Mit 72,9 Prozent aller Stimmen bleibt Oilver Scheel im Vorstand des HSV. Mit großer Mehrheit wurde der Vorstand und der Aufsichtsrat entlastet.

Hamburg. Befreiungsschlag für Bernd Hoffmann, viel Applaus für Frank Arnesen: Der ehemalige Vorstandschef Hoffmann wurde auf der Mitgliederversammlung des Hamburger SV etwas überraschend entlastet. Die Rede des neuen Sportchefs Arnesen wurde von großem Jubel begleitet.

Nach einer sachlichen und unaufgeregten Debatte votierten die rund 1200 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder des Fußball-Bundesligisten mehrheitlich für eine Entlastung Hoffmanns. Der 48-Jährige war bei der Veranstaltung nicht anwesend. Er muss keine Regressforderungen des Vereins fürchten.

Die Entlastung war im Vorfeld keineswegs gesichert, nachdem der zwölfköpfige Aufsichtsrat Hoffmanns achtjährige Amtszeit nach dessen Ausscheiden im März 2011 juristisch unter die Lupe genommen hatte - mehrere Fragen blieben ungeklärt. Der Vorwurf des zweifelhaften Finanzgebarens wurde nicht ausgeräumt.

„Der Aufsichtsrat hält es allgemein für ungewöhnlich, dass wichtige Geschäftsvereinbarungen über hunderttausende Euro überwiegend mündlich vereinbart und die dazugehörigen Dienstleistungen mündlich und persönlich abgerufen und erbracht wurden“, sagte Aufsichtsrats-Chef Otto Rieckhoff in seiner Rede. Sein Fazit: „Das Verhalten der ehemaligen Vorstände Katja Kraus und Bernd Hoffmann erscheint nicht in allen Aspekten angemessen und dem Vereinsinteresse zuträglich.“ Aufsichtsratsmitglied Manfred Ertel nannte die Vertragsabschlüsse „haarsträubend“. So etwas dürfe es nie wieder geben.

Auf Schadenersatzansprüche verzichtete das oberste Kontrollgremium aber, weil Rieckhoff einen langen Prozess mit unkalkulierbaren Kosten, einen möglichen Imageschaden und negative Auswirkungen auf das laufende Geschäft fürchtete. Es gehe um Aufklärung, nicht um Abrechnung. „Ich bin froh, dass wir die Altlasten hinter uns lassen“, sagte Rieckhoff.

Konkret geht es bei den Vorwürfen gegen Hoffmann um eine Image-Beratung auf Klubkosten in Höhe von 89.000 Euro, Honorare an den Spielerberater Roman Grill (30.000 Euro) und den „Beinahe-Sportchef“ Urs Siegenthaler (500.000 Euro). Kurios sind auch die Zahlungen an einen Spielerberater im Zusammenhang mit dem geplatzten Transfer des Brasilianers Vagner Love von ZSKA Moskau. Obwohl der Transfer des Stürmers im Januar 2010 zum HSV gescheitert war, zahlte der Klub dem Berater 70.000 Euro, gewährte zudem ein Darlehen von 30.000 Euro.

Außerdem soll Hoffmann zwei Freunde als Berater in der Sponsorenakquise sowie im Arena-Management engagiert haben. Die Rechnungsprüfer kritisierten in ihrem Bericht, dass angeforderte Unterlagen von Hoffmann und Kraus nicht zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem wird das Duo dafür verantwortlich gemacht, dass - nach Jahren mit Überschüssen in Millionenhöhe - die Klub-Bilanz im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. Juni 2011) ein Minus von 4,87 Millionen Euro ausgewiesen hat. „Ich habe stets im Interesse des Vereins gehandelt und mir nichts vorzuwerfen“, hatte Hoffmann erklärt.

Auch in dieser Spielzeit sei das Ziel, die „Saison mit einer schwarzen Null abzuschließen, gefährdet“, sagte der neue Klubchef Carl-Edgar Jarchow. Trotzdem gab er sich kämpferisch. Der HSV dürfe nicht auf Dauer um Platz fünf bis zehn spielen. „Das ist nicht unser Anspruch“, sagte Jarchow, mittelfristig müsse man wieder einen „Pokal in die Stadt holen“.

