HSV-Torwart Frank Rost ging mit seiner Mannschaft nach dem Sieg gegen Stuttgart hart ins Gericht. Ihm missfiel das Abwehrverhalten.

Hamburg. Bei Frank Rost war von Zufriedenheit keine Spur. Dabei hatte der HSV gerade 4:2 gegen den VfB Stuttgart gewonnen. Doch der Torwart motzte - und das ausführlich in die Mikros der Reporter. "Bei uns läuft der eine nicht für den anderen, Spektakel und Theater kann man bei Real Madrid machen“, schimpfte er. Bei seiner Rückkehr nach einem Monat Verletzungspause missfiel Rost, wie Leichtfertigkeit Chancen vergeben wurden - und das Abwehrverhalten. "Eine Klasse-Mannschaft? Der Tabellenplatz lügt nicht“, polterte Rost. Immerhin Siebter ist der HSV jetzt mit nun 21 Punkten. Davon können die Schwaben nur träumen. Der VfB steckt im Abstiegskampf.

Den Hauptschuldigen für die Pleite hatten die VfB-Verantwortlichen schnell gefunden: Ciprian Marica, der nur sieben Minuten nach seinem Tor zum 1:1 (9.) Schiedsrichter Wolfgang Stark beschimpfte und Rot sah. "Er hat mich als Arschloch beleidigt“, sagte der Referee. "Es ist eine Katastrophe, wenn man da so reagiert. Ich muss mich jetzt wirklich im Zaum halten“, meinte VfB-Manager Fredi Bobic: "Es ist klar, dass der Spieler keine schönen Wochen vor sich hat, dass er dafür auch büßen muss.“ Die zu erwartende Geldstrafe wird dem Rumänen wehtun, seinen Mitspieler noch mehr das Fehlen des agilen Stürmers. "Es war eine Rote Karte, die uns alles kaputtgemacht hat, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte Cacau.

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"Das ist unverzeihlich und da wird es sicherlich auch Konsequenzen geben“, kündigte Trainer Jens Keller an, den auch das Tor von Christian Gentner (46.) nicht milde stimmen konnte. Christian Träsch war über die Doppelbelastung in der kommenden Woche ganz froh: "Europa League ist jetzt vielleicht eine willkommene Abwechslung und ein Spiel, in dem man sich Selbstbewusstsein holen kann.“

Was dem VfB derzeit fehlt, ist eine Führungsfigur wie Rost. "In der Mannschaft wird zu wenig kommuniziert, Frank ist wichtig hinten drin, er wird laut, auch wenn der eine oder andere das manchmal nicht hören will“, erklärte HSV-Coach Armin Veh. "Er ist unser Aggressivleader auf dem Platz. Er hat eine Ausstrahlung, die einen aufpusht und mitzieht“, urteilte der bestens aufgelegte Mladen Petric, der selbst traf (36.) und mit einer Vorlage bewies, dass er auch an Ruud van Nistelrooys Seite spielen kann. Nur 130 Sekunden nach seiner Einwechslung hob der Niederländer (60.) gekonnt den Ball über Gäste-Torhüter Sven Ulreich.

Für die weiteren Hamburger Treffer sorgten Piotr Trochowski (3.) auf Vorlage des starken Tunay Torun und endlich auch einmal der pfeilschnelle Jonathan Pitroipa (29.). Trotz des Vier-Tore-Spektakels forderte Trainer Veh für die kommenden Wochen eine „Malocher- Mentalität“: „Wir müssen robuster werden“. Heißt: Die ständig wegen Verletzungen umgebaute Abwehr muss stabiler werden und auch die Offensivleute sollen mitarbeiten. Auch eine weitere Verstärkung der schon teuer zusammengestellten Mannschaft ist nicht ausgeschlossen.

Die Statistik

Hamburg: Rost - Tesche, Demel, Westermann, Ze Roberto - Jarolim (90. Rincon), Trochowski - Pitroipa, Torun (79. Ben-Hatira), Son (58. van Nistelrooy) - Petric. - Trainer: Veh

Stuttgart: Ulreich - Degen (74. Funk), Niedermeier, Delpierre, Molinaro (46. Harnik) - Träsch (86. Kuzmanovic), Gentner - Gebhart, Boka - Marica, Cacau. - Trainer: Keller

Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)

Tore: 1:0 Trochowski (3.), 1:1 Marica (9.), 2:1 Pitroipa (29.), 3:1 Petric (36.), 3:2 Gentner (46.), 4:2 van Nistelrooy (60.)

Zuschauer: 53.055

Beste Spieler: Petric, Pitroipa - Gebhart, Gentner

Rote Karten: Marica wegen Schiedsrichterbeleidigung (16.)

Gelbe Karten: Jarolim (3), Petric - Niedermeier (4), Marica, Ulreich