Die statistischen Werte belegen eine mangelhafte Berufseinstellung der HSV-Profis gegen Schalke 04. Die Fans sind stinksauer, der Kapitän redet vom Abstieg – hat er recht? Umfrage bei Abendblatt.de

Hamburg. Schonungslos legte Trainer Bert van Marwijk nach der desaströsen 0:3-Heimniederlage des HSV gegen Schalke 04 die Finger in die Wunde. „Wir müssen giftiger sein, auch untereinander“, ärgerte sich der Niederländer. Und damit brachte er die zahlreichen Defizite seiner Profis mit nur einem Satz auf den Punkt.

Die Statistik der HSV-Spieler beim Rückrundenauftakt liest sich tatsächlich wie eine Arbeitsverweigerung: Insgesamt liefen die Hamburger in 90 Minuten nur 112,04 Kilometer, das ergibt rund 8,5 Kilometer pro Spieler. Zum Vergleich: Die Schalker kamen auf 118,01 Kilometer (9,1 km pro Spieler). „Die Mannschaften, die unten stehen, sollten mehr tun, um Spiele zu gewinnen. Das gehört zu den Dingen, die wir ändern müssen“, sagte Sportdirektor Oliver Kreuzer dazu.

In den 90 Minuten kamen ganze drei Schüsse auf das Schalker Tor: Den Freistoß von Rafael van der Vaart (39. Minute) und den Versuch von Marcell Jansen eine Minute später parierte Torwart Ralf Fährmann, Milan Badelj traf nur das Lattenkreuz (80.). Anders die Schalker, die auf insgesamt neun Torschüsse kamen. „Wir hatten mehr Ballbesitz und haben mehr Zweikämpfe gewonnen, aber wenn man die Situationen nicht besser ausspielt und die Tore so einfach weggibt, dann kann man nicht gewinnen“, ärgerte sich van Marwijk zurecht.

Dass sich die Hamburger ihrem Schicksal ergaben und die kämpferische Einstellung vermissen ließen, belegt die wohl erschreckendste Statistik: Nur neun Fouls begingen die HSV-Profis und kein Hamburger sah eine Gelbe Karte. „Mir fehlt da Aggressivität und Rücksichtslosigkeit meiner Spieler“, so der Trainer. „Keine Gelbe Karte im Abstiegskampf ist auch ein Signal“, ergänzte Kreuzer.

Durch die inzwischen vierte Niederlage hintereinander rutschte der HSV auf Relegationsplatz 16 ab – Abstiegskampf pur! „Ich hoffe, dass die Jungs es jetzt begriffen haben. Es muss sich in den Köpfen etwas ändern, wir spielen nur noch um den Klassenerhalt, aber es geht nichts von selbst. Ich erwarte jetzt gegen Hoffenheim eine Antwort von den Spielern“, sagte van Marwijk.

Denen fällt momentan aber auch nichts Besseres als die bekannten Durchhalteparolen ein – wenn sie sich überhaupt noch den Fragen der Journalisten stellen. „Wir müssen die Arschbacken zusammenkneifen“, sagte Heiko Westermann in der „Bild“-Zeitung. Jansen verwies auf einen „gebrauchten Tag“. „Es wird langsam eng. Wenn wir so weiterspielen, steigen wir ab“, brachte van der Vaart die Situation auf dedn Punkt. „Wir bekommen zu einfache Tore, treffen die falschen Entscheidungen. Ich weiß auch nicht mehr, was ich sagen soll. Ich erzähle immer nur das Gleiche, das nervt langsam.“

Inzwischen haben die Hamburger selbst ihre enthusiastischsten Fans vergrault. Am Sonntag war die Arena in der Schlussphase nur noch gut zur Hälfte gefüllt. Van Marwijks Kommentar dazu klingt fast schon resignativ: „Dass die Zuschauer eher nach Hause gegangen sind, kann ich sehr gut verstehen. Ich wäre auch eher gegangen.“