Zudem bezeichnete Jarchow das Investoren-Modell mit Klaus-Michael Kühne als „nicht gut“. Der Vertrag mit dem milliardenschweren Unternehmer werde zwar erfüllt, soll in dieser Form aber nicht wieder abgeschlossen werden. Dennoch wird es auch in Zukunft Transfers geben, nach denen der Klub nicht die hundertprozentigen Rechte halten wird. „Das ist im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Jarchow.

Großen Applaus erntete Arnesen für seine Rede. „Wir müssen jedes Jahr europäisch spielen“, forderte der Däne, „dafür werde ich alles geben.“ Seinen Fokus wolle er in Zukunft auf das Scouting legen, damit dem Klub keine Talente mehr entgehen.

Als Vorstandsmitglied für die Belange der Mitglieder wurde Oliver Scheel für drei weitere Jahre im Amt bestätigt. Der 46-Jährige setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen Hockey-Olympiasieger Christian „Büdi“ Blunck mit 751 zu 273 Stimmen durch. Sechs Stimmen waren ungültig. (sid)

Die Ereignisse des Tages im Liveticker zum Nachlesen

19.30 Uhr: Manfred Ertel stellt den Antrag, die Versammlung zu vertagen auf den 20. Mai, da das Publikum immer unruhiger und weniger wird. Der Antrag wurde angenommen. Damit endet die Versammlung nach knapp achteinhalb Stunden.

19:24 Uhr: Der Antrag auf Fernwahl soll jetzt ebenfalls vertagt werden auf den 20. Mai 2012. Der Antragssteller stellt den Antrag zurück. Buhrufe aus dem Publikum.

19:23 Uhr : Der Antrag von Claus Runge (Tagesordnungspunkt 24) den HSV-Ochsenzoll betreffend wurde angenommen, zwei weitere abgelehnt.

19:20 Uhr: Die Redner kommen zu dem Schluss, dass nur noch über Ochsenzoll und den Fernwahlantrag entschieden und der Rest vertagt werden soll.

19:02 Uhr : Mehrere Mitglieder melden sich zu Wort, den Satzungsänderungen nicht mehr folgen zu können. Versammlungsleiter Andreas Peters gibt zu, dass es sich bei dem Thema um ein "hartes Brett" handelt. Der Saal hat sich bedrohlich geleert. Einige Mitglieder bitten um Abbruch der Veranstaltung, da sich niemand mehr konzentrieren könne nach über acht Stunden.

18:38 Uhr: Die Anträge auf Änderung der Satzung werden weiter abgearbeitet. Gebündelt werden zunächst die Anträge zum Thema HSV-Ochsenzoll vorgetragen.

18:30 Uhr: Die Ergebnisse der Wahl liegen vor: 1030 Stimmen wurden abgegeben, 273 Stimmen entfielen auf Blunck, 751 Stimmen auf Oliver Scheel, sechs Stimmen waren ungültig. Damit bleibt Scheel im Amt. Er nimmt die Wahl an.

18:25 Uhr: Nach ausgiebigen Diskussionen wird angeregt, dass über einen leicht veränderten Antrag, der den Begriff "Investorenmodells" näher erläutert, in einer späteren Sitzung entschieden wird. Ingo Thiel stellt seinen Antrag zurück.

17:57 Uhr: Der Antrag von Ingo Thiel zielt darauf ab, dass Investorenmodelle wie das von Bernd Hoffmann initierte Modell "Anstoß hoch drei" vor der Umsetzung auf der Mitgliederversammlung vorzutragen sind. Frank Arnesen pocht darauf, dass Investoren auch weiterhin beim HSV zugelassen werden, sonst wären Spielerverpflichtungen nur noch eingeschränkt möglich. Ex-Präsident Krohn geht Arnesen an, dass er Äpfel mit Birnen verwechseln würde und weist auf die Gefahren eines solchen Modells hin. Die Diskussion um den Begriff des "Investorenmodells" zieht sich hin.

