Ein Kommentar von Alexander Laux
Jeder Vater, der schon einmal freiwillig seinen Lieblingsplatz geräumt und dem mit einem neuen Führerschein ausgestatteten Nachwuchs das Lenkrad des geliebten Autos überlassen hat, kennt diese Situationen, in denen absolute Kontrolle gefragt ist: das Durchdrücken der Beine vermeiden, entspanntes Lächeln aufsetzen und Mut zusprechen – selbst wenn der gerade begangene Fehler des oder der 18-Jährigen noch so sehr dazu geeignet wäre, lautstark einen unverzüglichen Platzwechsel anzuordnen.
Als Erziehungsberechtiger der HSV-Profis steht Bert van Marwijk in dieser Woche vor einer ähnlichen Entscheidung. Soll der Trainer Lasse Sobiech in Leverkusen, wo ein Stefan Kießling im Angriff sein Unwesen treibt, erneut ans „defensive Steuer“ lassen oder dem 22-jährigen Talent eine regenerative Pause gönnen?
Vieles spricht dafür, dass der Innenverteidiger eine weitere Bewährungschance bekommt. Ein markantes Merkmal von van Marwijks Führungsstil, das war schnell zu erkennen, ist es, die Mannschaft nicht Woche für Woche durcheinanderzuwürfeln, wie es Vorgänger Thorsten Fink gerne tat, sondern ihr mit konstantem Personaltableau Sicherheit zu geben. Gerade für junge Spieler wie Sobiech ist es extrem wichtig zu wissen, dass sie Fehler machen dürfen, ohne gleich ihren Platz zu verlieren. Und sie müssen die Möglichkeit bekommen, beim nächsten Mal keinen Totalschaden zu verursachen, um im Bild zu bleiben, und neue, positive Erinnerungen schaffen, ähnlich, wie es Freiburgs Oliver Baumann nach seinem Albtraum-Auftritt gegen den HSV eine Woche später gelungen ist.