Der Ex-Trainer der Hamburger sieht das Problem des HSV auch in der übertriebenen Erwartungshaltung. Fink konnte seine Entlassung nicht nachvollziehen. Auch Mainz-Manager Heidel teilt gegen die HSV-Führung aus.
Hamburg. Der frühere Trainer Thorsten Fink hat die Umstände seiner Entlassung beim HSV scharf kritisiert und als ursächlich für die derzeitige Misere des Tabellen-17. ausgemacht. „Das Problem ist immer dasselbe: Es wird zu viel erwartet“, sagte Fink.
„Als ich den HSV im Oktober 2011 auf dem letzten Tabellenplatz übernommen habe, hat Franz Beckenbauer gesagt: 'Diesem Klub kann nur ein Zauberer helfen.' Obwohl ich kein Zauberer bin, haben wir den Klassenerhalt geschafft, sind im Jahr darauf Siebter geworden“, fügte Fink an: „Und was passiert? Ich werde nach fünf Spielen der Folgesaison entlassen, obwohl wir den Klub eigentlich in ruhigen Fahrwassern hatten. Danach ging alles durcheinander“, sagte der 46-Jährige.
Er sei überzeugt, dass der HSV mit ihm „nicht da unten drin stehen würde“. Es gebe HSV-Spieler, „die nicht die Leistung für das bringen, was sie verdienen“. Das ganze Gefüge stimme nicht. Zudem hätte er vor der Saison gern den ein oder anderen Führungsspieler ausgetauscht. Das sei aus finanziellen Gründen allerdings nicht möglich gewesen.
Heidel kritisiert den HSV scharf
Auch Mainz-Manager Christian Heidel kritisiert die Führungsgremien der Hamburger. „Klubs wie der HSV glauben wirklich, dass sie Spieler für 15 Millionen Euro kaufen müssen, weil das zum Glanz des Traditionsklubs und der Weltstadt passt“, sagte Heidel im Interview am Dienstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Aber das Gesamtkonzept stimmt einfach nicht.“
Heidel sagte, er könne „da nur noch drüber schmunzeln, wenn dort Aufsichtsräte erzählen, dass zum Beispiel ein neuer Manager sein Konzept dem Gremium präsentieren soll.“ Das sei, so der 50-Jährige, „grundfalsch“, vielmehr müsse der Verein das Konzept vorgeben. „Beim HSV kommt stattdessen alle paar Monate ein neuer Trainer oder Manager mit seinem Konzept, und alles wird wieder auf den Kopf gestellt.“
Die Vereinsstruktur beim HSV sieht Heidel nicht als Problem in der Hansestadt. „Wenn der Aufsichtsrat mal ein Konzept für den Verein erarbeiten würde, das über Jahre verfolgt wird, dann ist das auch in diesem Konstrukt machbar“, sagte Heidel: „Aber der HSV agiert nicht, er entwickelt nichts selbst.“ Der Manager kritisierte, dass eine Philosophie im Verein nicht erkennbar sei: „Nur die Raute im Herzen reicht da nicht.“
Auch die HSV-Ikone Felix Magath blieb von Heidels Kritik nicht verschont. Er schätze Magath, aber „über seine Facebookseite die Entlassung eines Kollegen und des Sportchefs zu fordern und sich die Zustimmung von ein paar hundert Followern zu suchen, fand ich schon sehr grenzwertig“, sagte Heidel: „Wie wichtig die Raute war, hat man dann einen Tag später gesehen.“ Nach seiner Absage an den HSV hatte Magath als Teammanager beim englischen Erstligisten FC Fulham unterschrieben.