17:40 Uhr: Die Wahl beginnt. Vor der Auszählung werden weitere Punkte der Tagesordnung vorgezogen. Der Bericht des Satzungsausschusses steht an. Es folgen mehrere Anträge auf Änderung der Satzung. Mehr als 3/4 der Stimmen müssen den Anträgen zustimmen, damit die Änderung vollzogen wird.

17:18 Uhr: Die Fragen an Blunck sind nach einer knappen Stunde abgeschlossen. Scheel stellt sich nun vor. Er verweist auf seine langjährige HSV-Vergangenheit und habe nach wie vor Enthusiasmus für den Klub in sich, um das Amt nach drei Jahren weiter fortzuführen. Er spricht ähnliche Punkte wie auch Blunck an, für die er sich einsetzen will: Universalsportverein, Fantreffs. Weiterhin soll das Gelände in Ochsenzoll ausgebaut werden. Auch Scheel verneint die Frage von Frank Rost: Pyrotechnik sei keine Gewalt.

17:13 Uhr: Frank Rost geht ans Mikrofon. Seine Frage: "Ist Pyrotechnik für Sie Gewalt"? Blunck verneint das.

17:10 Uhr: Die Vorstellung zieht sich hin. Immer mehr Mitglieder sprechen Blunck die "Raute im Herzen" ab.

17:06 Uhr: Blunck spricht von einem Fantreffen im Stadion oder einem Klubhaus in der Stadt, die seit längerer Zeit geplant sind, jedoch noch nicht umgesetzt wurden. Dafür wolle er konkret kämpfen.

16:42 Uhr: Einige Mitglieder sehen die Kandidatur von Blunck skeptisch, da er erst seit drei Monaten Mitglied im Verein ist. Bluncks Kenntnisse rund um den Verein werden in Frage gestellt. Er spricht sich grundsätzlich für eine mögliche Fernwahl aus. Blunck grenzt sich bisher jedoch kaum von seinem Konkurrenten ab.

16:25 Uhr : Christian Blunck stellt sich vor und hebt seine sportliche Karriere als Hockeyspieler und seinen Verbundenheit zur Stadt Hamburg hervor. Er bezeichnet es als seinen größten Fehler, nicht frühzeitig HSV-Mitglied geworden zu sein, sondern erst im Jahr 2011. Er will dafür sorgen, dass wieder einmal ein gebürtiger Hamburger erfolgreich für den HSV aufläuft. Der Breiten-, Nachwuchs- und Leistungssport soll weiter gefördert werden. Blunck will seine Kontakte nutzen, um weitere Sponsoren zu gewinnen. Er spricht sich für mehr Unterstützung der Amateure aus und verurteilt die Lagerbildung beim HSV.

16:07 Uhr : Die Wahl zum Vorstandsmitglied für die Belange der Mitglieder steht an. Neben dem Amtsinhaber Oliver Scheel hat sich auch Christian Blunck beworben. Mittlwerweile sind 1153 Mitglieder anwesend. Einige Mitglieder richten ihre Fragen an die beiden Anwärter.

16:05 Uhr: Auch die weiteren Organe werden entlastet.

16:00 Uhr: Der Amateurvorstand, Seniorenrat, Ehrenrat und die Abteilungsleitung Fördernde Mitglieder berichten.

15:54 Uhr: Auch der Vorstand um Hoffmann und Kraus und die Rechnungsprüfer werden mit großer Mehrheit entlastet.

15:46 Uhr: Die Entlastung des Aufsichtsrates steht an. Es wird der Antrag gestellt, den Aufsichtsrat nicht im Ganzen zu entlasten, sondern einzeln. Der stellvertretende Vorsitzende Alexander Otto sieht diesen Antrag äußerst kritisch. Der Antrag wird durch die Mitglieder abgelehnt. Mit großer Mehrheit wird der Aufsichtsrat für das vergangenen Geschäftsjahr entlastet.

15:31 Uhr: Der Bericht der Rechnungsprüfer steht an. Klaus Manal empfiehlt die Entlastung des damaligen Vorstandes zu verweigern. Er kritisiert, dass den Rechnugsprüfern wie schon in den Vorjahren nicht alle angeforderten Papiere von den früheren Vorständen Bernd Hoffmann und Katja Kraus zur Verfügung gestellt wurden. Im Einzelnen geht es um Spesenabrechnungen, Reisekosten, Bonusmeilen etc.

