Der aussortierte Schwede und Gojko Kacar beklagen die Art und Weise ihrer Degradierung. Sportchef Oliver Kreuzer, der beide telefonisch nicht erreichen konnte, widerspricht.
Hamburg. Die letzte offizielle Ballberührung des Trainings bringt ihm nach 90 Minuten das erste Lächeln ins Gesicht. Linksflanke, Gojko Kacar springt dem Ball entgegen und köpft diesen in den Torwinkel. Der Serbe, der während der gesamten Einheit seinen Kopf gesenkt gehalten hatte, hüpft kurz hoch, zeigt die Fäuste und freut sich für ein, zwei Sekunden. Dann lässt er den Kopf wieder hängen. Die Stimmung des Nationalspielers ist auf dem Tiefpunkt angekommen. Genau wie Marcus Berg soll sich auch der 26-jährige Mittelfeldspieler einen neuen Verein suchen, ist bei den HSV-Profis aussortiert worden und trainiert ab sofort nur noch bei der U23-Mannschaft des Vereins auf der Anlage in Ochsenzoll mit. Niedergeschlagen berichtet er über seine Lage: „Es gab sicherlich schon bessere Tage für mich, es ist schlimm.“
Der Dritte im Bunde, der zu den von Trainer Thorsten Fink und Sportchef Oliver Kreuzer Aussortierten gehört, ist Robert Tesche. Der Mittelfeldspieler befindet sich allerdings zurzeit noch auf Vereinssuche im Ausland. Auch Berg hofft auf ein Engagement im südlichen Ausland, Panathinaikos Athen ist im Gespräch. Nach Schweden könnte er jederzeit gehen, aber das ist für ihn keine Option: „Ich will noch nicht zurück, obwohl ich Göteborg liebe.“ Ganz offenbar will er es sich und allen anderen in der Fremde beweisen, dass er durchaus ein erfolgreicher Profi sein kann. In Hamburg hat er es nicht geschafft. „Ich glaube und weiß, dass ich auf hohem Niveau spielen kann, aber beim HSV habe ich das wohl nicht in jedem Spiel gezeigt“, sagt der 26-Jährige selbstkritisch.
Am 16. März hat Berg eine Hüftoperation hinter sich bringen müssen, zurzeit arbeitet er an seinem Comeback. Seit einer Woche trainiert er separat mit HSV-Physiotherapeut Benjamin Ehrhorn. Der Schwede wirkt engagiert und willig, er ist bemüht, wieder in Form zu kommen. Nicht für den HSV, sondern für den neuen Arbeitgeber. In Hamburg hat er zwar noch ein Jahr Vertrag, aber auch keine Zukunft mehr: „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass ich nicht mit der ersten Mannschaft trainieren darf, und das macht mich unzufrieden. Das ist schon amateurhaft vom HSV, aber so ist die Fußballwelt.“
Seine Zeit in Hamburg fasst Berg nüchtern zusammen: „Mein erstes Jahr hier war schwer, aber dann lief es gut. Obwohl wir in der Bundesliga im Abstiegskampf standen, habe ich viel gelernt. Und dann war ich oft verletzt.“ Deswegen versetzt er sich auch in die Lage des HSV: „Es ist dann wohl so, dass sich der Verein einen neuen Spieler suchen muss. So ist das Leben ...“ Und er ergänzt: „Wenn du Tore schießt, dann ist es immer einfach, aber wenn du keine Tore machst, dann ist es schwer.“
Mit Fink und Kreuzer hat Berg zuletzt nicht mehr gesprochen. Nachdem er von seiner Degradierung in der Zeitung gelesen hatte, bat er Berater Steinar Dietz, ihm alle Gespräche abzunehmen. Berg: „Ich war ein bisschen sauer.“ Ähnlich erging und ergeht es Kacar. Der Mittelfeldspieler hat von seiner Versetzung zur U23 nach eigenen Angaben nur per E-Mail erfahren. „Ich bin aber mehr enttäuscht als sauer. Jetzt muss ich sehen, wie es weitergehen kann, mein Berater sieht sich nach einem neuen Club für mich um.“
Lange vor dieser besagten E-Mail hatte Kacar schon ein Gespräch mit Kreuzer, darin hätte ihm der Sportchef eine ungewisse Zukunft aufgezeigt, aber nicht die Degradierung zur U23 erwähnt. Die letzte Unterhaltung mit Trainer Fink liegt für Kacar sogar noch länger zurück: „Als ich verletzt war, hat Thorsten mir erklärt, dass es schwer wird für mich, weil der HSV auf meiner Position zwei neue Spieler gekauft hat – und weil auch Rafael van der Vaart gekommen sei.“ Über die Versetzung zum Training bei der U23 gab es aber auch mit dem Coach kein Gespräch mehr.
Sportchef Kreuzer ist sich trotzdem keiner Schuld bewusst. „Ich kann die Enttäuschung der Jungs verstehen, aber wir haben den Spielern frühzeitig postalisch, per E-Mail und über ihre Berater Bescheid gegeben“, sagt der Neu-Hamburger, der zudem mehrfach versucht habe, auch persönlich mit Kacar, Berg und Tesche zu sprechen. Erreicht habe er aber zunächst nur Tesche, der ab Donnerstag in Ochsenzoll mittrainieren muss, sofern er bis dahin keinen neuen Club gefunden hat.
Auch Kacar hofft nun auf einen „vernünftigen Verein“. Und obwohl sein Gehalt von 1,5 Millionen Euro auf 1,8 Millionen Euro vertraglich angehoben wird, sei Geld, so sagt er, nicht das Wichtigste. Dass sein angedachter Wechsel im Winter zu Hannover 96 nur wegen des Geldes scheiterte, stimme so nicht. Traurig ergänzt er zum Schluss: „Jetzt muss ich erst mal bei der U23 trainieren, um dann sofort für den Start bei einem neuen Verein bereit zu sein.“
Ein Zurück zum HSV, das ist Berg und Kacar klar, wird es nicht geben.