Beim Abstiegskandidaten 1899 Hoffenheim gab es für den HSV bislang fast nichts zu holen. Trainer Fink glaubt an das Ende einer schwarzen Serie.

Hamburg. Am Saisonende passieren die komischsten Dinge. Plötzlich schlagen die Kleinen die Großen, weil sie ums Überleben kämpfen. Wie Hoffenheim gegen den HSV. Doch am Sonnabend wird auch für die Hamburger alles anders. Glaubt zumindest HSV-Trainer Thorsten Fink, angesprochen auf die schwarze Serie in Sinsheim. Bei der TSG Hoffenheim gab es für den HSV kaum etwas zu holen. Ein Punkt in vier Spielen (0:0 im April 2011), so lautet die traurige Bilanz, bei einer Tordifferenz von 1:12. Beim letzten Auftritt in der Wirsol-Rhein-Neckar-Arena gab es im April 2012 ein 0:4. Damals befand sich der HSV mitten im Abstiegskampf und stürzte noch tiefer in die Krise.

Statt des HSV befindet sich nun Hoffenheim als Tabellen-17. in akuter Abstiegsnot und benötigt gegen den HSV unbedingt einen Sieg, um sich zumindest die theoretische Chance auf den Klassenerhalt zu erhalten. Der HSV hat seinerseits nur noch minimale Chancen auf einen Platz in der Europa League. "Der Druck liegt diesmal klar bei Hoffenheim", sagt Fink und sieht darin die große Chance des HSV: "Dieses Spiel wird anders. Ganz sicher."

Die Rückschau macht wenig Mut auf Besserung. Im Oktober 2008 unterlag der HSV bei seiner Premiere gegen den euphorisierten Aufsteiger mit 0:3. Damals nicht so außergewöhnlich, immerhin war die TSG Tabellenführer. Der negative Höhepunkt in Hoffenheim folgte am 23. April 2010. Gleich mit 1:5 musste sich der HSV dem Tabellen-13. am 32. Spieltag geschlagen geben.

Für Trainer Bruno Labbadia hatte die Pleite unangenehme Folgen: Er wurde gefeuert, obwohl der HSV vor dem Rückspiel des Europa-League-Halbfinales gegen Fulham nach dem 0:0 im Hinspiel noch realistische Chancen auf den Einzug ins Finale hatte. Techniktrainer Ricardo Moniz wurde zum Cheftrainer zu befördert.

"Damals wurden einige Spieler geschont, wir mussten in der Startelf viel umbauen", erinnert sich der damalige Kapitän David Jarolim nur ungern. "Wir haben gleich zwei schnelle Gegentore kassiert und nicht mehr in die Spur gefunden." Dass man sich kampflos ergeben hätte, will Jarolim so nicht bestätigen. Und dass damals einige Spieler gegen ihren Trainer gespielt hätten, erst recht nicht: "Wir haben tatsächlich erstaunlich schlecht gespielt, aber gerade das Europa-League-Hinspiel gegen Fulham hinter uns. Wenn das so aussah, dann höchstens deshalb, weil sich keiner vor dem Rückspiel verletzen wollte. Wir wollten Bruno Labbadia nicht loswerden." Doch der HSV ging nicht nur in Sinsheim unter, sondern vergab auch die Riesenchance auf das Finale in Hamburg (1:2 im Rückspiel gegen Fulham) - und anschließend auch seinen internationalen Startplatz.

Jarolim, der seine alten Kameraden auch aus Tschechien intensiv verfolgt, glaubt wie Fink jedoch fest an eine Kehrtwende. Warum der HSV die schwarze Serie bei Hoffenheim durchbrechen soll? "Weil der HSV heute besser ist. Hoffenheim war immer eine Mannschaft, die zu Hause sehr unangenehm aufgetreten ist. Die waren bissig, aggressiv, haben Pressing gespielt und hatten sehr schnelle Leute. Das ist diese Saison alles irgendwie anders. Da stimmt nicht mehr viel. Hoffenheim ist schwach." Allerdings könnte Hoffenheim noch mal Kraft aus dem 2:2 in Bremen gezogen haben.

"Die geben auf jeden Fall alles, weil es deren letzte Chance ist", warnt der aktuelle HSV-Kapitän Rafael van der Vaart, der seine Premiere in Sinsheim feiert. Entsprechend unbefangen geht der Niederländer ans Werk: "Das wird ein schönes Spiel, in dem für uns nur der Sieg zählt. Denn auch wir haben noch ein Ziel. Wenn auch nur mit minimal kleiner Chance."

Auch Fink setzt auf eine Überraschung des in dieser Saison unberechenbaren HSV. Fast passend dazu änderte der Coach den üblichen Trainingsablauf vor dem vorletzten Spieltag und gab seiner Mannschaft am Donnerstag, zwei Tage vor dem Spieltag, frei. "Ich glaube, der Rhythmuswechsel tut der Mannschaft in dieser Situation mal ganz gut", hofft Fink, der nicht müde wird, die letzten Optimismuskrümel der Saison einzusammeln: "Wir wollen uns die Restchance bewahren. Und ganz ehrlich: Es gab in der Bundesligageschichte sicher schon überraschendere Szenarien als eine Auswärtsniederlage Freiburgs in Fürth bei einem Sieg des HSV in Hoffenheim." Es könnte aber auch ganz komisch laufen: Freiburg und der HSV verlieren ...