Der HSV kämpft in Lautern ums Überleben, Köln reist nach Augsburg. Auf Hertha und Freiburg warten schwere Aufgaben. Der Spieltags-Check!

Hamburg. Der 28. Spieltag verspricht Spannung pur im Tabellenkeller. Mit der Partie des HSV in Kaiserslautern und Augsburg gegen den 1. FC Köln kommt es zu gleich zwei direkten Duellen um den Klassenerhalt. Während im Rheinland das Chaos herrscht, blicken Freiburg und Augsburg den letzten Spielen optimistisch entgegen. Auf dem Betzenberg drohen die Lichter schon auszugehen und König Otto wittert in Berlin wieder Morgenluft. Abendblatt.de analysiert die Partien der Abstiegskandidaten an diesem Wochenende und wagt eine Prognose:

1. FC Kaiserslautern – Hamburger SV

Ein "heißes Spiel" erwartet HSV-Coach Thorsten Fink am Sonnabend (15.30 Uhr) auf dem Betzenberg. In der Tat brennt sowohl in Hamburg, als auch bei den "Roten Teufeln" in Kaiserslautern die Luft. Der FCK sucht nach dem Trainerwechsel von Marco Kurz zu Krassimir Balakov die letzte Chance im Kampf um den Klassenerhalt. Denn mit nur 20 Punkten haben die Pfälzer schon jetzt sieben Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz 16. Den hat derzeit der HSV inne, doch auch an der Elbe zeigt die Formkurve steil bergab. 0:4, 1:3, 1:3 und 1:2 – Finks Elf hat den Abstiegskampf bislang noch nicht angenommen. Im direkten Duell könnte man in Kaiserslautern nun aber den ersten Konkurrenten gen Zweite Liga schießen. Dafür soll erneut der Schwede Marcus Berg sorgen, der in Wolfsburg den einzigen Gästetreffer erzielte. Dem Stürmer sprach Fink bereits sein Vertrauen aus. Im Tor wird wie gewohnt Jaroslav Drobny stehen, der unter der Woche mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte.

Um auf dem "Betze" bestehen zu können, muss der HSV aber die eklatante Abwehrschwäche in den Griff bekommen. Zwölf Gegentreffer nach Kopfbällen und 21 Gegentore nach Standardsituationen – so schlecht ist kein anderes Team der Bundesliga in diesen Statistiken. Achtung HSV: Beim FCK kehrt nach überstandener Verletzung Stürmer Sandro Wagner zurück und dürfte in der Startelf stehen. Der Ex-Bremer hat in dieser Spielzeit zwar noch keinen Treffer erzielt, ist mit 1,94 Meter Körpergröße aber eine Gefahr bei Kopfbällen. Die Lauterer haben mit 17 Spielen ohne Sieg in Serie einen Vereinsnegativrekord aufgestellt. Hamburgs Offensivkräfte sollten am Sonnabend gleich zu Beginn stürmisch zu Werke gehen, denn in der ersten Viertelstunde kassierten die Gastgeber schon elf Gegentreffer und liegen auch hier auf dem letzten Tabellenplatz.

Prognose: Schönen Fußball werden die Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion nicht zu sehen bekommen. Kampf und Krampf dürften im Vordergrund stehen, wenn die derzeit formschwächsten Teams der Liga aufeinander treffen. Die Sieglos-Serie des FCK wird aber auch bei Balakovs Heimpremiere bestehen bleiben. Der HSV holt in Kaiserslautern mindestens einen Punkt. Tipp: 2:1 für Hamburg!

FC Augsburg – 1. FC Köln

Der Chaosklub macht seinem Ruf mal wieder alle Ehre. Es geht drunter und drüber beim 1. FC Köln und so schlittert der Traditionsklub dem erneuten Abstieg bedrohlich entgegen. Sportlich waren die vergangenen zwei Spiele ein Offenbarungseid. 1:6 zu Hause gegen Meister Dortmund und 1:4 in Hannover. Die Mannschaft von Trainer Stale Solbakken fällt nach Rückschlägen auf dem Platz in sich zusammen und präsentierte sich vor allem am vergangenen Wochenende konzeptlos und als "Hühnerhaufen" ohne Gegenwehr. Die Entlassung von Sportchef Volker Finke, die Dauer-Debatte um die Zukunft von Lukas Podolski und der Präsidentenwahlkampf – in Köln geht es derzeit um vieles, aber nicht um Fußball. Lukas Podolski, dessen Wechsel zu Arsenal London als beschlossene Sache gilt, äußerte sich bereits kritisch zum Vize-Präsidentschaftskandidaten Toni Schumacher. Dieser hatte verlauten lassen, er gehe von einem Weggang Podolskis aus. Der Nationalstürmer konterte: "Wahrscheinlich gehört es bereits zu seinem Wahlkampfprogramm, dass Toni Schumacher sich intensive Gedanken um meine weitere sportliche Zukunft macht. Ich bin mir aber sicher, dass die Kölner Fans ein feines Gespür dafür haben. Wenn es etwas Neues bezüglich eines Vereinswechsels von mir geben würde, dann werde ich mich schon rechtzeitig selber zu Wort melden.“ Die Nerven liegen blank.

