BVB stellt mit 51 Treffern die zweitstärkste Offensive hinter dem FC Bayern. Der HSV ist mit 51 Gegentoren bekanntermaßen die Schießbude der Liga. Dortmund ist zudem die zweitbeste Auswärtsmannschaft - natürlich auch hinter den Münchnern. Die Hamburger mit nur sieben Punkten aus zehn Partien inzwischen das schlechteste Heim-Team. Zu allem Überfluss ist Nationalspieler Marco Reus pünktlich wieder einsatzbereit. „Er hat einen 100-Prozent-Test gemacht und ist wieder fit“, sagte Dortmunds Trainer Jürgen Kopp. Das kann ja heiter werden bei der Premiere von Trainer Mirko Slomka...

Doch schier aussichtslose Situationen erfordern manchmal eben auch besondere Maßnahmen, also begnadigt der neue Trainer Abwehrspieler Slobodan Rajkovic. Zur Erinnerung: Der Serbe war bereits unter Thorsten Fink in Ungnade gefallen und in die U23-Mannschaft verbannt worden. Auch unter Bert van Marwijk spielte der 25-Jährige trotz eines Vertrags bis 2015 keine Rolle mehr. Kann Rajkovic die desolate Devensive zusammenhalten?

„Rajkovic macht einen sehr aggressiven Eindruck und ist im Training sehr konzentriert“, lobte Slomka den zuletzt abgeschobenen Profi. „Natürlich möchte ich der Mannschaft helfen“, sagt Rajkovic in der Bild-Zeitung. „Wenn ich die Möglichkeit bekomme, werde ich alles geben. Ich kann nur probieren, mich im Training anzubieten. Das mache ich seit Wochen und Monaten.

Dass Slomka in der Defensive etwas Neues probieren muss, scheint allen Beteiligten klar. 24 Gegentore in den vergangenen sieben Pflichtspielen sind ein indiskutabler Wert, der in sämtlichen europäischen Top-Ligen seinesgleichen sucht. Bei der Partie gegen den BVB geht es zunächst also darum, in der Defensive sicher zu stehen - notfalls sogar mit drei(!) Abräumern vor der Viererkette.

Sogar Mittelfeldspieler Milan Badelj könnte gegen Dortmund dabei sein: „Er trainiert heute mit. Es sieht gut aus“, sagte Slomka. Badelj hatte sich im Pokalspiel gegen den FC Bayern einen Bänderanriss zugezogen. Dagegen steht Rafael van der Vaart nicht zur Verfügung. Der Kapitän erlitt beim Tabellenletzten Braunschweig einen Bänder- und Kapselriss im Sprunggelenk. „Er macht erstaunliche Fortschritte“, sagte Slomka. Eventuell trainiert van der Vaart nächste Woche mit dem Team.

Verzichten muss der HSV auf Ivo Ilicevic. Der 27-Jährige hat das Training am Donnerstag abgebrochen. Es bestehe der Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel, teilten die Hamburg mit. Aufschluss soll eine Untersuchung am Freitag geben. Der Kroate hatte gute Aussichten auf einen Startelf-Einsatz gegen den BVB. Nun muss Slomka umdisponieren.

„Wir haben alle Möglichkeiten, zu Hause gegen jeden Gegner zu gewinnen“, sagte Slomka, der die Mannschaft aufforderte, im Kampf um den Klassenerhalt nicht aufzugeben. Slomka: „Das Spiel gegen Dortmund ist eine Zwischenstation auf einem sehr, sehr langen Weg. Wir müssen permanent versuchen, Höchstleistung zu bringen. Wir haben weiter die Chance, noch die zwei nötigen Tabellenplätze nach oben zu klettern.“ Der neue HSV-Trainer glaubt sogar an einen Sensations-Coup gegen den Champions-League-Achtelfinalisten. „Wir sollten nie über Wunder reden. Wenn wir drei Punkte gegen Dortmund holen sollten, ist es das Ergebnis harter Arbeit“, so Slomka.

Klopp schwor seine Profis auf eine entsprechende Gangart ein: „In Hamburg wird es sehr speziell. Am Samstag werden keine B-Noten verteilt. Der künstlerische Wert ist irrelevant.“

Ein paar Statistiken sprechen dann aber doch für den HSV: Dortmund gewann nur eines seiner letzten sieben Gastspiele beim HSV. Zudem haben die letzten sechs Vorgänger von Slomka bei ihrem Debüt alle nicht verloren. Die entscheidenden und (über)lebenswichtigen Partien für den HSV kommen allerdings erst danach: Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg, VfB Stuttgart, SC Freiburg heißen die Gegner im März. Beim HSV hoffen die Fans dann auf ein Frühlingserwachen ihres Clubs.