Hamburg. Stolz wie Bolle und in feinen Sonntagszwirn gekleidet präsentiert Uwe Seeler seine schmucke Trophäe: einen vergoldeten Fußball in Originalgröße auf einem Holzgestell. Genau 50 Jahre ist diese Aufnahme jetzt alt. Am 29. Oktober 1960 wurde der Mittelstürmer des HSV und der Nationalmannschaft zum ersten deutschen "Fußballer des Jahres" überhaupt gekürt. Die unter den Sportjournalisten durchgeführte Wahl ergab ein eindeutiges Votum: Von den 445 abgegebenen Stimmen entfielen überragende 379 (85,2 Prozent) auf Seeler. Die Nächstplatzierten, der "Held von Bern" Helmut Rahn (1. FC Köln) und Mittelfeldregisseur Alfred "Don Alfredo" Pfaff (Eintracht Frankfurt), kamen nur auf 19 respektive 18 Stimmen.
Die Ehrung war der verdiente Lohn für Seelers großartige Leistungen vor allem auch im Trikot mit der Raute. Allein 49 Tore hatte die Nummer neun des HSV auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft 1960 erzielt: 36 in 26 Oberliga-Punktspielen, weitere elf in den sechs Gruppenpartien der DM-Endrunde und noch mal zwei beim 3:2-Sieg im Finale über den 1. FC Köln.
Zur Feierstunde im Hamburger Ratskeller hatte sich reichlich Prominenz eingefunden. Neben Seelers Eltern "Old Erwin" und Anni ließen es sich auch DFB-Ehrenspielführer Fritz Walter und HSV-Weltmeister Josef "Jupp" Posipal nicht nehmen, persönlich zu gratulieren. Wahl-Initiator und "Kicker"-Herausgeber Dr. Friedebert Becker bewies in seiner Laudatio Weitblick, als er prophezeite, Uwe Seeler besitze das Zeug, in den kommenden Jahren noch oftmals an der Spitze zu stehen. "Ich will mir Mühe geben", lautete die bescheidene und zugleich so typische Antwort des Ausgezeichneten. 1964 und 1970 wiederholte Uwe Seeler seinen Triumph, woraufhin der ursprünglich als ewiger Wanderpreis ausgelobte Pokal endgültig in seinen Besitz überging - auch ein halbes Jahrhundert später immer noch ein guter Grund für ein stolzes Lächeln.