Marcus Berg, Robert Tesche und Gojko Kacar sollen mit Einzeltraining zu einem Wechsel bewegt werden. Berater deutet juristische Schritte an.
Hamburg. Ein offizieller Feiertag ist der 1. Juli nicht, einen Festtag dürfen die HSV-Anhänger beim Trainingsauftakt im Volkspark aber in jedem Fall erwarten. Mehr als 1000 Fans waren im vergangenen Jahr bei herrlichem Sonnenschein dabei, als sich Thorsten Finks Mannschaft erstmals nach der Sommerpause präsentierte. Und mindestens genauso viele Anhänger, da ist man sich beim HSV relativ sicher, dürften auch beim Trainingsauftakt in gut drei Wochen dabei sein. Ganz sicher ist man sich allerdings nur, wer an jenem Tag nicht dabei sein wird: Marcus Berg, Robert Tesche und Gojko Kacar.
"Ich habe mit Thorsten Fink besprochen, dass diese drei nicht mehr mit der Mannschaft trainieren werden", sagt Neu-Sportchef Oliver Kreuzer, der damit bereits vor seinem ersten offiziellen Arbeitstag am kommenden Dienstag die Zügel anzieht. Das von ihm aussortierte Trio soll unter der Aufsicht eines Coaches ein Einzeltraining absolvieren oder laufen gehen, darf aber nicht mehr am Mannschaftstraining teilnehmen. "Unsere gemeinsame Entscheidung soll auch ein klares Signal an die Spieler sein", sagt Kreuzer, "Details werde ich den Jungs und ihren Beratern Anfang kommender Woche mitteilen."
Der Hintergrund der Entscheidung ist klar: durch das Sondertraining sollen Berg, Tesche und Kacar, die beim HSV seit einem Jahr als Streichkandidaten feststehen, nun endlich dazu bewegt werden, sich intensiver um einen neuen Verein zu bemühen. "Natürlich ist das unser Wunsch. Und ich hoffe, dass auch die Jungs merken, dass es unter diesen Umständen keinen Sinn macht, ihren Vertrag auszusitzen", sagt der Nachfolger Frank Arnesens.
Der Däne hatte ein Jahr lang vergeblich versucht, das Trio aus wirtschaftlichen Gründen zu verkaufen. So belasten vor allem die fürstlichen Gehälter von Tesche (1,2 Millionen Euro), Berg (1,8 Millionen Euro) und Kacar (1,5 Millionen Euro) den schon im vergangenen Jahr überzogenen Gehaltsetat der Profis. Doch weder im Sommer noch im Winter konnte Arnesen die drei kostspieligen Profis transferieren. Lediglich Tesche ließ sich für fünf Monate nach Düsseldorf ausleihen, ist nach dem Abstieg der Fortuna aber vom 1. Juli an wieder offiziell beim HSV.
Wirklich überraschend dürfte die mutmaßlich harte Entscheidung Kreuzers für die Betroffenen nicht sein. Bereits vor zehn Tagen - nach der Trennung von Arnesen - hatte Trainer Fink zu den jeweiligen Beratern der Profis Kontakt aufgenommen und ihnen den Beschluss angedeutet. Im Fall von Kacar, dessen angedachter und bis ins letzte Detail ausverhandelte Transfer zu Hannover 96 im Winter erst im letzten Moment scheiterte, wurde dessen Onkel und Berater Milan bereits direkt nach Saisonende gebeten, sich um einen neuen Arbeitgeber zu bemühen.
Kacars Glück, vor drei Jahren einen unverhältnismäßig gut dotierten Vertrag beim HSV unterschrieben zu haben, scheint sich nun zu seinem persönlichen Pech zu entwickeln. Denn obwohl sich der Serbe nie etwas zuschulden hat kommen lassen, ist das vertraglich in diesem Sommer noch mal aufgestockte Gehalt des Mittelfeldmanns aus Vereinssicht nicht mehr darstellbar. So werden Kacars Bezüge von der kommenden Saison an von 1,5 Millionen auf 1,8 Millionen Euro plus Prämien aufgestockt, obwohl der 25-Jährige sportlich beim HSV keine Rolle mehr spielt.
Fink und Kreuzer sind sich einig, dass sie den aufgeblähten Kader auf 22 Profis plus drei Torhüter verringern wollen, um so den exorbitant hohen Gehaltsetat von rund 43 Millionen Euro auf unter 40 Millionen Euro zu senken. Durch den Verkauf Heung Min Sons nach Leverkusen, der in der kommenden Woche als perfekt vermeldet werden soll, dürften die Einnahmen zwar auf mehr als zehn Millionen Euro steigen. Die Ausgaben werden sich aber nur geringfügig ändern, da Son mit einem Gehalt von gerade mal einer Million Euro nicht gerade zu den Topverdienern beim HSV zählte. Durch einen Verkauf von Berg, Tesche und Kacar dürfte sich dies natürlich erheblich ändern.
Ein gewisses Risiko birgt der Entschluss, die drei Streichkandidaten nicht mehr mit der Mannschaft trainieren zu lassen, allerdings schon. So deutete ein Berater von einem der dreien, der namentlich nicht genannt werden will, im Gespräch mit dem Abendblatt an, eine Trainingsteilnahme seines Mandanten notfalls juristisch durchsetzen zu wollen. Ohnehin müsse der HSV sicherstellen, so der Agent, dass auch das Sondertraining von einem zertifizierten Fußballlehrer geleitet wird. Da aber Co-Trainer Frank Heinemann (wechselt zum VfL Bochum) und U17-Trainer Thorsten Fröhling (zu 1860 München II), die beide den erforderlichen Fußballlehrerkurs besucht hatten, nicht mehr für den HSV arbeiten, sind neben Fink und dessen Assistenten Patrick Rahmen kaum noch entsprechend qualifizierte Coaches unter Vertrag.
Über mangelnde Arbeit wird sich Kreuzer also nicht beschweren können. Am Freitag kümmerte sich der Manager aber zunächst um Zu- statt um Abgänge. So durfte sich Kreuzer darüber freuen, mit Dimitrij Nazarov (von Preußen Münster und Michael Vitzthum (VfB Stuttgart) gleich zwei Talente verpflichtet zu haben. Einziger Schönheitsfehler: Natürlich kaufte Kreuzer die beiden nicht für den HSV, sondern für seinen Nocharbeitgeber KSC. Erst von Dienstag an - das wird der eine oder andere früh genug merken - ist der 47-Jährige ausschließlich für den HSV im Einsatz.