15:20 Uhr: Der HSV musste im vergangenen Jahr 25.000 Euro für den Einsatz von Pyrotechnik-Vergehen seiner Fans zahlen, in diesem Jahr schon 16.000 Euro.

14:45 Uhr: Die Aussprache zum Bericht der Vorstände beginnt. Hintergrundfragen zum Kühne-Deal, Lob für die Hoffmann-Deals und die bisherige Arbeit von Arnesen kommen von den Rednern. Jarchow versichert noch einmal, dass vor Abschluss eines weiteren Kühne-Deals die Mitglieder befragt werden würden.

14:34 Uhr: Oliver Scheel, Vorstandsmitglied für Mitgliederbelange, hat das Wort. Er setzt sich u.a. für weitere Stehplätze in der Arena ein und zeigt eine Präsentation zum 125-jährigen Vereinsjubiläum: Am 29.07. soll ein Testspiel gegen eine europäische Spitzenmannschaft stattfinden - gegen wen, will Scheel noch geheimhalten. Anfang August soll ein zweitägiges Top-Turnier in Hamburg stattfinden, zudem mehrere Jugendturniere in der Stadt verteilt. Am 28. und 29. September soll die große Geburtstagsparty am Stadion stattfinden, am 29.9 eine große Gala. In der Stadt verteilt wird es eine Rauten-Lichtinstallation geben.

14:33 Uhr: Mittlerweile sind rund 1200 Mitglieder in der Halle.

14:20 Uhr: Marketing-Boss Joachim Hilke kommt zu Wort. Der HSV sah sich vor der Saison einer außergewöhnlich hohen Kündigungsrate bei den Logen konfrontiert. Dennoch sei der HSV weiterhin gut aufgestellt. Hilke hebt die Verlängerung des Deals mit Hauptsponsor Emirates hervor, der nicht selbstverständlich sei. Er erklärt die Auslagerung der medizinischen Abteilung mit finanziellen Abwägungen. Viel Potenzial sieht Hilke bei der Bewegtbild-Vermarktung. Zudem sollen weitere spektakuläre Events ins Stadion geholt werden.

14:01 Uhr : Frank Arnesen wird mit stürmischem Beifall begrüßt. Er kenne solche Massen-Veranstaltung nicht, bei Chelsea lief das ganze mit sieben Leuten ab. Arnesen verteidigt die Spielerverkäufe aus finanziellem Hintergrund und bedankt sich bei Michael Oenning für die geleistete Arbeit. Das Hauptaugenmerk des Vereins muss auf dem Spieler-Scouting liegen. Im Alter von 12 bis 14 Jahren soll in Norddeutschland gesichtet werden, bis 16 Jahren deutschlandweit, danach global. Daran anschließend muss der Nachwuchs noch besser betreut werden. Eine Vison sei, dass die Anlage in Ochsenzoll ausschließlich für den HSV-Nachwuchs genutzt werde. Die U-23 muss näher an die Profimannschaft rücken, der Übergang muss geringer sein. In ferner Zukunft sollte die gesamte HSV-Familie um die Arena am Volkspark konzentriert werden, mit dem gesamten Nachwuchs.

13:59 Uhr: Jarchow bekennt sich zum "Universalsportverein HSV" und spricht sich damit gegen eine Ausgliederung des Profifußballs aus. Der HSV-Chef bekommt großen Applaus für seine Rede.

