Der zentrale Mittelfeldmann aus Venezuela gilt als einer der größten Profiteure des Trainerwechsels

Hamburg. Der gestrige Sonntag stand für Tomas Rincon ganz im Zeichen des Fußballs aus aller Welt. Gemeinsam mit seiner Freundin und einem weiteren Freund verschanzte sich der Venezolaner im eigenen Wohnzimmer, um nacheinander die englische, italienische und spanische Liga zu verfolgen. Und bereits das erste TV-Erlebnis, Manchester Citys 6:1-Sieg gegen Manchester United, ließ Rincon ins Schwärmen geraten. "Wow, das war ein tolles Spiel", sagte der HSV-Profi.

Ähnliches könnte Rincon gut und gerne auch über seinen eigenen Auftritt am Vorabend zu Protokoll geben. Neu-Trainer Thorsten Fink ließ ihn gemeinsam mit Gojko Kacar im defensiven Mittelfeld auflaufen, um bei Ballbesitz als eine Art Quarterback noch hinter der Abwehr das Spiel von ganz hinten aufzubauen. "Der Trainer hat Gojko und mir unsere Aufgabe vor dem Spiel ganz genau erklärt. Er wollte vor allem das Spiel breit machen", erklärt Rincon, der selten zuvor im Trikot des HSV derart überzeugen konnte wie in der Partie gegen den VfL Wolfsburg. "Tomas ist ein unglaublicher Wadenbeißer, der aber auch Fußball spielen kann", lobte Kapitän Heiko Westermann seinen Kollegen, der einer der größten Profiteure des Trainerwechsels zu sein scheint.

Dabei gibt es neben dem neuen Coach noch mindestens einen gewichtigen Grund für Rincons plötzliche Leistungssteigerung. "Man darf nicht vergessen, dass Tomas in diesem Sommer wegen der Copa América kaum Urlaub hatte. Er scheint jetzt endlich in der Saison angekommen zu sein", sagte Sportchef Frank Arnesen, dem Rincon selbst nicht widersprechen will: "Es stimmt schon, dass ich nach dem Turnier ein bisschen müde war. Jetzt bin ich topfit."

Knapp drei Jahre nach der Verpflichtung des Südamerikaners am letzten Tag der Wintertransferfrist könnte sich Rincon nun erstmals in seiner Zeit beim HSV einen echten Stammplatz erkämpfen. "Natürlich ist das mein Ziel", sagt der 23-Jährige, der dieses Ziel in der Nationalmannschaft längst erreicht hat. In Venezuela genießt der 1,75 Meter große Mittelfeldkämpfer spätestens seit der besten Copa América aller Zeiten, wo Venezuela Überraschungsvierter wurde, Kultstatus. In einer Umfrage eines Sponsors wurde Rincon von den Fans sogar zum Spieler des Turniers gewählt.

Dass derartige Auftritte Begehrlichkeiten wecken, ist kein Geheimnis. Bereits nach der Copa gab es mehrere Anfragen für Rincon, der sich aber für einen Verbleib beim HSV aussprach. Daran dürfte kurzfristig auch die Tatsache nichts ändern, dass sich Zé Robertos Berater Christian Butscher nach dem Spiel gegen Wolfsburg im VIP-Raum zum Gedankenaustausch mit Rincon traf. Der internationale Fußball bleibt für den Wahl-Hamburger vorerst nur ein TV-Vergnügen.