Zwei Tore von VfB-Stürmer Cacau besiegeln die erste Niederlage von Trainer Fink. Immerhin dürfen sich die HSV-Frauen auf Bayern freuen.

Stuttgart. Als Schiedsrichter Peter Gagelmann nach denkwürdigen 91 Minuten abpfiff, war Gewissheit, was zuvor manch ein Hamburger nur befürchtet hatte: Stuttgart bleibt der große HSV-Schreck. Gab es in der Bundesliga im September an gleicher Stelle noch den ersten Saisonsieg für den HSV, unterlag die Mannschaft von Trainer Thorsten Fink im DFB-Pokal-Achtelfinale vor 38 400 Zuschauern mit 1:2. Es war nach 1984, 1997 und 2001 das vierte Aus im Pokalwettbewerb gegen die Schwaben - und nach einer furiosen Schlussphase mit Sicherheit eines der unglücklichsten.

Der HSV begann, wie es Fink vor der Partie eingefordert hatte: dominant. Nach einer Eingewöhnungsphase war es Marcell Jansen, der einen der zahlreichen gefährlichen Flankenläufe von Dennis Diekmeier auf den Kopf bekam, allerdings am starken VfB-Torwart Sven Ulreich scheiterte. Nur eine Minute später verfehlte Paolo Guerrero das Tor zuerst mit einem Linksschuss, ehe der Peruaner eine weitere Diekmeier-Flanke nur deshalb nicht zur sicheren Führung nutzen konnte, weil Ulreich die Flanke in allerletzter Sekunde mit den Fingerspitzen ablenkte. Es sollte nicht Ulreichs letzte Parade bleiben.

Überraschenderweise waren es die bis dahin schwachen Schwaben, die zuerst jubeln durften. Tomas Rincón versuchte Diekmeier anzuspielen, allerdings landete sein zu schwach geschlagener Querpass bei Cristian Molinaro, der schnell auf Cacau weiterleitete. Und nachdem Bruma mit seinem zweiten Stellungsfehler den Weg frei machte, hatte der VfB-Kapitän keine Probleme, das 1:0 zu besorgen. Es war Cacaus 16. Pokaltreffer seiner Karriere. Zum Vergleich: Der Rest der Stuttgarter Startelf brachte es auf insgesamt neun Treffer. "Nach 20 Minuten haben wir uns aus dem Konzept bringen lassen und nicht mehr wie Männer gespielt", kritisierte HSV-Kapitän Heiko Westermann.

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Jansen setzte seine Pause auf dem Platz fort, Petric brachte Schwung

Was Finks Spieler folglich in der Halbzeitansprache zu hören bekommen sollten, ließ sich bereits unmittelbar vor dem Pausenpfiff erahnen, als der HSV-Trainer einem etwas übereifrigen Balljungen den zu schnell geworfenen Ball mit voller Wucht zurückwarf. So scharf, dass sich der HSV-Trainer vom vierten Offiziellen eine Ermahnung einhandelte. Frust, den der bis auf einen Kopfball unauffällige Jansen zu spüren bekam. Der Linksfuß, der extra für das Pokalspiel zuletzt geschont worden war, musste für die personifizierte Pokalhoffnung weichen: Mladen Petric.

Und dieser Wechsel brachte zunächst neuen Schwung in die HSV-Offensive. Einen schönen Doppelpass zwischen Petric und Guerrero konnte VfB-Mittelfeldmann William Kvist nur noch ins eigene Tor ablenken - das 1:1 (54.). Wer aber dachte, der HSV würde nun wieder Sicherheit gewinnen, der irrte. Wieder war es ein individueller Fehler, diesmal schlief Gökhan Töre, der die erneute Stuttgarter Führung herbeiführte. Und wieder war es Molinaro, der Cacau dessen insgesamt 17. Pokaltreffer mustergültig vorbereitete.

Doch von jetzt an entwickelte sich ein wahrer Sturmlauf der Hamburger, der vor allem von einem überragenden Stuttgarter Keeper geprägt war. Denn allein Ulreich parierte zwischen der 70. und 80. Minute dreimal überragend gegen den eingewechselten Robert Tesche, gegen Guerreros Flachschuss und zuletzt auch gegen Petric, der mit seinem Kopfball aus vier Metern an Ulreich scheiterte und so Stuttgarts Pokalserie gegen den HSV von vier Erfolgen nicht verhindern konnte. "Stuttgart hat einen überragenden Torwart. Ich kann meiner Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Sie hat viele Torchancen herausgespielt, was zeigt, dass wir dazulernen", bilanzierte der enttäuschte Fink, den auch die Nachricht, dass die HSV-Frauen als Halbfinalgegner im DFB-Pokal Bayern München zugelost bekamen, nicht trösten dürfte.

VfB Stuttgart: Ulreich - Boka, Tasci, Maza, Molinaro - Harnik (76. Gebhart), Kvist, Kuzmanovic, Gentner - Cacau (76. Schieber), Okazaki (90.+1 Niedermeier).

HSV: Drobny - Diekmeier, Bruma, Westermann, Aogo - Töre (80. Son), Rincón, Kacar (69. Tesche), Jansen (46. Petric) - Ilicevic - Guerrero.

Tore: 1:0 Cacau (23.), 1:1 Kvist (54./Eigentor), 2:1 Cacau (62.). Gelb: Guerrero, Petric. Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen). Zuschauer: 38 400.