Der türkische Nationalspieler wird aller Voraussicht nach gegen Hannover den verletzten van der Vaart im zentralen Mittelfeld ersetzen. Ist Calhanoglu mit 19 Jahren soweit das HSV-Spiel zu lenken?

Hamburg. Das hat sich Bert van Marwijk sicher anders vorgestellt. Der nicht gerade für seine Rotation bekannte HSV-Trainer muss für das Nord-Derby gegen Hannover 96 am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) umstellen.

Grund: Spielmacher Rafael van der Vaart verletzte sich während der Länderspielpause und Tolgay Arslan fehlt wegen einer Gelbsperre. Zudem muss van Marwijk weiter auf Dennis Diekmeier, Zhi Gin Lam und Kerem Demirbay verzichten.

Talent Hakan Calhanoglu dürfte nun die Chance im zentralen Mittelfeld bekommen, auch wenn der Deutsch-Türke sich laut Sportdirektor Oliver Kreuzer lieber auf der Außenbahn sieht. „Er sieht sich selbst nicht so als Zehner, sondern lieber auf der Außenbahn. Aber ich denke, er kann auf der Position sehr gut spielen.“

Der 19-Jährige bringt alles mit um die Rolle von van der Vaart auszufüllen – Kreativität, Übersicht, Lauffreudigkeit und Schussstärke. Doch ob der Jung-Profi auch die große Verantwortung tragen kann, hat er noch nicht unter Beweis gestellt.

Van Marwijk hält große Stücke auf Calhanoglu

Calhanoglu, der vergangene Saison noch in der 3. Bundesliga für den Karlsruher SC auflief, befindet sich noch im Gewöhnungsprozess an das Level in Deutschlands höchster Spielklasse.

Trainer van Marwijk mag kreative Fußballer wie Calhanoglu. Ganz anders als bei Vorgänger Thorsten Fink, der den Deutsch-Türken nur als Ersatz für van der Vaart aufbot, darf Calhanoglu nun neben dem Kapitän auf der linken Seite wirbeln.

"Solche Spieler sind jung, individualistisch und kreativ. Aber sie machen auch Fehler", sagt van Marwijk. "Wenn ich ihn immer herausnehme, wird er sich nicht verbessern. Man muss ihm Vertrauen geben." Aber auch Mängel aufzeigen.

Calhanoglu hat seit seiner Ankunft beim HSV auch viel über sich selbst gelernt. "Ich dachte schon vorher, dass ich richtig gut am Ball bin. Dann kam Bert van Marwijk und zeigte mir mit seinen Passübungen meine Defizite – es war krass zu sehen, wie viele Fehler ich noch mache."

Van der Vaart hält große Stücke auf den 19-Jährigen: "Hakan ist riesig veranlagt. Er ist torgefährlich, schlägt tolle Standards, ist ein super Typ." Der Holländer ist überzeugt, dass der HSV auch ohne ihn gegen Hannover gewinnt. „Davon bin ich überzeugt. Die Jungs gewinnen auch ohne mich. Wir haben große Qualität in der Mannschaf.“ Der 30-Jährige traut Calhanoglu auch die Rolle auf der „Zehn“ zu.

Auch Marcell Jansen ist überzeugt von ihm. „Hakan hat schon öfter in der Mitte gespielt, seine Entwicklung sehe ich sehr positiv“, sagte der Nationalspieler, der sich nun auf einen neuen Vordermann einstellen muss, „wir sind stark genug, Spiele auch ohne Rafa zu gewinnen.“

Van der Vaart hofft auf baldige Rückkehr

Van der Vaart versucht nach einem Anriss des Außenbandes und Riss des Innenbandes im rechten Sprunggelenk so schnell wie möglich wieder fit zu werden. Vier bis fünf Wochen Pause sind bei diesen Verletzungen normal. Van der Vaart, der sich die Verletzung während des Länderspiels der Niederlande gegen Kolumbien zugezogen hat, soll konservativ behandelt werden, mit Eisbad, Strom und Lymphbehandlung, das ganze Programm der modernen Sportmedizin eben. Damit er eben so schnell wie möglich zurückkehrt.

Der 30-Jährige hatte sich in den vergangenen Wochen unter Trainer van Marwijk wieder in prächtiger Verfassung präsentiert, war Dreh- und Angelpunkt des HSV-Spiels. „Es schmerzt, wenn solch ein Spieler nicht dabei ist“, sagte Kreuzer.

„Ich werde alles dafür tun, um so schnell wie möglich auf den Platz zurückzukehren“, erklärte van der Vaart selbst, der am Vorabend noch über „starke Schmerzen“ klagte. Das letzte Spiel des Jahres gegen Mainz 05 am 21. Dezember ist sein Ziel.