Heiko Westermann profitiert bei seiner Rückkehr ins DFB-Team auch von Rafael van der Vaart. Der Kontakt zu Löw sei nie abgerissen.
Hamburg. Die Hoffnung auf das Comeback in der Nationalmannschaft hatte Heiko Westermann nie aufgegeben. Auch als der Gedanke daran noch so lächerlich erschien. Als der Hamburger SV gegen den Abstieg kämpfte, Westermann von den eigenen Fans teilweise ausgepfiffen wurde, Symbolfigur einer löchrigen Abwehr war. „Der Kontakt zu Joachim Löw ist nie abgerissen“, erzählte der ehemalige Schalker immer wieder. Dennoch war auch er überrascht, als ihn nun nach fast zwei Jahren Pause der Bundestrainer persönlich wieder zur Nationalmannschaft einlud.
Natürlich profitierte Westermann von den Verletzungen von Mats Hummels und Lars Bender sowie der Sperre von Philipp Lahm. Als innen wie außen einsetzbarer Verteidiger mit Nationalmannschafts-Erfahrung kann er Löw als defensiver Nothelfer dienen. Und eine Option für das defensive Mittelfeld nach dem Ausfall von Lars Bender und Ilkay Gündogan ist er auch. „Wichtig ist, dass ich stabil meine Leistung zeige, dann bin ich überzeugt, dass ich meine Chance kriegen werde“, sagte Westermann schon im Frühjahr.
Der 29-Jährige hat schließlich bereits 24 Länderspiele bestritten. Er war vor der Weltmeisterschaft 2010 fest für den Südafrika-Kader eingeplant. Als linker Außenverteidiger in der Stammelf war er sogar vorgesehen. Bis er sich im Trainingslager vor der Abreise einen Handknochen brach. „Das war enorm bitter“, erinnert sich Westermann.
Für 7,5 Millionen Euro wechselte er im folgenden Sommer, als Felix Magath den Kader in Schalke völlig umkrempelte, überraschend für sieben Millionen Euro Ablöse zum HSV. Aber er wurde nicht fit nach der Verletzung: „Ich habe drei Monate gebraucht.“ Entsprechend schleppend war sein Start in der Hansestadt, wo er bei all den Querelen im Umfeld auch keinesfalls intakte Arbeitsbedingungen vorfand. Keine Form, keine Anrufe von Löw. Das letzte seiner bislang 24 Länderspiele machte er am 12. Oktober 2010 beim 3:0-Sieg in Kasachstan.
Beim kriselnden HSV wurde er mangels Führungsspieler-Alternativen zum Kapitän ernannt. Woche für Woche musste er die Niederlagen erklären, wurde auf Pressekonferenzen präsentiert, musste den HSV öffentlich bei PR-Aktionen vertreten. Zusätzliche Belastungen, die nun von ihm abgefallen sind, seit Rafael van der Vaart beim HSV anheuerte. „Er hat Druck vom Team genommen. Es kam frischer Wind und die Stimmung hat sich gedreht“, sagte Westermann dem Kicker.
So ist van der Vaart letztlich nicht nur für den sportlichen Aufschwung des HSV mit zehn Punkten aus vier Spielen entscheidend verantwortlich, sondern indirekt auch für die Rückkehr Westermanns in das DFB-Team. Mit der Ankunft des Kroaten Milan Badelj konnte Westermann zudem aus der ungeliebten Sechser-Position zurück in die Innenverteidigung gehen. Das Selbstvertrauen steigt, die Sicherheit kehrt zurück.
„Ich gehe jetzt mit großer Freude zur täglichen Arbeit, es macht einfach wieder Spaß, man spürt wie es aufwärtsgeht, man merkt, wie die Mannschaft noch enger zusammengerückt ist“, sagt Westermann, „das fühlt sich alles sehr, sehr gut an.“ Die Nationalmannschaft ist da das Tüpfelchen auf dem I.