Der Interimstrainer darf nun offiziell nicht mehr verantwortlich auf der Bank sitzen. Die DFL sieht keine Gründe für eine Fristverlängerung.

Hamburg/Frankfurt. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat eine Lex Cardoso abgelehnt, doch der HSV wird sich damit wohl nicht abfinden. „Wir überlegen uns, dagegen Beschwerde einzulegen“, sagte HSV-Mediendirektor Jörn Wolf am Dienstag. Zuvor hatte die DFL den HSV-Antrag auf Fristverlängerung für Rodolfo Cardosos Interimstrainer-Tätigkeit beim Bundesliga-Tabellenletzten abgelehnt. Aus Sicht der DFL liegen „keine besonderen Umstände vor, die eine Verlängerung der 15-Werktage-Frist und damit eine Abweichung von den Statuten rechtfertigen“, teilte der Verband dazu mit.

„So lange ich gebraucht werde, gehe ich die Sache auch ernsthaft an“, sagte Cardoso am Dienstag. Da er die A-Lizenz, nicht aber den für die 1. Liga erforderlichen Fußballlehrerschein besitzt, kann er nur bis zum 10. Oktober für die HSV-Profis tätig sein. Denn laut einer in den Liga-Statuten verankerten Richtlinie der Europäischen Fußball-Union (Uefa) darf der am 19. September für den entlassenen Michael Oenning eingesprungene Cardoso diesen Job nicht länger als 15 Werktage ausüben. Damit dürfte er nicht mehr in der Partie beim SC Freiburg am 16. Oktober als Verantwortlicher auf der HSV-Bank sitzen.

Vermutlich will der HSV über den Beschwerdeweg weitere Zeit gewinnen. Denn frühestens am 11. Oktober entscheidet sich, ob Wunschkandidat Morten Olsen, der derzeit Nationaltrainer Dänemarks ist, frei wird. Die Dänen, die in der Ausscheidung zur EM 2012 mit Portugal und Norwegen punktgleich Zweite sind, müssen noch am 7. Oktober auf Zypern und vier Tage später daheim gegen Portugal antreten. Scheidet Dänemark als Dritter aus, wäre Olsen (Vertrag bis 2012) wohl sofort frei. Dies hatte ein Verbandssprecher angedeutet.

Ob die Hamburger Taktik aufgeht, ist allerdings fraglich. Ein DFL-Sprecher verwies auf die Lizenzordnung: Laut Paragraph 11, Absatz 2 habe eine Beschwerde keine aufschiebende Wirkung, sagte er. Demnach läuft für Cardoso, der beim HSV für frischen Wind gesorgt und die Mannschaft zum ersten Saisonsieg geführt hatte, die Zeit bald ab. Außerdem hatte HSV-Sportdirektor Frank Arnesen am Sonntag mitgeteilt, in Freiburg werde ein Trainer mit Lizenz auf der Bank sitzen. Er selber, Co-Trainer Frank Heinemann und auch Torwart-Trainer Ronny Teuber sind im Besitz dieser Lizenz. (dpa)