Vor der richtungsweisenden Partie erhöht der HSV-Trainer den Druck. Jansen und Westermann gegen Hoffenheim auf der Bank? Das Lazarett wird immer größer. Kreuzer stärkt van Marwijk den Rücken und schließt Neuzugänge aus.

Hamburg. Vor dem richtungsweisenden Bundesligaspiel am Sonnabend bei 1899 Hoffenheim (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) hat HSV-Trainer Bert van Marwijk seine Spieler im Abstiegskampf ausdrücklich in die Pflicht genommen. „Der ganze Verein ist eingeschlafen, die Mannschaft auch“, sagte der Niederländer. „Die ersten, die wach werden müssen, sind die Spieler.“

Van Marwijk appellierte vor allem an den Charakter seiner Akteure. „Wenn einer negativ ist, schmeiße ich ihn raus“, drohte er. Die Kritik an seiner Person kann der Vizeweltmeister von 2010 nachvollziehen. „Das gehört zu diesem Beruf. Wenn so etwas passiert, bekomme ich noch mehr Energie. Ich bin verantwortlich, darüber bin ich mir bewusst“, sagte van Marwijk.

Dem 61-Jährigen bläst nach zuletzt vier Niederlagen nacheinander und dem Absturz auf den Relegationsplatz (16 Punkte) heftiger Gegenwind ins Gesicht – Hauptkritikpunkt: Van Marwijk würde trotz der sportlichen Misere zu wenig und zu lasch trainieren.

Oliver Kreuzer stärkt seinem Trainer vor dem wichtigen Spiel gegen Hoffenheim dennoch den Rücken: „Ich bin von Bert van Marwijk total überzeugt“, sagte der Sportchef. Kreuzer räumte zwar ein, dass die gewährte Freizeit „wie eine Belohnung“ wirke, stellte aber klar, dass diese Entscheidung in van Marwijks Ermessensbereich liege.

Im Hinblick auf das Spiel gegen Hoffenheim (18 Punkte) erwartet van Marwijk eine Trotzreaktion seiner Mannschaft. „Die Ausstrahlung muss besser sein. Leider gibt es nicht mehr viele Spieler wie Stefan Effenberg oder Lothar Matthäus, die sagen: Bis hierher und nicht weiter“, sagte der Trainer.

Auch Kreuzer erwartet einen anderen Auftritt als beim 0:3-Heimdebakel gegen Schalke. „Von der ersten bis zur 90. Minute muss die Lunge brennen. Wir müssen den Gegner niederlaufen, bis wir selbst kaputt sind.“ Einen weiteren Zugang vor dem Ende der Transferperiode am Freitag schloss er trotz der angespannten Personallage nahezu aus: „Gehen Sie mal davon aus, dass in den letzten 24 Stunden nichts mehr passieren wird.“

Jansen und Westermann auf der Bank?

Beim Trainingsspiel zehn gegen zehn testete der Coach einige personelle Veränderungen. So spielten Marcell Jansen, Heiko Westermann und Tolgay Arslan die gesamte Einheit nur in der B-Mannschaft. Normalerweise wechselt van Marwijk im Training durch, um ausreichend Eindrücke zu gewinnen.

So bildeten Slobodan Rajkovic als Linksverteidiger, Jonathan Tah und Johan Djourou in der Innenverteidigung sowie Dennis Diekmeier auf der rechten Seite die Abwehrreihe. Das defensive Mittelfeld bildete Ouasim Bouy, der nach seiner Zehenverletzung mit Schmerzmitteln trainierte, gemeinsam mit Milan Badelj. Im Mittelfeld agierten Ivo Ilicevic, Kapitän Rafael van der Vaart und Ola John. Da nur neun Feldspieler auf dem Platz standen, verzichtete der Trainer auf einen Stürmer.

Van Marwijk ließ offen, wer den verletzten Torjäger Pierre-Michel Lasogga ersetzen wird: Kandidaten sind der gelernte Stürmer Jacques Zoua oder der Mittelfeldakteur Hakan Calhanoglu. „Das sind zwei Möglichkeiten“, sagte der Coach. Sollte er am Wochenende so aufstellen wie im Training, würde der Niederländer für eine dicke Überraschung sorgen.

Im Hinspiel kassierten die Hamburger unter dem damaligen Trainer Thorsten Fink eine bittere 1:5-Heimniederlage gegen Hoffenheim.

Nächster Verletzter: Mancienne fällt aus

Das Lazarett beim HSV wird indes immer größer. Der kriselnde Bundesliga-Dino muss nun auch noch auf Michael Mancienne verzichten. Der 26 Jahre alte Abwehrspieler hat sich im Training den linken Ringfinger gebrochen und wurde bereits operiert. Wie van Marwijk am Donnerstag berichtete, steht ihm der Engländer rund vier Wochen nicht zur Verfügung. Ob Neuzugang Bouy nach seiner Zehenverletzung gegen Hoffenheim mitwirken kann, ist offen. Sein Einsatz entscheidet sich kurzfristig.

Gleiches gilt für Djourou. Der Schweizer Nationalspieler ist nach einem auskurierten Muskelfaserriss in der Wade seit Mittwoch wieder im Mannschaftstraining. „Wir müssen abwarten, ob er am Samstag schon wieder zum Kader gehört“, sagte der Trainer.

Gisdol kündigt personelle Wechsel an

1899-Trainer Markus Gisdol setzt im Kellerduell gegen den HSV auch auf den Überraschungseffekt. „Wir denken über die eine oder andere Veränderung im Kader nach“, sagte Gisdol. „Wir brauchen Typen für das Spiel.“

Der HSV, der in der Tabelle zwei Zähler hinter den Kraichgauern rangiert, sei zwar „ein angeschlagener Gegner“, meinte Gisdol. „Wir müssen den Fokus aber auf uns legen, unsere Leistung abrufen.“

Fraglich ist der Einsatz von Außenverteidiger Fabian Johnson, der während der 0:4-Niederlage beim 1. FC Nürnberg am vergangenen Wochenende einen Bruch der rechten Mittelhand erlitten hatte. Stürmer Kevin Volland (Zehenverletzung) wird hingegen in der Startelf erwartet. Auch Routinier Sejad Salihovic ist nach überstandener Oberschenkelverletzung wieder fit.