Nach der verdienten Niederlage gegen den FCA ist der Höhenflug des HSV beendet. Die 0:1-Pleite war das schlechtestes Spiel unter Trainer Bert van Marwijk. Jetzt geht es gegen den FC Bayern München.

Hamburg. Nach dem katastrophalen Heim-Auftritt platzte Oliver Kreuzer der Kragen. „Mit dieser Leistung kriegen wir nächste Woche bei den Bayern zwölf Dinger. Wir waren heute vom Kopf her nicht bereit“, motzte der Sportchef des Hamburger SV nach der verdienten 0:1 (0:1)-Pleite seines Teams gegen das Überraschungsteam vom FC Augsburg. Eine Woche vor der Partie beim Liga-Giganten FC Bayern in München schrillen an der Elbe mal wieder die Alarmglocken.

Selbst der sonst eher zurückhaltende Bert van Marwijk sparte nach dem unerwarteten Rückschlag im Kampf um den Europacup nicht mit Kritik an seinen Spielern. Der HSV-Coach sprach nach seinem neunten Spiel auf der Hamburger Trainerbank von seiner „größten Enttäuschung. Das ist ein schlechter Tag für den Klub und für mich auch.“

Anstatt mit 19 Zählern erstmals in dieser Saison in die obere Tabellenhälfte zu klettern und endlich wieder an den Europacup-Plätzen zu schnuppern, geht der Blick als 13. erst einmal wieder nach unten. „Wir haben keinen Biss gezeigt und fast alles falsch gemacht“, kritisierte van Marwijk vollkommen zu Recht. Sein Team sei zu „naiv in den Zweikämpfen“ und „ohne Mut“ aufgetreten.

Tatsächlich wirkten die Norddeutschen ohne ihren aus den bekannten privaten Gründen fehlenden Kapitän Rafael van der Vaart über die gesamten 90 Minuten verunsichert. Nichts war zu sehen vom Selbstvertrauen der letzten Spiele, als die Hamburger Formkurve sowohl in der Liga (3:1 gegen Hannover 96, 1:1 beim VfL Wolfsburg) als auch im Pokal (2:1 gegen den 1. FC Köln) deutlich nach oben gezeigt hatte.

„Das war ein Scheißspiel“, resümierte Nationalspieler Marcell Jansen treffend. Keine Spielkontrolle, wenig Kreativität, kaum Torchancen: Ohne ihren Spielmacher fanden die Gastgeber in keiner Phase ihren Rhythmus und ließen sich von den Augsburgern, die zuvor neun ihrer letzten elf Partien auf fremdem Platz verloren hatten, zeitweise im eigenen Strafraum einschnüren. Schon zur Pause pfiffen sich die Hamburger Fans die Seele aus dem Leib.

„Augsburg musste nie wirklich schwitzen“, moserte Jansen und kritisierte mit Blick auf den Gegner die Einsatzbereitschaft seines Teams: „Man sieht, was man mit guter Einstellung und gutem Zweikampfverhalten erreichen kann.“ Am Ende konnten sich die Hausherren sogar bei Keeper René Adler bedanken, dass die vierte (!) Niederlage im siebten Heimspiel nicht höher ausfiel.

Youngster Maximilian Beister warb dagegen um Geduld. „Der Rückschlag kam zwar überraschend, doch wir sind noch sehr jung und stecken mitten in der Entwicklungsphase“, sagte der Offensivspieler, der in München aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt sein wird. Seine Mannschaft müsse jetzt schnell die Lehren aus der Niederlage ziehen.

Ersatz-Regisseur Hakan Calhanoglu, der dem Hamburger Spiel nicht wie zuletzt die notwendigen Offensiv-Impulse gegeben hatte, äußerte den frommen Wunsch: „Wir müssen in München versuchen, eine Mauer hinzustellen.“ Die allein dürfte bei den Bayern allerdings kaum reichen.

Die Augsburger genossen ihren zweiten Auswärtssieg der Saison unterdessen in vollen Zügen. Mit seinem furchtlosen Auftreten knüpfte das Team von Trainer Markus Weinzierl nahtlos an seine starke Vorstellung aus dem Pokalspiel gegen die Bayern (0:2) drei Tage zuvor an. „20 Punkte bedeuten für uns einen sehr schönen Blick auf die Tabelle – nicht mehr und nicht weniger“, sagte Weinzierl, der mit der Hereinnahme von Raul Bobadilla ein goldenes Händchen bewies.

Der Startelf-Debütant, der überraschend den Vorzug vor Sascha Mölders und Arkadiusz Milik erhalten hatte, sorgte nach Vorlage von Halil Altintop für das Tor des Tages (18.). „Wir waren heute wie Tiger“, sagte Bobadilla, „jeder ist für jeden gelaufen“. Seine Mannschaftskameraden hätten ihm den Treffer nach seiner langen Pause (Innenbandriss) vorhergesagt. Augsburg blieb im dritten Ligaspiel nacheinander ungeschlagen und ohne Gegentor.

Vom Europacup will im Schwabenland trotzdem keiner etwas wissen. „Wir fangen jetzt nicht an zu träumen“, sagte FCA-Manager Stefan Reuter. Ein wenig angriffslustiger gab sich dagegen Trainer Weinzierl: „In den verbleibenden zwei Spielen wollen wir nochmal alles raushauen“, sagte der Coach. So wie die Mannschaft zurzeit spiele, „hab ich vor keinem Gegner Angst“.

Der HSV muss nun am kommenden Sonnabend nach München reisen. Der FC Bayern gewann am Sonnabend in Bremen mit 7:0. Das letzte Aufeinandertreffen des HSV mit dem deutschen Rekordmeister endete desaströs mit 2:9.