Levin Öztunali geht im Sommer nach Leverkusen, darf bis dahin aber nicht mehr für den HSV spielen. Arnesen verteidigte sich im Sportclub.

Hamburg. Der Schock war Frank Arnesen am Tag danach nur noch bedingt anzumerken. Nachdem der Sportchef am Vorabend erfahren hatte, dass HSV-Supertalent und Uwe-Seeler-Enkel Levin Öztunali, 16, ablehnt, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern und stattdessen nach Leverkusen wechselt, machte der Däne am Freitag gute Miene zum bösen Spiel. „Das Leben geht weiter. Wir hätten ihn gerne behalten, aber nun können wir es nicht mehr ändern. Finanziell haben wir uns noch nie so sehr um ein Talent bemüht wie diesmal“, sagte Arnesen, der natürlich ganz genau weiß, dass die Personalie durch die Verwandtschaft zu Seeler zusätzlich emotional besetzt ist.

So dauerte es auch nicht lange, ehe am späten Nachmittag Levins Vater und Berater Mete Öztunali im Gespräch mit dem Abendblatt den Wechsel seines Sohns erklären wollte. „Die Zahlen sind nicht ausschlaggebend für uns“, sagte Seelers Schwiegersohn, „in Leverkusen wird nicht nur von Nachwuchsförderung geredet, sondern es wird auch gezeigt und in die Tat umgesetzt. Das ist eine überzeugende sportliche Perspektive, überzeugender als die des HSV, deswegen haben wir dort zugesagt.“

Besonders geärgert hat sich Öztunali über einen Satz Arnesens, den der Däne vor einigen Tagen fallen ließ: „Der Sportchef hat gesagt, dass er sich freuen würde, wenn sich Levin für die Ausbildung und für die Familie entscheidet, und nicht für das Geld. Damit hat er noch zusätzlich Druck aufgebaut.“

Auch Uwe Seeler war über die Verhandlungen und insbesondere über die Reaktion des HSV nach der Öztunali-Absage erbost. „Levin wechselt zu einem Verein, bei dem er in besten Händen ist“, sagte Opa Seeler, der dem HSV Zögerlichkeit vorwirft: „Der HSV sollte nun nicht den Schuldigen bei uns suchen. Der Verein hat es versäumt, frühzeitig etwas zu unternehmen. Immerhin wusste der HSV lange genug, worum es hier ging.“ Arnesens Entscheidung, dass sein Enkel ab sofort nicht mehr am Punktspielbetrieb teilnehmen dürfe, empfindet Seeler als „armselig“: „Das macht mich fassungslos. Levin ist ein guter Junge, der bis zum Ende alles gegeben hätte. Aber mittlerweile kann ich darüber nur lachen.“ Ob der Ärger um seinen Enkel auch sein persönliches Verhältnis zum HSV gestört hat? „Das weiß ich nicht. Ich bleibe HSVer, aber ich weiß nicht wie sich das Verhältnis mit dem Vorstand entwickelt.“

Den Vorwurf, nicht alles dafür getan zu haben, dass Öztunali beim HSV verlängert, will sich Arnesen allerdings nicht gefallen lassen. „Wir sind bis zu unserem Äußersten gegangenen“, sagte der Skandinavier, der zudem das sportliche Konzept hervorhob, mit dem er das Mittelfeldtalent halten wollte. So sollte Öztunali, der in Leverkusen bis 2018 unterschrieben hat, vom Sommer an regelmäßig bei den Profis trainieren. „In Sachen sportlicher Perspektive haben sie den Trainer vorgeschickt, das ist auch okay, aber uns hat eben sportlich etwas anderes überzeugt“, sagte Vater Öztunali, der froh ist, nun erst mal seine Ruhe zu haben.

Auch im NDR Sportclub rechtfertigte sich Arnesen am Sonntag nochmals: „Ich glaube, wir haben alles getan. Fünf sehr gute Talente gehen den Weg mit uns, einer will das nicht, dann ist das eben so. Einmal verlierst du, einmal gewinnst du“, sagte der Däne. Der U17-Nationalspieler sei nicht suspendiert worden. „Das ist Unsinn. Er ist ein Spieler von uns, und wir respektieren seinen Vertrag. Er trainiert weiter mit der U17. Aber es ist doch ganz klar, dass die Spieler, die hier sein wollen, Vorrang kriegen, und wir ihnen die Chance geben“, sagte Arnesen: „Ich finde das ganz logisch. Wir sind hier, um Spieler auszubilden - für den HSV.“