Ein Kommentar von Peter Wenig
Es gibt nur wenige Daten, die im Sport das Prädikat "historisch" verdienen. Aus Hamburger Sicht gehört jetzt der 16. Februar 2011 dazu. Mit dem 1:0 über den HSV sicherte sich gestern der FC St. Pauli nach 34 Jahren den zweiten Sieg in der Bundesliga-Historie über den großen Rivalen. Totenkopf triumphiert über Raute.
Keine Frage, für den HSV ist dies eine riesige Blamage. Aber in erster Linie war dieses Derby ein großer Triumph für den Kiezklub. Die meisten Experten hatten vor der Saison St. Pauli als ersten Absteiger eingeschätzt. Zu gering erschien das spielerische Potenzial des Low-Budget-Teams. Sie haben sich getäuscht. Vor allem in der Klasse eines Mannes, der gestern mit grauer Mütze am Spielfeldrand saß: Holger Stanislawski.
Dieser Trainer ist fürwahr ein Mut-Bürger - nicht nur, weil er gestern völlig überraschend im Spiel des Jahres mal eben den Torwart tauschte. Vor allem hatte sich Stanislawski gegen äußeren Druck trotz einer Schwächephase in der Hinrunde gegen Neu-Einkäufe verwahrt. Ja, er hatte sogar die Chuzpe, öffentlich zu behaupten, dass er selbst einen Weltklasse-Spieler wie Arjen Robben nicht nehmen würde. Sein Personal sei stark genug.
Seine Spieler zahlen das Vertrauen mit Punkten zurück. Der FC St. Pauli ist nichts weniger als die beste Mannschaft der Rückrunde, vor den großen Bayern, vor Fast-Meister Borussia Dortmund. Natürlich wird dieser Erfolgsweg irgendwann gestoppt. Aber mit nunmehr 28 Punkten ist das Ziel Klassenerhalt schon nach 22 Spieltagen zum Greifen nah.
Chapeau, Mut-Bürger Stanislawski!