Nach dem glücklichen 3:2-Sieg in der Champions League über Cluj erklärt Uli Hoeneß die Bayern-Partie beim HSV zum Schlüsselspiel

München. Der Satz hatte Charme, das muss man Louis van Gaal lassen. Gerade weil dem Niederländer in den Feinheiten der deutschen Sprache noch einige Lektionen fehlen, selbst wenn er mittlerweile im Bayern-typischen Vokabular plaudern kann. So jedenfalls entstehen nette Wortschöpfungen wie jene am Dienstagabend, als der Trainer der Münchner auf dem Podium saß und erzählte: In dieser Saison "haben wir bislang nicht viel geduselt". Und ja, vielleicht sei der 19. Oktober auch ein "Umdrehpunkt" in Sachen Glück für den FC Bayern gewesen.

Es war ein äußerst kurioser Abend, der sich zuvor in München entwickelt hatte. 3:2 (2:1) gewann der FC Bayern das dritte Champions-League-Vorrundenspiel gegen Rumäniens Meister CFR Cluj. Mit den insgesamt fünf Toren allerdings hatten die Münchner nur marginal zu tun. Offiziell gingen vier Treffer, bei genauerer Betrachtung aber mindestens viereinhalb auf das Konto der Gäste. Das letzte halbe gehörte Mario Gomez. "Wunderschön, oder?", kommentierte er süffisant das zwischenzeitliche 3:1 in der 77. Minute. Clujs Verteidiger Cadu hatte Gomez derart präzise angeschossen, dass der Ball gemütlich ins eigene Netz trudelte. Bereits in der ersten Hälfte hatten die Rumänen zwei slapstickreife Eigentore produziert.

Cluj traf - Bayern siegte, das ist die Kurzform eines Spiels, das dennoch reich an Erkenntnissen war. Der sportlichen etwa: dass die Münchner nach drei Champions-League-Spielen eine makellose Bilanz aufweisen, dass ihnen aus den kommenden drei Partien ein Punkt zum definitiven Weiterkommen reicht, weil sich Basel, Rom und Cluj bislang immer hübsch gegenseitig besiegten und nun mit jeweils drei Punkten notiert werden.

Dass die jüngsten Erfolge gegen Hannover und nun gegen Cluj nicht sonderlich schön anzuschauen waren, passt in die momentane Situation. Siegen ist wichtiger als brillieren, lautet die derzeitige Überlebensphilosophie der Bayern, weil die Verunsicherung der Vorwochen noch in den Knochen steckt. Der zaghafte Aufschwung bleibt ein äußerst sensibles Gebilde. "Aber immerhin", so brachte Gomez die Befindlichkeiten der Seinen auf einen, wenn auch etwas kryptischen Nenner, "haben wir mittlerweile das Vertrauen, dass wir wissen, dass wir gewinnen können." Allerdings, und auch das ist eine Erkenntnis der letzten Tage, benötigen die Bayern für ansehnliche Auftritte ihr etabliertes Personal. Als Chance für seine Hinterbänkler hatte van Gaal die jüngsten Partien ausgerufen, weil das Gros seiner Stammformation noch immer verletzt passen muss. Aufgedrängt hat sich indes einzig Offensivkraft Gomez. Und der Rest? Danijel Pranjic und Andreas Ottl im defensiven Mittelfeld: brav und bieder. Edson Braafheid als Linksverteidiger: unsicher. Hamit Altintop auf der Robben-Position: leidenschaftlich, aber uninspiriert. Und Anatolij Timoschtschuk als Innenverteidiger: fehlbesetzt.

Die bescheidene Personalsituation soll sich schon gegen Hamburg ein wenig entspannen. Zwei, drei Profis werden wohl in den Kader zurückkehren, heißt es in München. Eine richtungweisende Partie nannte sie Hoeneß. Wenn die Seinen dort verlören, "dann wird es ganz schwer mit der Meisterschaft". Seine Angestellten versuchten es lieber mit optimistischen Gedankenspielen: "Wenn wir gewinnen", sagte etwa van Gaal, "sind wir zurück." Und wer will das nach diesem kuriosen Spiel gegen Cluj noch bezweifeln?