Seine Freistöße sind eine Augenweide: Schon mit 19 Jahren hat sich Calhanoglu einen Stammplatz beim HSV gesichert und soll eines Tages van der Vaart beerben. Angebote von türkischen Clubs lassen ihn kalt.
Hamburg. Er ist nur schwer vom Ball zu trennen, hat eine tolle Spielübersicht und zudem eine hohe Passgenauigkeit – Hakan Calhanoglu hat beim HSV voll eingeschlagen.
Der Bundesligist verpflichtete den talentierten Mittelfeldspieler bereits im Sommer 2012, ließ ihn aber noch ein Jahr beim Karlsruher SC in der 3. Liga reifen. Mit 17 Toren hatte er großen Anteil am Wiederaufstieg des KSC. Beim HSV startete er vor zwei Monaten so richtig durch, als Trainer Bert van Marwijk kam. „Ich mag diese kreativen Typen“, lobt der ehemalige Bondscoach den aufstrebenden Youngster.
„Der Unterschied zwischen der 1. und der 3. Liga ist schon groß“, erzählt der 19 Jahre alte Profi. „In der Bundesliga stehen die Mannschaften taktisch besser. Einerseits wird jeder Fehler gleich mit einem Gegentreffer bestraft, andererseits hat man auch mehr Räume.“ Diese Räume hat er in der Bundesliga bereits für vier Treffer und drei Vorlagen genutzt.
Van Marwijk sieht in ihm sogar einen potenziellen Spielmacher. Nach der Bänderverletzung von Rafael van der Vaart wurde der türkische Nationalspieler auf die „10“ hinter den Spitzen gestellt. „Natürlich spürte ich von Außen einen großen Druck. Ich bin erst 19 Jahre alt und Rafael ist schwer zu ersetzen“, gibt er zu. Calhanoglu erledigte die Aufgabe mutiger, als es ihm manch einer zugetraut hätte. Langfristig sieht er sich allerdings doch eher im linken Mittelfeld: „Als Außenspieler ist man freier. Meist kommt es zu Eins-gegen-Eins-Situationen. Das mag ich sehr. Auf der Zentralposition sind viel mehr Gegenspieler um einen herum.“
Zu den großen Stärken Calhanoglus zählen die Freistöße. Gegen Wolfsburg traf er aus mehr als 35 Metern. Für HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer sind die Standards seines Jungstars „echte Waffen“. Die Schussgenauigkeit hat der Kicker nicht zuletzt seinem Vater zu verdanken. Als sie noch gemeinsam auf einem Bolzplatz in Mannheim trainierten, stellte sich sein Vater ins Tor. Der kleine Hakan sollte allerdings nicht ins Netz, sondern stattdessen den Pfosten oder die Latte treffen. „Deswegen wurde mein Schuss immer besser“, erklärt er. Noch heute macht er diese Präzisionsübung gerne.
Mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten hat Calhanoglu längst Begehrlichkeiten anderer Clubs geweckt. Besonders die Top-Vereine aus der Türkei sollen interessiert sein, ihn aus seinem Vertrag bis 2016 herauszukaufen. Der Deutsch-Türke sieht seine Zukunft allerdings in Hamburg, wo er mit dem HSV Großes vor hat. „Wir wollen uns irgendwann auch wieder für Europa qualifizieren“, meint er zuversichtlich.