In einer Abendblatt-Umfrage sprachen sich 43 Prozent für den Rekordnationalspieler als neuen Trainer aus. Erste Alternative ist Huub Stevens.

Hamburg. Am Montagnachmittag um 15.22 Uhr gab der HSV in einer Pressemitteilung die Trennung von Trainer Michael Oenning bekannt. Nur 21 Minuten später meldeten die Nachrichtenagenturen per Eilmeldung den Rauswurf von Lothar Matthäus als Nationalcoach Bulgariens. Der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow sagte darauf angesprochen schnell, es gäbe keinen Zusammenhang. Dennoch scheinen sich viele Hamburger ein Engagement des Rekordnationalspielers an der Elbe zu wünschen. In einer Abendblatt.de-Umfrage sprachen sich 43 Prozent der User (von 5248 Stimmen/Stand: 10.22 Uhr) für "Loddar" als HSV-Retter aus. Darunter aber wohl auch einige Fans des Lokalrivalen FC St. Pauli. Dort starteten die Anhänger der Kiezkicker in Fan-Foren eine "Pro-Matthäus"-Kampagne und riefen zum Voting auf.

In Deutschland wartet der ehemalige Bayern-Kapitän noch immer auf seinen ersten Posten. In nun zehn Trainerjahren weist Matthäus bereits sieben Stationen auf. Eine langfristige Beschäftigung war nicht dabei. Rapid Wien (2001-2002/Österreich), Partizan Belgrad (2002-2003/Serbien), Nationaltrainer Ungarns (2004-2005) und Bulgariens (2010-2011), Atletico Paranaense (2006/Brasilien), Red Bull Salzburg (2006-2007/Österreich) und Maccabi Netanya (2008-2009/Israel). Seine Trainerstationen lesen sich wie eine kleine Weltreise.

Doch der 50-Jährige sorgt Abseits des Fußballplatzes zu oft für Schlagzeilen im Boulevard. Erst im Februar 2011 wurde seine vierte Ehe mit der 26 Jahre jüngeren Liliana geschieden. Kurze Zeit später ließ sich Lothar bereits mit dem russischen Model Joanna Tuczynska (27) ablichten. Matthäus selbst erklärte kürzlich in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung: "Nach außen hin sieht mein Privatleben vielleicht nicht stabil aus. Aber es ist stabil und klar. Andere Trainer wie Franz Beckenbauer oder Christoph Daum haben früher auch oft für mehr Schlagzeilen gesorgt als ihre Spieler – und hatten dennoch Erfolg.“ Trotzdem traute sich bislang kein Bundesliga-Klub, Matthäus eine Chance als Trainer zu geben. Auch in Hamburg wird der Weltmeister von 1990 wohl nicht Nachfolger Oennings werden. Matthäus sagt: "Natürlich würde ich gerne in Deutschland mal zeigen, was ich als Trainer leisten kann. Ich werde mich jedoch für einen Job in der Bundesliga nicht verbiegen und 24 Stunden zu Hause einschließen, um anderen Leuten zu gefallen."

Die Jobgarantie für Oenning hielt nur 26 Stunden

Lothar Matthäus als bulgarischer Nationaltrainer entlassen

Gefallen würde den Abendblatt.de-Lesern auch eine Rückkehr von Huub Stevens. Der Niederländer erhielt bei der Umfrage 25 Prozent der Stimmen und landete auf Platz zwei. Im Februar 2007 folgte Stevens beim HSV bereits auf Thomas Doll und führte den Verein in nur 15 Spielen vom letzten Tabellenplatz in den UI-Cup und später in den Uefa-Pokal. Stevens als HSV-Retter – das erscheint deutlich realistischer als die Variante Matthäus. Bereit wäre der derzeit vereinslose Stevens. Gegenüber dem Abendblatt sagte er: "Der HSV ist ein Teil von mir. Ich bin frei und jeder kann mich anrufen. Aber bislang gab es keinen Kontakt."

Den dritten Platz belegte in der Umfrage übrigens "Ein Zauberer vom Zirkus" (13 Prozent). Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer hatte am Sonntag in der Talksendung "Sky90" gesagt, kein Trainer der Welt könne dem HSV derzeit helfen. "Ein neuer Trainer müsste ein Zauberer sein - vielleicht kann ein Zauberer vom Circus Krone oder Circus Sarrasani helfen. Ein normaler Mensch hätte kurzfristig keine Chance", scherzte Beckenbauer.

Zu den heißen Kandidaten gehört auch der niederländische Ex-Weltfußballer Marco van Basten. Er soll schon im Frühjahr auf der Wunschliste von Sportchef Frank Arnesen gestanden haben. Damals entschied man sich für Michael Oenning als Dauerlösung. Nun könnte van Basten doch wieder in den Blickpunkt rücken.