Dennis Aogo, der Linksverteidiger des HSV, könnte in der Bundesliga gegen Freiburg nach monatelanger Pause wieder im Kader stehen.
Hamburg. Fast hätte man glauben können, der Verletzungsfluch hätte wieder beim HSV sein Unwesen getrieben und einige Profis in seinen Bann gezogen. Beim Training gestern Morgen suchten die Kiebitze Guy Demel vergeblich. Der Ivorer pausierte einen Tag, nachdem er eine Spritze gegen seine Achillessehnenprobleme bekommen hatte. Der zweite verbliebene Innenverteidiger Heiko Westermann musste das beheizte Grün vorzeitig Richtung Kabine verlassen. Eine Vorsichtsmaßnahme wegen kleinerer Wehwehchen, hieß es später. Während Zé Roberto wegen seiner Knieblessur vom Stuttgartspiel nur auf das Fahrrad-Ergometer stieg, musste auch Marcell Jansen sein Comeback verschieben - nach seinem Zehbruch sind nun Achillessehnenprobleme aufgetreten, womöglich die Folge einer Fehlbelastung. Collin Benjamin wiederum absolvierte mit Athletiktrainer Markus Günther ein individuelles Programm anstelle seines anvisierten Comebacks bei der Mannschaft. Das Spiel in Freiburg? Kein Thema. Die Pechserie schien ungebrochen.
Ein Spieler jedoch, der auf dem Übungsgelände neben der HSV-Arena, die Abendblatt-Leser Sven Schulz-Dreyer in Anlehnung an die Verletztenmisere scherzhaft in "ImPech"-Arena umtaufte, trotz klirrender Kälte in kurzen Hosen dem Ball hinterherjagte, hellte die Miene von Armin Veh auf: Dennis Aogo. "Das ist ja fast wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, dass ich wieder einen Linksverteidiger auf dem Rasen habe", freute sich der HSV-Trainer über die Rückkehr des 23-Jährigen, der nach der WM wegen eines Leistenbruchs und einer Schambeinentzündung noch kein Saisonspiel für die Hamburger bestreiten konnte. Bleibt Aogo gesund, soll er nach dem Wunsch Vehs am Wochenende in jedem Fall im Kader stehen, trotz der fehlenden Spielpraxis womöglich sogar von Beginn an im Breisgau spielen.
"Die Maschine läuft langsam wieder an, ich habe das Gefühl, nicht so viel im Fitnessbereich verloren zu haben", sagt Aogo, der ein dreiwöchiges, intensives Aufbauprogramm hinter sich hat. Gleichwohl äußert er sich nach der langen Verletzungspause offiziell noch skeptisch und will nichts überstürzen: "Es gibt genug Beispiele von Fußballern, die sich nach einer längeren Verletzungspause eine Muskelverletzung eingehandelt haben. Sollte ich mich in den kommenden Tagen noch nicht einsatzbereit fühlen, werde ich das dem Trainer auch sagen. Ich möchte nur spielen, wenn ich zu einhundert Prozent wieder da bin."
Dabei arbeitet Aogo seit Wochen ehrgeizig auf genau dieses Datum für sein Comeback hin. Zwischen 2004 bis 2008 trug der deutsche Nationalspieler 94-mal das Trikot der Freiburger in der Ersten und Zweiten Bundesliga, ehe er für eine Million Euro zum HSV wechselte. Noch immer hält er regelmäßigen Kontakt zu SC-Trainer Robin Dutt ("Die positive Entwicklung ist sein Verdienst") und dessen Co-Trainer Christian Streich, den Aogo noch aus der Jugend kennt. "Dutt hat mir vor einiger Zeit mit dem Handy gesimst, dass er hoffe, dass ich bald wieder fit bin", sagt Aogo und lächelt angesichts des Umstands, dass es ausgerechnet gegen seine alte Heimat so weit sein könnte.
Mit der Rückkehr des Linksfußes würden sich die Optionen Vehs im Mittelfeld verbessern, zumal auch Eljero Elia seinen grippalen Infekt überwunden hat und in den kommenden Tagen Eigenwerbung für einen Einsatz betreiben kann. Vermutlich dürfte Veh aber Zé Roberto für Heung Min Son auf die linke Mittelfeldposition beordern und das Zentrum mit David Jarolim und dem zuletzt so formstarken Piotr Trochowski unverändert lassen, weshalb Elia vermutlich in Freiburg nur die Jokerrolle bleiben dürfte.
Da Benjamin noch nicht zur Verfügung steht, bleibt die Besetzung des Rechtsverteidigerpostens offen. Gegen Stuttgart konnte Robert Tesche jedenfalls nicht überzeugen. Es wäre wohl auch zu viel verlangt, mit Aogos Rückkehr gleich die komplette Pechserie an Verletzten ad acta legen zu können.