Zum 98. Mal gibt es in der Bundesliga das Nordderby. Nach zuletzt drei Niederlagen sagt Fink: „Wir sind im Moment besser drauf als Bremen.“

Hamburg. Wenn der HSV und Werder Bremen aufeinandertreffen, wird im Stadion selbst bei minus acht Grad der Siedepunkt erreicht. Kurzum: Die Rivalität zwischen beiden Vereinen und den dazugehörigen Fans ist so groß, dass regelmäßig Giftpfeile und manchmal gar die Fetzen fliegen. Von wegen hanseatisch vornehm, beim Nordklassiker geht es rustikal zu. Bei der 98. Bundesliga-Auflage zwischen beiden Teams werden am Sonntag (15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) rund 55.000 Zuschauer erwartet.

Aufreger gab es einige in der Derby-Historie: der brutale Kung-Fu-Tritt von Werders Ex-Torwart Tim Wiese gegen HSV-Angreifer Ivica Olic, das kuriose Papierkugel-Uefa-Cup-Aus des HSV, die peinliche 0:6-Pleite der Hamburger 2004, das bittere Karriere-Ende von HSV-Verteidiger Ditmar Jakobs, weil er sich einen Karabinerhaken des Tornetzes ins Kreuz rammte. Ein tiefer Schock ergriff die Fußball-Fans in Deutschland, als 1982 der Bremer Anhänger Adrian Maleika nach Überfall von HSV-Hooligans starb. Auch das gehört zum ewigen Nordduell.

Sportlich hatte der HSV zuletzt nichts zu lachen. In der jüngsten Vergangenheit siegte Werder 2:0, 3:1, 2:0. Da konnten die Bremer Fans nur feixen über den wütenden Hamburger Spottgesang „Was ist grün und stinkt nach Fisch? Werder Br-e-e-e-men“. Die größte Demütigung widerfuhr den Hanseaten von der Elbe, als ihnen die Hanseaten von der Weser binnen 19 Tagen sämtliche Titelchancen in DFB-Pokal, Uefa-Cup und Bundesliga raubten. „Dieses Trauma wird aus der Geschichte des HSV nicht mehr zu tilgen sein“, jammerte der damalige Vorstandschef Bernd Hoffmann.

Die Durststrecke geht HSV-Fans und -Spielern an die Nerven. „Das kann nicht so weitergehen“, stöhnte Sportdirektor Frank Arnesen und bestellte bei seinen Mannen einen Sieg. Werder-Stürmer Aaron Hunt konterte verschmitzt lächelnd: „Wir sind die letzten Jahre immer ganz gern nach Hamburg gefahren.“ Kein Wunder, denn seit Trainer Thomas Schaaf die Geschicke der Grün-Weißen von der Weser leitet, haben sie von 31 Pflichtspielvergleichen mit dem HSV 17 gewonnen. Die Hamburger bringen es nur auf acht Siege. In der Bundesliga-Siegstatistik liegt Werder mit 34:30 vorn.

HSV-Chef Carl-Edgar Jarchow nimmt auf die Befindlichkeit der Anhänger Rücksicht. „Für die Fans ist es natürlich wichtig, dass der HSV vor Werder in der Tabelle steht“, meinte der FDP-Politiker. Er selbst setzt andere Prioritäten. Oberstes Ziel sei, „dass der HSV weiter nach oben kommt. Das ist mir wichtig, Werder Bremen interessiert mich da weniger.“

Trainer Thorsten Fink und Spielgestalter Rafael van der Vaart sind schon im Derby-Fieber. „Dieses Spiel ist ganz wichtig für den Verein, für die ganze Stadt“, betonte van der Vaart. Fink orakelte: „Ich habe das Gefühl, wir sind im Moment besser drauf als Bremen.“ An der Weser ist die Stimmung angespannt. „Im Training war richtig Feuer drin. Wenn es am Sonntag beim HSV genauso ist, wäre das gut. Nur Friede, Freude, Eierkuchen darf es nicht geben“, bekannte Stürmer Nils Petersen. Denn das 0:5 gegen Dortmund schreit nach Wiedergutmachung.