Bei der 16. Hamburg-Soiree gratulierten Bürgermeister Ahlhaus und St.-Pauli-Coach Stanislawski HSV-Trainer Veh zum 50. Geburtstag.
Hamburg. Armin Veh schien geahnt zu haben, dass ihn am Ende eines launigen Abends noch eine echte Überraschung drohen würden. Und tatsächlich: Trotz stillen Protests des HSV-Trainers ließen es sich St. Paulis Chefcoach Holger Stanislawski und Hamburgs Erster Bürgermeister Christoph Ahlhaus nicht nehmen, dem Geburtstagskind gemeinsam mit 250 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sport - darunter sämtliche Führungskräfte des HSV und vom FC St. Pauli - ein lautstarkes Happy-Birthday-Ständchen zum 50. Ehrentag zu bringen. Obendrein gab es als Präsent noch ein selbstgesticktes Hundehalsband für Vehs geliebten Flatcoated-Retriever-Hund Jerry. Es war gleichzeitig der stimmungsgewaltige Schlusspunkt einer durch und durch stimmungsvollen 16. Hamburg-Soiree, die natürlich ganz im Zeichen des Hamburger Derbys stand.
Fünf Tage vor dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen dem HSV und St. Pauli spielten sich die beiden Fußballtrainer gemeinsam mit dem Cheftrainer der Bürgerschaft im bis zum letzten Platz gefüllten Gobelinsaal des Hotels Vier Jahreszeiten gekonnt verbale Doppelpässe zu. Und wie bei den vorherigen Veranstaltungen - erneut finanziell unterstützt durch das Internetportal www.guenstiger.de - schafften es die Moderatoren Christian Hinzpeter und Abendblatt-Chefreporter Jens Meyer-Odewald auch diesmal, den Gesprächspartnern weitaus mehr Geheimnisse als nur die Anzahl der Vereinsmitglieder - 70.000 und 14.200 - und der Aufsichtsräte - zwölf und sieben - zu entlocken.
So überraschte Veh, hellgrauer Anzug, lila Krawatte, gleich zu Anfang der Gesprächsrunde mit dem erneuten Bekenntnis, sich perspektivisch auch einen Wechsel ins Management vorstellen zu können. "Diese Gedankenspiele gibt es. Als Trainer arbeitet man ja mittlerweile fast wie ein Manager", sagte der Coach. Stanislawski, dunkelgrauer Anzug, keine Krawatte, scheint dagegen eine Rückkehr auf den Posten des Sportchefs auszuschließen. "Ich habe noch einen Vertrag als Trainer beim FC St. Pauli bis 2012. Aber mir macht meine Arbeit immer noch sehr viel Spaß." Trotzdem schließt auch er aus, bis zum Rentenalter auf der Bank des Kiezklubs zu sitzen. "Ich werde mit Sicherheit mit 65 Jahren nicht mehr St. Paulis Trainer sein. Irgendwann stehen immer Veränderungen an. Wann das sein wird, wird man sehen." Gleiches gilt natürlich auch für Hamburgs Ersten Bürgermeister, der sich zu keiner Aussage über die Zeit nach der Wahl am 20. Februar hinreißen lassen wollte.
Interessiert hörten die Gäste, darunter auch Wirtschaftssenator Ian Karan und Sportsenator Heino Vahldieck, vor allem zu, als es um die zunehmende Lust der Bürger und auch der Fans am Mitregieren ging. So verblüffte Stanislawski mit der Aussage, sich generell eine Ausgliederung der Profiabteilung von Fußballvereinen vorstellen zu können. "Eine Ausgliederung kann eine Lösung sein, ist aber sehr schwierig umsetzbar", sagte St. Paulis Trainer, der die lautstarke Kritik der Sozialromantiker an der Vereinsführung durchaus wahrgenommen hat: "Das Wichtigste ist, dass wir uns mit unseren Fans austauschen. Aber am Ende des Tages muss der Verein entscheiden. Nur Harmonie ist wie jeden Tag Gulasch, das will keiner." Stanislawskis Pendant Veh erinnerte daran, dass auch der HSV ein sehr basisdemokratischer Verein sei: "Trotzdem darf man nicht vergessen, dass wir ein Wirtschaftsunternehmen sind. Ich bin aber davon überzeugt, dass man beides miteinander vereinen kann."
Nicht verschwiegen werden soll, dass neben Geburtstagskind Veh auch Stanislawski und Ahlhaus am Ende des Abends beschenkt wurden. Während St. Paulis Trainer mit Kaffee, Schokolade und Nugat kulinarisch verwöhnt wurde, bekam Hamburgs Erster Bürgermeister mit einem schwarzen Poloshirt ein durch und durch nützliches Geschenk. Die Vorgeschichte seines durch das Abendblatt berühmt gewordene Ringelshirt dürfte wohl jedem im Saal bekannt gewesen sein. Ein Schelm also, wer Böses dachte ...