Stadionpate Imtech möchte wegen finanzieller Schwierigkeiten sofort aussteigen, weitere Partner kündigen ebenfalls das Ende ihrer Partnerschaften an.
Hamburg. Früher oder später, das wussten beim HSV alle, musste diese Nachricht ja kommen: Stadionsponsor Imtech, der am Dienstag bekannt gegeben hatte, in Deutschland 550 Stellen abzubauen (das Abendblatt berichtete), will die Millionen-Partnerschaft mit dem HSV beenden. „Den Namensvertrag mit dem HSV-Stadion werden wir auf keinen Fall verlängern“, sagt Gerard van der Aast, der Chef des holländischen Konzerns. Dass der Namensgeber des Volksparkstadions aber aufgrund seiner wirtschaftlichen Schieflage lieber heute als morgen aus dem bis 2016 laufenden Vertrag aussteigen möchte, damit dürften beim HSV nur wenige gerechnet haben. Zwar betont van der Aast im Gespräch mit dem Abendblatt, dass der finanziell angeschlagene Konzern keine bestehenden Verträge brechen wolle, betont aber gleichzeitig: „Trotzdem wollen wir aufgrund unserer angespannten wirtschaftlichen Situation unsere Sponsoring-Engagements beim HSV, FC Bayern und VfB Stuttgart so schnell wie möglich beenden.“
Somit ist nun amtlich, was in Hamburg seit Monaten befürchtet wurde. HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke bleibt trotzdem gelassen: „Wir haben mit den Verantwortlichen von Imtech Deutschland gesprochen und gehen davon aus, dass der laufende Vertrag erfüllt wird. Mit Herrn van der Aast habe ich dagegen noch nie gesprochen.“
Das Bestreben, den vor drei Jahren für 25 Millionen Euro vereinbarten Vertrag, der in der Theorie noch drei weitere Jahre laufen soll, zeitnahe aufzulösen, ist allerdings unübersehbar. „Durch unsere wirtschaftliche Lage ist eine extreme Drucksituation aufgetreten. Wir haben gegenüber unseren Mitarbeitern, die sich Gedanken um ihren Arbeitsplatz machen, eine große soziale Verantwortung“, sagt Unternehmenssprecher Sebastian Conrad, der baldige Verhandlungen mit dem HSV ankündigt: „Wir setzen auf Offenheit und Transparenz, deswegen suchen wir weiterhin das Gespräch mit unseren Partnern – natürlich auch mit dem HSV.“
Das sich abzeichnende Ende von Imtech beim HSV ist bereits das dritte Kapitel einer Tragödie, die den Titel „Der Stadionfluch“ verdient hätte. So waren auch die Vorgänger des Gebäudedienstleisters, die seit 2001 die Namensrechte am früheren Volksparkstadion erworben hatten, in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Der Internetprovider AOL war vor zwölf Jahren die erste Firma, die sich die Namensrechte sicherte. Doch nachdem die Buchstaben auf dem Dach befestigt waren, ging das Geschäft des damaligen Weltmarktführers den Bach hinunter, 2007 musste die deutsche Niederlassung verkauft werden. Auch die Nordbank, die im Anschluss die Namensrechte übernahm, hatte kein Glück. Nach der Finanzkrise 2010 war für die Bank beim HSV Schluss, Imtech übernahm. Nun hat der HSV die zweifelhafte Ehre, als weltweit erster Club einen vierten Partner zu gewinnen, den die Geschichte des Scheiterns nicht abschreckt.
Schwierige Suche nach neuem Stadionsponsor
„Für den HSV wird es nicht einfach werden, einen vierten Partner für das Stadion zu finden“, sagt Udo Kürbs, der Chef des Fachmagazins „Sponsor News“. Denn obwohl das Geschäft mit Stadionnamen generell boome, fehle im Fall des HSV für mögliche Interessenten die Verlässlichkeit: „Es geht einem Unternehmen, das sich die Namensrechte für viel Geld sichern soll, in erster Linie darum, die eigene Marke über die Medien zu transportieren. Sehr gut hat dies in München mit der Allianz-Arena oder auf Schalke mit der Veltins-Arena funktioniert, in Hamburg dagegen leider nicht. Irgendwann haben die Leute die Nase voll.“ Lediglich Unternehmen mit Hamburg- oder HSV-Bezug wie zum Beispiel Holsten müssten laut Kürbs dieses Phänomen nicht fürchten. Potenzielle Sponsorinteressenten wie die Santander Bank, die derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Partner im Fußball ist, dürfte es dagegen abschrecken, als Namensgeber Nummer vier zu werben.
Der angekündigte Imtech-Ausstieg beim HSV ist längst nicht der einzige Sorgenfall. Ebenfalls schon entschieden ist, dass auch Trainingslagerpartner Zillertal den in diesem Jahr auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Der Grund: Die Zillertal Tourismus GmbH, die dem HSV 750.000 Euro für drei Jahre garantierte, war verstimmt, dass der Verein auch beim direkten Konkurrenten in Klagenfurt ein Trainingscamp abhält. Hilke nahm die Kündigung sportlich: „Diese Partnerschaft hat für uns einfach nicht mehr gepasst. Am wichtigsten ist bei allen finanziellen Erwägungen, dass für unser Team eine optimale Vorbereitung gewährleistet ist.“
Noch nicht offiziell, aber wohl kurz davor, ist das Ende der lukrativen Partnerschaften des HSV mit den südkoreanischen Unternehmen Hanwha Solar und Kumho Tyres, die zusammen rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr zahlen. Nach dem Wechsel Heung Min Sons zu Bayer Leverkusen deuteten beide Firmen an, dass man den am 30. Juni auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Und ohne südkoreanisches Zugpferd dürfte es den Hamburgern schwerfallen, einen solventen Nachfolger in Asien zu finden. Bis zum Saisonstart will Vorstand Hilke aber auch diese Baustelle erledigt haben: „Wichtig ist, dass wir bis zum Beginn der Saison nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb des Platzes mit allen Partnern gut aufgestellt sind.“