Trotz des frühen Nackenschlages zeigte sich der HSV mit einem ganz anderen Gesicht und drehte die Partie verdient durch Bruma und Tesche.

Stuttgart. Huub Stevens ist Favorit auf den Posten des neuen HSV-Trainers. Es gäbe insgesamt fünf Kandidaten, doch der Niederländer scheint die besten Karten zu haben. Der Vertrag könnte schon am Wochenende unterschrieben werden. HSV-Sportchef Frank Arnesen wollte diese Meldung nach dem Spiel jedoch noch nicht bestätigen. Auch HSV-Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow wollte die Personalie noch nicht bestätigen. „Da ist noch nichts fix“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Freitagabend. „Anfang nächster Woche“ rechne er mit der Bekanntgabe eines neuen Cheftrainers.

MIt Interminstrainer Rodolfo Cardoso lief es auch: Jeffrey Bruma und Robert Tesche haben dem Argentinier bei seinem Bundesliga-Einstand einen Sieg beschert und die Negativserie des Hamburger SV nach 13 Spielen ohne Sieg gestoppt. Beim 2:1 (0:1) drehten die kampfstarken Nordlichter in der zweiten Halbzeit den Rückstand zum ersten Saisonsieg und konnten die rote Laterne zumindest für 19 Stunden an Liga-Neuling FC Augsburg abgeben. Stuttgart hingegen wurde nach zwei Siegen in Serie gegen Angstgegner Hamburg zunächst vom Sprung auf die internationalen Plätze abgehalten. "Wir haben Leben in der Mannschaft gesehen. Ich glaube, ich sitze auch nächste Woche noch auf der Bank", sagte Cardoso.

DIE AKTUELLE TABELLE

Bruma (51.) und Tesche (67.) sorgten nach der frühen Stuttgarter Führung durch Martin Harnik (18.) vor 55.700 Zuschauern in der Stuttgarter Arena für den am Ende verdienten Hamburger Sieg. Die Einstellung des negativen Vereinsrekords von 14 Spielen ohne Sieg (1966/67) konnte der nach der Entlassung von Michael Oenning teilweise wie befreit wirkende Bundesliga-Dino damit in letzter Sekunde abwenden und die Lage für die Woche der Trainersuche deutlich entspannen.

Cardoso, der wie seine drei Vorgänger zum Einstand einen Sieg feiern konnte, versuchte es nach dem 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach mit frischem Wind. Für den verletzten Mancienne rückte Bruma in die Innenverteidigung, zudem kamen Gökhan Töre, Heung-Min Son und Debütant Zhi-Gin Lam für David Jarolim, Per Cilijan Skjelbred und Marcell Jansen. Für Trainerkollegen Labbadia hingegen gab es nach zwei Siegen in Folge keinen Anlass für Veränderungen in der Startelf.

Wie bereits beim 2:1 vergangene Woche in Freiburg verzögerte sich der Anpfiff aufgrund zu hohen Verkehrsaufkommens rund um die Stuttgarter Arena um zehn Minuten. Um 20.40 Uhr kamen beide Mannschaften dann aber mit viel Schwung aus der Kabine, der auch das Spiel über anhalten sollte: Cacau traf gleich nach 14 Sekunden das Außennetz, Sven Ulreich parierte eine Minute später einen Schuss des starken Lam. Dennis Aogo (4.) und Khalid Boulahrouz (5.) scheiterten in der schwungvollen Anfangsphase jeweils aus der Distanz, ehe die Schwaben das Spiel an sich rissen – und belohnt wurden.

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Das 1:0 ging allerdings zum Großteil auf die Kappe des erneut schwachen HSV-Keepers Jaroslav Drobny, der einen Schuss von Zdravko Kuzmanovic unglücklich nach vorne abprallen ließ. Harnik musste nur noch zu seinem vierten Saisontreffer einschieben (18.). In der Folge leisteten sich die geschockten Hamburger reihenweise haarsträubende individuelle Fehler, die fast zum zweiten Gegentreffer geführt hätten. Cacau traf allerdings nur den Pfosten, Shinji Okazaki schoss weit übers Tor (22.). Erst als die Stuttgarter in der Schlussphase der ersten Hälfte einen Gang zurückfuhren, konnte Lam noch einmal gefährlich werden. Aus halbrechter Position schoss der Deutsch-Chinese aber knapp drüber. "Er hat ein sensationelles Debüt gemacht", lobte Sportchef Frank Arnesen den Nachwuchsspieler nach der Partie.

Nach der Halbzeit hatten die Gäste mehr Glück. Nach einer Ecke von Töre traf Bruma per Kopf zum überraschenden Ausgleich (51.) und sorgte für die Befreiung der Hamburger. Kurz darauf ließ Töre (54.) die Chance, zu erhöhen, zunächst ungenutzt, Tesche schlug dann aber in der 67. Minute zu. Eine abgefälschte Ecke drosch er volley zum inzwischen verdienten 2:1 ins Netz (67.). Den erneuten Ausgleich verpasste Kuzmanovic (87.).

(dapd/abendblatt.de)

Die Statistik

Stuttgart: 1 Ulreich - 21 Boulahrouz, 5 Tasci, 14 Maza, 3 Molinaro (ab 81. Boka) - 4 Kvist, 8 Kuzmanovic - 7 Harnik, 20 Gentner (ab 69. Pogrebnyak), 31 Okazaki (ab 76. Gebhardt) - 18 Cacau. - Trainer: Labbadia

Hamburg : 1 Drobny - 4 Westermann, 5 Bruma, 23 Rajkovic, 6 Aogo - 13 Tesche, 8 Rincon - 38 Lam (ab 65. Guerrero), 17 Töre - 15 Son (ab 81. Castelen), 10 Petric (ab 90. Jarolim). - Trainer: Esteban Cardoso

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Zuschauer: 50.000

Tore: 1:0 Harnik (18.) , 1:1 Bruma (51.), 1:2 Tesche (67.)