13:45 Uhr: Carl Jarchow tritt ans Mikro. Der Bericht des Vorstandes steht an (Tagesordnungspunkt 8 von 35). Der HSV-Boss sagt, dass die Gespräche in Sachen "Verträge aus der Hoffmann-Zeit" abgeschlossen seien und sich geeinigt wurde. Die Liquidität schien ihm im Sommer gefährdet, deshalb musste sich der HSV von Spielern trennen und Einsparungen vorgenommen werden. In dieser Saison haben die Trennung von Trainer Michael Oenning und die schlechte Platzierung in der Bundesliga und die damit verbundenden gesunkenen TV-Einnhamen dazu geführt, dass die geplante "schwarze Null" für diese Saison gefährdet ist. Das "Kühne-Modell" heisst Jarchow als "nicht gut". Der Vertrag mit dem Sponsor läuft noch und wird erfüllt, wird so aber nicht wieder abgeschlossen werden. Dennoch wird es auch in Zukunft so sein, dass einzelne Spieler nicht zu 100 Prozent dem HSV gehören. So müsse bei einem etwaigen Verkauf Gökhan Töres ein Teil der Ablösesumme an Chelsea abgeführt werden.

13:42 Uhr: Mitglied Claus Runge wirft dem Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Horst Becker vor, durch den "guten Kontakt" zu Hoffmann seine Kontrollfunkion nicht ordnungsgemäß wahrgenommen zu haben. Er legt ihm einen Rücktritt nahe. Becker dementiert diese Vorwürfe.

13:25 Uhr: Die Aussprache des Aufsichtsrates zieht sich hin. Mehrere Mitglieder haben noch Fragen, der Aufsichtsrat anwortet. Die Diskussion ist überwiegend sachlich.

13:05 Uhr: Ertel und Rogalla gehen sich gegenseitig verbal an.

12:50 Uhr: Aufsichtsratsmitglied Manfred Ertel spricht. Er verteidigt die Aufarbeitung der Hoffman-Ära und verurteilt die Vorwürfe, Mitglieder des Aufsichtsrates hätten der Presse etwas "gesteckt". Er verteidigt den Verzicht auf juristische Schritte gegen Hoffmann/Kraus im Hinblick auf jahrelange Prozesse und Schlammschlachten im Verein.

12:45 Uhr: Weitere Mitglieder äußern sich zu der Arbeit des Aufsichtsrates.

12:38 Uhr: Rieckhoff bezeichnte die wirtschaftliche Situation des Vereins als "schwierig".

12:27 Uhr: Dr. Peter Krohn, Ex-Präsident, ergreift das Wort. Er fragt sich, warum der Aufsichtsrat denn Besserung gelobe, wenn er sich doch keine Fehler anlaste. Die Zielsetzung müsse zudem forscher formuliert werden: Der HSV müsse wieder ganz nach oben.

12:22 Uhr: Katrin Sattelmair spricht, ehemalige Kandidatin für den Aufsichtsrat. Sie springt für Hoffmann und Kraus in die Bresche, die ihrer Ansicht nach zu schlecht wegkommen. Die Erfolge aus der jüngsten Vergangenheit würden zu wenig gewürdigt.

12:09 Uhr: Dr. Konstantin Rogalla spricht, Mitglied der HSV-Förderer. Er bezeichnet die Indiskretionen aus dem Aufsichtsrat als skandalös. Rogalla wirft u.a. Carl Jarchow vor, dass er die Vorgänge der Ex-Vorstände schon im Jahr 2003 hätte prüfen können, als er im Aufsichtsrat war. Zudem kritisiert der den Bericht der Rechnungsprüfer als "dürftig".

12:07 Uhr: Die Mannschaft verlässt unter Applaus den Saal.

11:45 Uhr: Der Bericht des Aufsichtsrates steht an. Rieckhoff greift die Vorwürfe gegenüber dem alten Vorstand wieder auf. Die sechs fragwürdigen Verträge werden erläutert. Der Aufsichtsrat kam in einer Sitzung am 13.12.2011 zu dem Schluss, dass das Verhalten der beiden ehemaligen Vorständen Katja Kraus und Bernd Hoffmann nicht in allen Punkten angemessen erscheint und dem Vereinsinteresse zuträglich. Gleichzeitig bestehen beträchtliche Risiken im Falle einer gerichtlichen Inanspruchnahme der beiden ehemaligen Vorstände. Deshalb sieht der Aufsichtsrat davon ab, Regressansprüche geltend zu machen. Es gehe um Aufklärung, nicht um Abrechnung. Verfehlungen des Aufsichtsrates habe es nicht gegeben. Rieckhoff verurteilt Indiskretionen der Vergangenheit und bittet darum, Zeitungsmeldungen nicht immer für bare Münze zu nehmen. Er bekommt uneingeschränkten Applaus.

