Nach dem Ärger der Bundesliga-Trainer über das Länderspiel gegen Dänemark reagiert Bundestrainer Löw. Er lässt die WM-Stars zu Hause.

Berlin/Hamburg. Der Ärger bei den Bundestrainern war groß, als es hieß am 11. August wird das erste Länderspiel der neuen Saison stattfinden. Denn das Problem ist, dass dieser Termin mitten in die heiße Phase der Vorbereitung für die Bundesliga-Saison fällt. FC Bayern Trainer Louis van Gaal drohte sogar mit dem Boykott der Nationalspieler. Nun scheint die größte Spannung aus dem Konflikt genommen. Denn Bundestrainer Joachim Löw hat angekündigt morgen bei der Verkündung des Kaders gegen Dänemark auf die WM-Stars zu verzichten. Darunter fallen auch die vier HSV-Spieler Heiko Westermann, Piotr Trochowski, Marcell Jansen und Dennis Aogo.

Joachim Löw geht der Konfrontation mit der Fußball- Bundesliga aus dem Weg und schont seine Stars. Im ersten Länderspiel der neuen Saison will der Bundestrainer nicht nur auf das Gros der Bayern-Nationalspieler, sondern fast auf seine komplette WM-Stammelf verzichten. Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Sami Khedira, Lukas Podolski, Per Mertesacker, Miroslav Klose, Thomas Müller und Co. sollen sich weiter bei ihren Clubs fit machen, statt am 11. August in Kopenhagen gegen Dänemark die neue Spielzeit zu eröffnen.

Seine WM-Spieler seien nicht nur neun Wochen länger im Einsatz und „einer unglaublich hohen Belastung ausgesetzt“ gewesen, hatte Löw auf die Problematik hingewiesen. Bei der Nominierung seines Kaders an diesem Freitag will der Bundestrainer dem Rechnung tragen, möchte das aber nicht vorrangig als Reaktion auf die teilweise harsche Kritik der Liga am frühen Länderspiel-Termin verstanden wissen. Bayern-Coach Louis van Gaal hatte sogar zu einem Boykott aufgerufen.

Wichtig sei für die sportliche Leitung Anfang September, darauf richte er aus, „was letztlich Sinn macht“, hatte Löw als deutliches Entspannungs-Signal an sein Personal und die verärgerten Bundesliga- Verantwortlichen gesandt. Mit dem Partien am 3. September in Belgien und vier Tage später in Köln gegen das von Ex-Bundestrainer Berti Vogts gecoachte Aserbaidschan startet der WM-Dritte in die neue EM- Ausscheidung für das Turnier 2012 in Polen und der Ukraine.

Auch mit der Kapitäns-Problematik muss sich Löw, der nach dem erfolgreichen WM-Turnier wie die komplette sportliche Leitung einschließlich Manager Oliver Bierhoff den Vertrag mit dem DFB für zwei Jahre verlängert hat, zunächst nicht beschäftigen. Der in Südafrika wegen einer schweren Fußverletzung fehlende „Capitano“ Michael Ballack ringt bei seinem neuen Club Bayer Leverkusen derzeit noch um seine Einsatzfähigkeit zum Bundesliga-Start in zwei Wochen. Und WM-Kapitän Lahm, der das Amt gern behalten würde, gehört zum geschonten Stammpersonal für Dänemark.

Eine Ausnahme könnte Löw bei Stammtorhüter Manuel Neuer machen, da auch der Schalker selbst Bereitschaft und Motivation signalisiert hat. Im einzigen Test vor dem EM-Auftakt sollen ansonsten Nationalspieler, die in Südafrika nur wenig Einsatzzeiten hatten, und einige Perspektiv-Spieler eine Chance bekommen. Zudem will Löw einige junge Akteure für das wichtige EM-Qualifikationsspiel der U21-Auswahl ebenfalls am 11. August in Island abstellen. Die Dortmunder Mats Hummels und Kevin Großkreutz sowie der Leverkusener Stefan Reinartz, die Löw schon beim 3:0 gegen Malta vor der WM getestet hatte, wären auch Kandidaten für das A-Team gewesen.

Shad Forsythe, Fitness-Trainer der Nationalmannschaft, plädiert auch in den Clubs für einen behutsamen Aufbau der WM-Spieler, die am meisten im Einsatz waren. „Klar ist, dass etwa Philipp Lahm und Thomas Müller in München oder Mesut Özil und Per Mertesacker in Bremen nicht aus dem Stand ins Mannschaftstraining einsteigen können. Sie sollten nicht gleich mithalten müssen mit den Spielern, die seit Beginn der Phase trainieren“, wies der US-Amerikaner auf die Gefahr hin, dass ein Spieler jetzt im Training überzieht, weil die verbleibende Zeit bis zum Bundesliga-Start so kurz ist. „Aber die Trainer und Fitness-Spezialisten der Bundesliga-Clubs haben hier sicher vorgebaut“, sagte Forsythe auf der Internetseite des Nationalteams.

Neun HSV-Spieler für Länderspiele nominiert

Doch HSV-Coach Armin Veh muss dennoch auf neun Nationalspieler verzichten. Guy Demel, Collin Benjamin, Jonathan Pitroipa, David Jarolim, Jaroslav Drobny, Mladen Petric, Mickael Tavares und Maxim Choupo-Moting wurden dennoch in Kader für die Länderspiele nominiert. Und auch Dennis Diekmeier wird nicht dabei sein. Am 11. August wird der Abwehrspieler der Hamburger für die U-21-Auswahl in Reykjavik auf das Team aus Island treffen.