Auch innerhalb der Mannschaft gibt es vor dem Duell in Augsburg Streitigkeiten. Der "Kicker" berichtet, mehrere Spieler hätten sich kritisch gegenüber den Stürmern Milivoje Novakovic und Podolski geäußert. Man habe nur mit neun Mann gegen Dortmund verteidigt. Novakovic und Podolski bewegten sich auffällig wenig, warteten zum Teil an der Mittellinie auf Bälle. Für Stale Solbakken wird die Partie am Sonnabend zum Schicksalsspiel. Verliert er auch in Augsburg, gilt eine Entlassung als wahrscheinlich.

Ganz anders präsentiert sich derzeit Aufsteiger FC Augsburg. Unbeachtet hat sich der Neuling nach schwacher Hinrunde gemausert und strebt den Klassenerhalt an. Nur zwei Niederlagen kassierte die Mannschaft von Jos Luhukay 2012. In der Rückrundentabelle rangieren die Schwaben auf Platz zwölf, aktuell ist der FCA 15. Weil das Team vom ersten Spieltag an nur um den Klassenverbleib kämpfte, sind sie nun mental voll auf der Höhe, während Teams wie Köln und der HSV plötzlich in den Existenzkampf gerutscht sind. Ein großer Vorteil für die Augsburger. Zudem herrscht im Vereinsumfeld Ruhe, über Jos Luhukay wurde auch nach Niederlagenserien nie diskutiert. Der kaum für möglich gehaltene Klassenerhalt scheint plötzlich möglich. Weil das Restprogramm aber noch schwere Aufgaben beinhaltet (u.a. Bayern, Schalke, Mönchengladbach), sind drei Punkte gegen Köln Pflicht.

Prognose: Die Kölner nehmen den Abstiegskampf in Augsburg an, Punkte gibt es aber trotzdem nicht. Vor heimischem Publikum darf Luhukay sich über einen knappen Erfolg freuen. Tipp: 2:1 für Augsburg!

Hertha BSC – VfL Wolfsburg

Nach einer soliden Hinrunde mit Platz elf und 20 Punkten ging man in Berlin fest vom Klassenerhalt aus. Nach dem Theater um Markus Babbel folgte der Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz. Zuletzt gelang der Hertha mit dem 3:1-Sieg in Mainz jedoch ein Lebenszeichen im Abstiegskampf. Trotzdem sind die Berliner noch immer das zweitschlechteste Rückrunden-Team, nur Kaiserslautern spielte noch erfolgloser. Gegen Wolfsburg wird es aller Voraussicht nach ein Geduldsspiel, bei dem ein Fehler wieder einmal entscheidend sein kann. Hertha-Trainer Otto Rehhagel wird wie üblich auf kontrollierte Offensive setzen und das hat auch seine Gründe: Die Trainer-Legende weiß um die Konterstärke der Gäste und warnt deshalb vor zu viel Risiko. Denn der Wolfsburger Angriff um Patrick Helmes und Mario Mandzukic ist derzeit in bestechender Form. Die letzten drei Spiele, bei dem das Sturmduo zusammen fünf Tore beisteuerte, konnten die „Wölfe“ siegreich bestreiten. Generell ist der VfL Wolfsburg aber der Lieblingsgegner der Berliner. In der Hinrunde konnte die Hertha einen 3:2-Auswärtssieg landen und zu Hause sind die Hauptstädter seit neun Heimspielen gegen die Wolfsburger unbesiegt.

Prognose: Nach einer ereignislosen ersten Halbzeit gehen beide Mannschaften mit 0:0 in die Pause. In den zweiten 45 Minuten reicht der Hertha ein gelungener Spielzug zum Torerfolg, doch Wolfsburg darf auch einmal jubeln. Tipp: 1:1!

Bayer 04 Leverkusen – SC Freiburg

Mit Platz 18 nach der Hinrunde und dem Verkauf des Topstürmers Cissé, dachten viele Experten die Freiburger planen schon für die Zweite Liga. SC-Trainer Christian Streich bewies allen Kritikern das Gegenteil und sammelte in der Rückrunde bereits mehr Punkte (15) als sein Vorgänger Marcus Sorg in der Hinrunde (13). Auch der kommende Gegner Bayer Leverkusen erzielte in den bisherigen zehn Rückrunden-Partien einen Zähler weniger als die Breisgauer. Das 1:7-Debakel in der Champions League gegen den FC Barcelona scheint die Leverkusener aus der Bahn geworfen zu haben. Es folgten drei Niederlagen in der Bundesliga. Jetzt muss das Team von Ex-Freiburg-Trainer Robin Dutt dringend wieder einen "Dreier“ landen, um nicht von den Europa-League-Rängen abzurutschen. Allerdings unterstrichen die Freiburger beim 2:0 zu Hause gegen Kaiserslautern ihre blendende Verfassung und entfernten sich erstmals seit dem 8. Spieltag wieder von den Abstiegsrängen.

Prognose: Es wird zunächst ein enges Duell auf Augenhöhe werden, bei dem die Leverkusener den Heimvorteil am Ende nutzen und ihre Erfahrung gegenüber den jungen Freiburgern ausspielen können. Tipp: 3:1 für Leverkusen!

Die Abendblatt-Prognose: So sieht die Tabelle nach dem 28. Spieltag aus!

13. FC Augsburg – 30 Punkte

14. Hamburger SV – 30 Punkte

15. SC Freiburg – 28 Punkte

16. 1. FC Köln – 28 Punkte

17. Hertha BSC – 27 Punkte

18. 1. FC Kaiserslautern – 20 Punkte