11:40 Uhr : 988 stimmberechtigte Mitglieder sind anwesend, dazu 27 nicht stimmberechtigte Mitglieder und 15 Gäste.

11:35 Uhr: Zwei Mitglieder werdeb mit der Ehrennadel ausgezeichnet.

11:20 Uhr: DIe Ehrungen werden vorgenommen. So wird Weitspringer Sebastian Bayer mit dem Paul Hauenschild Preis ausgezeichnet. Der Horst Eberstein Pokal bekommt Dorothee Vieth, Weltmeisterin im Paracycling. Auch die Baseball-Jugend der HSV Stealers bekommt einen Preis.

11:15 Uhr: Den verstorbenen Mitgliedern wird gedacht.

11:10 Uhr: 35 Punkte stehen auf der Tagesordnung. Ob wirklich alle Punkte abgearbeitet werden können, ist jedoch ungewiss.

11.05 Uhr: Die Mannschaft ist bereits anwesend, der Saal 1 des CCH etwa zur Hälfte gefüllt. Otto Rieckhoff eröffnet die Mitgliederversammlung. Überraschung: Ex-Torwart Frank Rost ist ebenfalls anwesend. Ex-Präsident Bernd Hoffmann nicht.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

Auch am Freitag wollte sich Bernd Hoffmann nicht festlegen. "Ich werde mich spontan entscheiden", antwortete der frühere HSV-Chef dem Abendblatt auf die Frage, ob er bei der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung am Sonntag im CCH ab 11 Uhr anwesend sein wird.

So oder so dürfte es eine hitzige und vor allem lange Debatte um den früheren Vorstandsvorsitzenden geben. Unter Tagespunkt 7 will Aufsichtsratschef Otto Rieckhoff sechs zentrale Kritikpunkt des Kontrollgremiums an Hoffmann benennen. Dabei handelt es sich um eine Imageberatung durch die Hamburger Agentur fischerAppelt. Zudem sind die Honorare für Spielerberater Roman Grill und Fast-Sportdirektor Urs Siegenthaler ebenso strittig wie die Provision an den Agenten des brasilianischen Stürmers Vagner Love, die trotz des geplatzten Transfers vom HSV gezahlt wurde.

Auch wird Hoffmann unterstellt, persönliche Freunde als Berater in der Sponsoren-Akquise und im Stadionmanagement beschäftigt zu haben. "Der Aufsichtsrat hält es allgemein für ungewöhnlich, dass wichtige Geschäftsvereinbarungen über Hunderttausende Euro überwiegend mündlich vereinbart und die dazugehörigen Dienstleistungen mündlich und persönlich abgerufen und erbracht wurden", sagt Rieckhoff in seiner Rede, die er bereits am Freitag auf der Vereinshomepage veröffentlichte. Sein Fazit: "Das Verhalten der ehemaligen Vorstände Katja Kraus und Bernd Hoffmann erscheint nicht in allen Aspekten angemessen und dem Vereinsinteresse zuträglich." Auf Schadensersatzansprüche will der Rat aber verzichten.

Rieckhoffs Bericht dürfte am Sonntag eine emotionale Diskussion folgen, die in einem verbalen Schlagabtausch gipfeln könnte. Sicher ist, dass auch mehrere Aufsichtsräte von den Mitgliedern offen kritisiert werden dürften. Nach Abendblatt-Informationen haben intern bereits mehrere Kontrolleure mit ihrem Rücktritt gedroht, sollte die Debatte in einer Schlammschlacht ausarten. Besonders Rieckhoffs Vorgänger Horst Becker steht in der Kritik. Allerdings dürfte nicht nur der Bericht und die Aussprache des Aufsichtsrates für reges Interesse sorgen. Bereits jetzt scheint es unmöglich, dass alle Tagespunkte besprochen werden können. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich darauf geeinigt wird, mehrere Anträge auf eine spätere Versammlung zu vertagen. Derzeit stehen insgesamt 35 Punkte auf der Tagesordnung, von denen das Abendblatt die brisantesten vorstellt.

