Der HSV hat in Coach Mirko Slomka den Nachfolger für Bert van Marwijk gefunden. Ein teures Unterfangen, aber der neue Hoffnungsträger ist der letzte Trumpf, den der Krisenclub im Abstiegskampf ziehen konnte.

Hamburg. Unter Mirko Slomka weht beim HSV ein anderer Wind. Der neue Trainer hat seine Ankündigung in die Tat umgesetzt und längere Übungseinheiten in Hamburg eingeführt. 105 Minuten dauerte am Dienstag die erste von zwei Schichten, bei der es für die Profis ordentlich zur Sache ging.

Unter Vorgänger Bert van Marwijk wurde in der Regel nur einmal täglich und lockerer trainiert; zumeist war schon nach 60 Minuten Schluss. Jetzt mussten die Spieler ausgiebig rennen, grätschen und im abschließenden Trainingsspiel Kombinationen und Torschüsse einüben. Ab sofort sollen ohnehin zwei Doppelschichten pro Woche gefahren werden.

Doch schafft Slomka mit dem HSV nach sieben Punktspiel-Pleiten in Serie und Rang 17 auch die Wende und damit den Nicht-Abstieg? Stimmen Sie auf abendblatt.de ab.

Mit der Verpflichtung des dritten Trainers in dieser Saison hat der HSV seinen letzten Trumpf im sportlichen Überlebenskampf gezogen. Der den ohnehin klammen Club teuer zu stehen kommt. Das Gesamtpaket mit Abfindungen für die beurlaubten Trainer Thorsten Fink (800.000) und van Marwijk (3 Millionen) sowie Slomkas Gehalt (1 Million pro Jahr plus Nichtabstiegsprämie) liegt bei mehr als sieben Millionen Euro. „Wir müssen uns wirtschaftlich an die Decke strecken“, räumte Clubchef Carl-Edgar Jarchow ein.

Fast die Hälfte der deutschen Fußballfans glaubt, dass der HSV am Saisonende zum ersten Mal aus der Bundesliga absteigen wird. Der repräsentativen Februar-Umfrage des Nürnberger Marktforschungsinstitutes puls im Auftrag des Sport-Informations-Dienstes (SID) zufolge, sehen 43 Prozent der Befragten den „Bundesliga-Dino“ in der kommenden Saison nicht mehr in der höchsten deutschen Spielklasse. 26 Prozent glauben an den Klassenerhalt, 31 Prozent haben sich enthalten.

Doch Slomka weiß, was ihn erwartet. Am 19. Januar 2010 übernahm er Hannover 96 in ähnlich prekärer Lage. Die damals auch durch den Suizid von Nationaltorhüter Robert Enke geschockten Niedersachsen belegten nach 18 Runden Platz 16. Slomka startete mit sechs Niederlagen, sein neues Team fing sich danach aber und schaffte am letzten Spieltag die Rettung. „Er hat das Team damals mit einem Kraftakt vor dem Abstieg gerettet. Ich traue ihm zu, dass er die nötigen Impulse setzen kann“, sagte HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer.

Rückkehr von van der Vaart dauert noch Wochen

Nach einem Bänder- und Kapselriss fehlte am Dienstag Mannschaftskapitän Rafael van der Vaart, der im Kraftraum arbeitete. Bis zur Rückkehr des Regisseurs auf das Spielfeld werden noch zwei bis drei Wochen vergehen, teilte der HSV am Dienstag mit. Dagegen konnte Abwehr- und Mittelfeldspieler Zhi Gin Lam am Dienstag wieder Teile des Trainings absolvieren. Am Vortag hatte das 22 Jahre alte Talent aufgrund von Adduktorenproblemen eine Trainingspause eingelegt.