„Ich habe auch mal sieben Spiele in Folge für den HSV getroffen“, sagt der Kapitän, der noch auf eine Vorlage des Stürmers wartet. So oder so sind van der Vaart und Lasogga Hamburgs Serienhelden.

Hamburg. Die Serie (lateinisch: serere, „reihen“, „fügen“) bezeichnet gemäß Internet-Lexikon eine geordnete Abfolge gleichartiger Ereignisse [1] oder auch eine Menge zusammengehöriger Dinge, die eine Einheit bilden [2]. Keine Auskunft erhält man in den Weiten des Netzes bedauerlicherweise darüber, ob bereits vier Spiele ohne Niederlage zu [1] oder zumindest zu [2] zu zählen sind, was es nicht ganz einfach macht, die vergangenen HSV-Ergebnisse unter Neu-Trainer Bert van Marwijk sogar als Erfolgsserie zu bezeichnen. „Wir haben einfach einen guten Lauf“, sagt Sportchef Oliver Kreuzer, der sich somit am Tag nach dem kuriosen 3:0-Sieg in Freiburg geschickt aus der semantischen Verantwortung stiehlt.

Ganz so einfach ist es mit den „Hamburger Serientätern“ dann aber nicht. Zumindest als kurios darf es sehr wohl bezeichnet werden, dass mit Maximilian Beister, Rafael van der Vaart und Pierre-Michel Lasogga in Freiburg exakt das gleiche Trio ins Tor traf wie eine Woche zuvor gegen den VfB Stuttgart. Man könnte somit meinen, dass die drei zuletzt so spielstarken Offensivkräfte unter van Marwijk eine echte Einheit bilden, also nach Definition [2] eine Miniserie gestartet haben. Für eine fast schon beängstigende Maxiserie ist sogar Torjäger Lasogga verantwortlich, der das Kunststück vollbrachte, in sieben Pflichtspielen für den HSV sieben Treffer zu erzielen.

„Pierre-Michel Lasogga hat mir schon während seiner Berliner Zeit richtig gut gefallen“, sagt HSV-Chef Carl Jarchow, „vom Typus her habe ich mich für eine Verpflichtung ausgesprochen. Er setzt den Gegner permanent unter Druck, erreicht viel durch seine körperliche Präsenz, kann aber auch gut Fußball spielen. Ich bin froh, dass wir einen wie ihn haben.“ Ob der HSV den Serienkiller, wie der Stürmer aufgrund seines kompromisslosen Abschlusses vor dem Tor genannt wird, auch nach dieser Spielzeit halten kann, will und kann Jarchow nicht garantieren: „Die Berliner haben uns ganz bewusst keine Kaufoption ermöglicht – weil sie wissen, dass Lasogga jemand ist, der ihnen helfen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch völlig offen, wie das im nächsten Sommer ausgeht.“

Van der Vaart unbeeindruckt von Lasogga

Kein Ende in Sicht ist auch für die Serie oder „den Lauf“ (Kreuzer), über den sich Kapitän van der Vaart derzeit freuen darf. Mit insgesamt elf Scorerpunkten, also Tore addiert mit Vorlagen, führt der Niederländer die Liste der Besten der Liga nach zehn Spieltagen an. „Es läuft einfach super“, bemüht van der Vaart das kreuzersche Erklärungsmodell, „ich kann momentan ein bisschen weiter vorne bleiben, was meinem Offensivspiel zugutekommt“. Auch die Superserie von Kollege Lasogga hat der 30-Jährige natürlich registriert, nachhaltig beeindruckt hat sie ihn allerdings nicht: „Ich habe auch mal sieben Spiele in Folge für den HSV getroffen. Was mich aber wirklich mal interessiert: Wann legt Pierre-Michel mir auch mal ein Tor auf?“

Für die Vorlagen ist derzeit aber offenbar mit Maxi Beister eher die dritte Serienhauptfigur verantwortlich. Der 21 Jahre alte Flügelflitzer trifft zwar seit van Marwijks Dienstantritt auch nach Definition [1] in Serie, hat aber ganz nebenbei auch noch vier Treffer vorbereitet. „Ich kann momentan ganz zufrieden sein“, sagt Beister, der aus seiner ersten, vorsichtig formuliert suboptimalen Spielzeit viel gelernt haben will: „Ich arbeite jetzt mehr in der Defensive, bin dazu auch etwas kälter vor dem Tor geworden.“

Weil für jede hochklassige Serie neben einer Reihe von gut besetzten Hauptfiguren besonders die Rolle der besten Nebenrolle entscheidend ist, ließ es sich in den vergangenen Tagen kaum jemand beim HSV nehmen, die Wichtigkeit Milan Badeljs für die derzeitigen Erfolge hervorzuheben. „Gegen Stuttgart war Milan überragend, gegen Freiburg war er sogar besser“, lobt Kreuzer, der damit auf Wellenlänge mit van Marwijk liegt. „Milan war in der vergangenen Woche der Beste, und er war in dieser Woche der Beste“, sagte der Nachfolger Thorsten Finks, dem Lobhudeleien ansonsten nicht so einfach über die Lippen kommen.

Bei dem zu Saisonanfang so viel gescholtenen Kroaten machte van Marwijk allerdings gern eine Ausnahme. Badelj, der unter dem Niederländer für die Spieleröffnung aus dem defensiven Mittelfeld verantwortlich ist, hatte auch gegen Freiburg die meisten Ballkontakte (73), lief beeindruckende zwölf Kilometer und bereitete zudem das so wichtige Führungstor vor. „Das ist nun mal mein Beruf“, wehrte der eloquente Spielgestalter am Mittag nach der Gala gegen Freiburg zu wohlmeinende Komplimente energisch ab. „Manchmal spiele ich viel zu kompliziert. Und ich bin zu torungefährlich.“

Für das Toreschießen sind bei den Serientätern aber bekanntermaßen derzeit ganz andere verantwortlich: Lasogga, Beister und natürlich van der Vaart, der seine Serie gegen Borussia Mönchengladbach, gegen das er in den vergangenen zwei Spielen jeweils ein Traumtor erzielen konnte, am kommenden Sonnabend gern ausbauen würde. „Wir brauchen jetzt aber nicht sofort wieder nach oben zu schauen. Das haben wir in der vergangenen Saison schon genug gemacht“, sagt van der Vaart, der als Einheit [2] zunächst mal die geordnete Abfolge gleichartiger Ereignisse [1] nachhaltig bestätigen will.

Eine Schwäche hat das Gesetz der Serie dann aber doch: Jeder noch so schöne Lauf ist irgendwann vorbei.