Ein Kommentar von Kai Schiller
Vielleicht wird sich der eine oder andere HSV-Fan gefragt haben, was eigentlich Sportchef Frank Arnesen am Donnerstagmittag gemacht hat, kurz nachdem die Transferliste in der Bundesliga geschlossen wurde. Die Antwort: beim Dart zugeschaut. Dort, so wurde bereits gespottet, könnte der glücklose Chefverkäufer immerhin lernen, wie man ins Schwarze trifft.
Derartige Frotzeleien sind nicht nur gemein, sie sind auch ungerecht. Arnesen, der das selbst gesteckte Ziel von Einsparungen in Höhe von 6,4 Millionen Euro in diesem Winter um mehr als fünf Millionen Euro verfehlt hat, ist in diese Transferperiode nur bedingt als Sündenbock tauglich. Es gibt plausible Gründe, warum der Däne seine Ladenhüter nicht loswerden konnte. Die Wirtschaftskrise ist einer, die fehlende Bereitschaft einiger Profis, für ihre Karriere auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten, ein zweiter. Hauptgrund ist aber ein anderer: Der HSV hat in der Vergangenheit nicht nur viel zu oft auf die falschen Spieler (Berg, Kacar) gesetzt, sondern für diese auch noch überproportional viel Ablöse und Gehalt bezahlt.
Nun sollte eben Arnesen das Kunststück schaffen, den Profis, bei denen Geleistetes und Gehalt in einem krassen Missverhältnis stehen, einen neuen Arbeitgeber zu beschaffen. Ganz frei von Schuld ist der Däne aber natürlich nicht, schließlich war er es, der zu Beginn seiner HSV-Zeit Spieler wie Ilicevic oder Rajkovic ebenso für viel zu viel verpflichtet hat. Dass er auch anders kann, bewies Arnesen im Sommer, als das Preis-Leistungs-Verhältnis bei fast allen Neuzugängen stimmte. Da hatte der Skandinavier so richtig ins Schwarze getroffen.