Auf die aktuellen Probleme beim Hamburger SV angesprochen, reagiert HSV-Legende Ditmar Jakobs nur noch mit Verständnislosigkeit. Am Mittwoch wird der Europokalsieger von 1983 und Vize-Weltmeister von 1986 60 Jahre alt.

Hamburg. In Erinnerung geblieben ist von Ditmar Jakobs bei vielen Fußballfans nur das tragische Ende seiner großen Karriere, er selbst verschwendet kaum noch einen Gedanken daran. „Ich bin jemand, der den Blick nach vorne richtet. Mittlerweile habe ich gelernt, mit diesem Unfall zu leben“, sagt einer der besten Innenverteidiger in der Geschichte des Hamburger SV.

Am Mittwoch (28. August) wird der Vize-Weltmeister von 1986 60 Jahre alt. Durch Youtube ist das Drama im letzten Pflichtspiel des gebürtigen Oberhauseners auch jungen HSV-Anhängern, die Jakobs nie haben spielen sehen, durchaus geläufig. Am 20. September 1989 verfängt sich der Defensivspezialist im Nordderby gegen Werder Bremen bei einer spektakulären Rettungsaktion im Tornetz. Ein Karabinerhaken bohrt sich in seinen Rücken, es dauert 20 Minuten, bis Jakobs ins Krankenhaus gebracht werden kann. „Im Nachhinein hatte ich Glück, dass nicht noch mehr passiert ist“ - mehr mag Jakobs dazu nicht mehr sagen. Denn die Verletzung war weit mehr als eine hässliche Fleischwunde, eine Schädigung der Wirbelsäule drohte. Einige wichtige Nervenstränge waren durchtrennt, mehrere Dornfortsätze der Wirbel abgeschlagen. Knapp zwei Jahre eher als geplant endete eine erfolgreiche Laufbahn abrupt - mit 36 Jahren.

Zehn Jahre trug der aktuell als Versicherungsmakler arbeitende Jakobs das HSV-Trikot, in dieser Zeit gewannen die Hanseaten den Europapokal der Landesmeister (1983), den DFB-Pokal (1987) und holten 1982 und 1983 die Meisterschale. Als eher unregelmäßiger Gast in der HSV-Arena hat er für seine Nachfolger kaum ein gutes Wort übrig: „Es ist keine Trümmertruppe, aber es fehlt die Konstanz und es fehlt die richtige Mischung.“

Geradezu verständnislos reagiert der 20-malige Nationalspieler, den Toptrainer wie Branko Zebec und Ernst Happel zu einem Weltklassespieler formten, auf die HSV-Turbulenzen der vergangenen Wochen, gipfelnd in zwei freien Tagen nach der 1:5-Schlappe gegen 1899 Hoffenheim. „Bei Happel gab es auch Streicheleinheiten, wenn wir mal eine Fuhre abbekommen haben. Wenn wir aber gewonnen hatten, und das war ja leider recht oft der Fall, kam meistens die Peitsche“, erinnert sich Jakobs.

36 Spielen in Serie blieben die Norddeutschen in der Liga 1982 und 1983 ungeschlagen, jetzt sind die Bayern auf dem besten Weg, diesen Rekord zu knacken, was Jakobs gelassen sieht: „Das würde mir nicht weh tun. Wenn es überhaupt einer schaffen kann, dann sind sie es.“ Angesichts der aktuellen Misere rund um den Volkspark hat Jakobs auch keine Lust, selbst Verantwortung in der Führungsetage zu übernehmen. „Man hat mich auch nie so wirklich gefragt. In einem Aufsichtsrat mit elf Personen kann man ohnehin nichts bewegen. Das kostet nur Zeit, da sind mir im Zweifelsfall meine Enkel wichtiger“, stellt das HSV-Idol klar.

Weit mehr Freude macht ihm die Nationalmannschaft unter Joachim Löw: „Der Bundestrainer hat da eine sensationell starke Truppe zusammen. Auch bei der WM 2014 in Brasilien wird uns kaum einer schlagen können, das meine ich ganz ernst.“ Ein aktueller HSV-Profi wird ja auch kaum zu Löws WM-Wunschelf gehören…