8. Tagespunkt: Bericht des Vorstands

Obwohl der Bericht des Vorstands nicht ganz so emotionale Diskussionen wie der Bericht des Aufsichtsrats nach sich ziehen wird, dürften besonders die wirtschaftlichen Ergebnisse und Prognosen für Interesse sorgen. HSV-Chef Carl Jarchow hat bereits angekündigt, dass dem HSV auch in der kommenden Saison durch Verbindlichkeiten aus der Vergangenheit ein Millionen-Minus droht. Gespannt sein dürfen die Mitglieder, inwiefern Jarchow auf die Arbeit von Vorgänger Hoffmann eingeht.

10.: Bericht der Rechnungsprüfer

Bereits am Donnerstag haben die Rechnungsprüfer Klaus Manal und Reimund Slany ihren Bericht abgegeben, indem sie kritisieren, dass ihnen wie schon in den Vorjahren nicht alle angeforderten Papiere von den früheren Vorständen Bernd Hoffmann und Katja Kraus zur Verfügung gestellt wurden. Zudem kündigten sie weitere Erläuterungen in der Versammlung an.

11.: Entlastung des Aufsichtsrates

Nach der emotionalen Aussprache im Anschluss an Rieckhoffs Bericht besteht durchaus die Möglichkeit, dass nicht der Gesamt-Aufsichtsrat entlastet wird. Tritt dieser Fall ein, muss jeder Kontrolleur einzeln entlastet werden.

12.: Entlastung des Vorstands

Die spannendste Frage des Abends: Wird neben dem aktuellen Vorstand auch der Ex-Vorstand um Hoffmann und Kraus von den Mitgliedern entlastet? Es wäre ein Novum in der HSV-Geschichte, wenn ein Vorstandsvorsitzender nicht entlastet würde.

16.: Wahl des vierten Vorstands

Neben Amtsinhaber Oliver Scheel stellt sich Hamburgs Hockeylegende Christian "Büdi" Blunck zur Wahl für das Amt des Vorstands für Mitgliederbelange. Während Scheel besonders Interessen der HSV-Fans (mehr Stehplätze) ins Zentrum seiner Kandidatur stellt, betont Blunck sein Ziel, Breiten-, Nachwuchs- und Leistungssport weiter fördern zu wollen. Blunck, der erst seit 2011 Mitglied ist, will sich keinem Lager zuordnen lassen. Scheel, seit 24 Jahren Mitglied, wird eine Nähe zur Supportersführung nachgesagt.

19.: Antrag zur Investorenfrage

Antragsteller Ingo Thiel fordert, dass mögliche Verträge mit Investoren von den Mitgliedern abgesegnet werden müssen. Dies würde bedeuten, dass die angestrebte Neuauflage des Kühne-Deals, von dem sich der Vorstand neues Kapital für Neuzugänge erhofft, zunächst von den Mitgliedern genehmigt werden müsste. Investor Klaus-Michael Kühne, der Bereitschaft für weitere Millionen-Transfers signalisiert hat, dürfte sich darauf aber kaum einlassen.

25.: Verkleinerung des Aufsichtsrats

Der frühere Aufsichtsratschef Horst Becker hat den Antrag gestellt, das Kontrollgremium von aktuell zwölf Mitgliedern auf grundsätzlich sieben Vertreter zu verkleinern. Davon sollen fünf von der Mitgliederversammlung gewählt und je einer von den Supporters und den Amateuren entsandt werden. Zudem könnte der Rat um einen Sportfachmann ergänzt werden.

30.: Antrag zur Fernwahl

Antragssteller Jan Talleur, der sich selbst als Mitglied der oppositionellen Initiative Pro HSV bezeichnet, fordert, dass "zu wählende Aufsichtsräte sowie das Vorstandsmitglied für Mitgliederbelange auch mittels Briefwahl" gewählt werden können. Laut Talleur würde eine Fernwahl dem Verein rund 40.000 Euro kosten. Wie bei allen Anträgen scheint die Hürde einer Dreiviertelmehrheit aber zu hoch zu sein.