Die Gerüchteküche brodelt, zahlreiche Namen geistern in Hamburg umher. Babbel, Bilic, Effenberg, Schaaf, Hrubesch, Matthäus - wer wird neuer HSV-Trainer? Ein Kandidaten-Check.
Hamburg. Nach der Entlassung von Trainer Thorsten Fink sucht der HSV einen Nachfolger. Amateur-Coach Rodolfo Esteban Cardoso und Jugendtrainer Otto Addo sollen das Team nur interimsweise betreuen. Fest steht lediglich, dass beide am Sonnabend beim Nordderby gegen Werder Bremen (15.30 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de) auf der Bank sitzen werden. Wie es danach weitergeht, ist noch ungewiss.
Sportchef Oliver Kreuzer ist nun gefordert, einen passenden Nachfolger zu präsentieren, der das Saisonziel Europa League realisieren kann. Ein Anforderungsprofil wurde bereits erstellt. „Der Nachfolger muss günstig sein und die Spiele gewinnen. Er muss die deutsche Sprache sprechen“, so Kreuzer. Über einen vermeintlichen Wunschkandidaten wollte sich der 47-Jährige noch nicht äußern. Einige Namen sickerten bislang aber trotzdem durch.
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So sollen Markus Babbel, Slaven Bilic, Thomas Schaaf und Stefan Effenberg ganz oben auf der Liste des Vorstands stehen. Am Ende könnte jedoch auch ein ganz anderer das Rennen machen: Lothar Matthäus. Der Rekordnationalspieler ist ein guter Freund von Kreuzer und gilt als dessen Wunschkandidat. In einer Abendblatt-Umfrage wünschen sich die User Horst Hrubesch als neuen Coach. Der Kandidaten-Check stellt alle genannten Kandidaten vor.
Markus Babbel
Der Europameister von 1996 scheiterte zuletzt in Hoffenheim nach miserabler Bilanz (29 Punkte aus 29 Spielen). Davor stieg er im Jahr 2011 mit Hertha BSC souverän in die Bundesliga auf und wurde nur wegen privater Vorfälle entlassen. 2009 führte Babbel den VfB Stuttgart in die Champions League und wurde in der Saison darauf wegen ausbleibenden Erfolgs entlassen. Dieser war aber wohl durch Babbels Abwesenheit aufgrund des parallel laufenden Trainerlehrgangs in Köln geschuldet. Im HSV-Blog des Abendblatts „Matz ab“ stößt der Name Babbel auf viel Kritik. Kreuzer dementiert zwar den Kontakt zu Babbel, zum Kandidatenkreis gehört er aber nach wie vor. Genauso wie…
Slaven Bilic
Der Kroate sollte bereits im Sommer 2008 Nachfolger von Huub Stevens werden, die Hamburger holten dann aber doch Martin Jol. Bilic hat bereits einige Erfolge als Trainer vorzuweisen. Mit der kroatischen Nationalmannschaft erreichte er bei der Europameisterschaft 2008 das Viertelfinale und scheiterte dort erst im Elfmeterschießen an der Türkei. Bei der EM 2012 schied Bilic mit seinen Kroaten bereits in der Vorrunde hinter den späteren Finalisten Italien und Spanien aus. Mit Besiktas Istanbul ist der Coach bei vier Siegen aus vier Spielen aktueller Tabellenführer der türkischen SüperLig. Für Bilic, der noch bis 2016 Vertrag in Istanbul hat, wäre eine Abfindung fällig, die sich der klamme HSV wohl nicht leisten kann. Zur Erinnerung: „Der Nachfolger muss günstig sein“ (Kreuzer). Eine Verpflichtung des Kroaten gilt daher als eher unwahrscheinlich. Im Gegensatz zu…
Thomas Schaaf
Bremens Ex-Trainer genießt hohes Ansehen im HSV-Vorstand. Seine Erfolge beim großen Nordrivalen sind unumstritten. Während seinen 14 Jahren als Trainer bei Werder wurde Schaaf Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger und führte die Grün-Weißen sechsmal in die Champions League. Wird nun ausgerechnet ein Urgestein des großen Rivalen aus dem Norden der neue HSV-Trainer? Eigentlich kaum vorstellbar. Möglicherweise rückt deshalb ein anderer Kandidat schärfer in den Fokus…
Stefan Effenberg
Der „Sky“-Experte ist derzeit vereinslos und ist heiß auf seine erste Trainerstation in der Bundesliga. Bei einem Angebot aus seiner Geburtsstadt Hamburg würde „Effe“ wohl nicht lange zögern. Bereits vergangene Saison stand der ehemalige Leitwolf von Bayern München kurz davor, Trainer auf Schalke zu werden. Manager Horst Heldt verlängerte dann aber doch den Vertrag mit dem damaligen Interimstrainer Jens Keller. Heuert Effenberg nun beim HSV an? Sein Manko ist allerdings die mangelnde Erfahrung als Trainer. Der 45-Jährige durfte bislang bei keinem Verein sein Können als Chefcoach unter Beweis stellen. Kreuzer könnte sich deshalb für den Liebling der Fans entscheiden…
Horst Hrubesch
Laut einer aktuellen Abendblatt-Umfrage, bei der die User über Finks Nachfolger abstimmen können, macht Hrubesch das Rennen. Der 62-Jährige kommt auf 19 Prozent der momentan knapp 2500 abgegebenen Stimmen. Viele HSV-Fans erinnern sich noch an seine famose Bilanz als Spieler bei den Hamburgern. Zwischen 1978 - 1983 war das frühere Kopfballungeheuer beim Bundesliga-Dino aktiv, erzielte 96 Tore in 159 Spielen und gewann 1983 den Europapokal der Landesmeister sowie die Deutsche Meisterschaft. Als Trainer sorgte Hrubesch beim Deutschen Fußball-Bund für Furore. Die U19 und die U21 führte er jeweils zum EM-Titel. Deshalb scheint es auch eher unwahrscheinlich, dass der DFB den aktuellen U21-Trainer ziehen lässt. Ohnehin wäre Hrubeschs mögliche Abfindung ähnlich wie bei Bilic nicht zu finanzieren. Kreuzer scheint aber ohnehin einen ganz anderen Favoriten zu haben…
Lothar Matthäus
Der Rekordnationalspieler ist ähnlich wie Fink ein Freund von Kreuzer, mit dem er von 1992 bis 1997 gemeinsam beim FC Bayern spielte und später auch bei Red Bull Salzburg zusammenarbeitete. Bereits 2011 versuchte der damalige KSC-Manager Kreuzer, Matthäus zu verpflichten. Sein Engagement scheiterte letztlich aber an dem Veto von KSC-Präsident Ingo Wellenreuther. Die Badener verpflichteten stattdessen den Norweger Jörn Andersen als neuen Trainer. Auch beim HSV-Vorstand dürfte es Kreuzer schwer haben, Matthäus als Wunschkandidaten durchzusetzen. An Matthäus würde der Deal wohl nicht scheitern. „Von meiner Seite besteht natürlich schon Interesse, mit einem vernünftigen Verein mit Perspektive auch in der Bundesliga noch mal als Trainer zu arbeiten“, sagte der TV-Experte zuletzt bei „Sport1“. Soll nun tatsächlich Matthäus den HSV nach Europa führen? Die Gerüchteküche brodelt.