Mit der Verpflichtung von Thorsten Fink hat sich in Hamburg die Stimmung umgekehrt. Aus einem frustrierten Abstiegskandidaten ist wieder ein ambitionierter Bundesliga-Klub geworden.

Hamburg. Kameramänner sollten künftig beim Training des Hamburger SV eine Extra-Kassette in der Tasche haben. Denn wenn HSV-Sportchef Frank Arnesen und der neue Trainer Thorsten Fink über Fußball diskutieren, ereignen sich teils komische Szenen. Der gute Draht zwischen der Neuverpflichtung aus Basel und dem dänischen Sportchef nährt im Umfeld des Traditionsklubs die Hoffnung, dass endlich Kontinuität Einzug hält.

Während Patrick Rahmen und Frank Heinemann, die Assistenten von Fink, die Übungen leiten, geht auch abseits des Geschehens die Post ab. Dem Trainer und Arnesen bei ihrer Fachsimpelei zuzuschauen, erinnert stark an komische Stummfilme aus den 1920er Jahren. Plötzlich springt Fink vor Arnesen und macht Schattenboxen. Kurz später umkurvt der frühere dänische Nationalspieler Arnesen den ehemaligen Bayern-Profi und macht wilde Bewegungen mit dem Armen. „Wir lieben beide den Fußball und reden sehr gerne darüber“, sagte Arnesen. Ganz klar, da haben sich zwei Fußball-Verrückte gefunden.

Lange war der HSV auf der Suche. Erst nach einem Sportchef. Am 23. Juli 2009 hatte Dietmar Beiersdorfer nach einem Dauerkonflikt mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann aufgegeben. Erst knapp zwei Jahre später nach, gelinde gesagt, unglücklichen Absagen von DFB-Chefscout Urs Siegenthaler und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer konnte der HSV Arnesen vorstellen.

Doch auch damit war die Suche nicht beendet. Nun musste ein neuer Trainer her, denn mit Michael Oenning schlingerte der Traditionsverein ohne erkennbares Konzept in den Keller. Und wieder mussten sich die Fans gedulden. Während Konkurrent Schalke 04 fünf Tage nach dem Rücktritt von Ralf Rangnick mit Huub Stevens einen Nachfolger präsentierte, dauerte die Suche von Arnesen länger als drei Wochen. Die HSV-Fans waren ja schon daran gewöhnt zu warten.

Nach mehr als zwei Jahren ist die Suche des HSV voerst beendet - mit einem vielversprechenden Duo. Doch die Fans warten noch immer. Auf das Ende des Heimfluchs: Seit mehr als sieben Monaten haben die Hanseaten nicht mehr vor eigenem Publikum gewonnen. Am Sonntagabend, nach dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (17.30 Uhr/Sky und Liga total!), wollen Fink und Arnesen die Suche nach einer erfolgreichen Heimtaktik beendet haben. Doch hoffentlich diskutieren sie auch nach einem möglichen Heimsieg weiter auf dem Trainingsplatz mit Händen und Füßen.