Der HSV hat bereits Ausschau gehalten nach einem Nachfolger für Innenverteidiger Boateng. Auch ein Außenverteidiger wird gesucht.

Hamburg. Eigentlich war gestern alles wie immer in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Jerome Boateng fuhr um 13.43 Uhr an der Nordbank-Arena vor, plauderte kurz mit einem Mitarbeiter der HSV-Presseabteilung und ging - mit schwarzer Mütze, weißer Tasche, roten Turnschuhen und in Bluejeans - durch die Buseinfahrt in den Kabinentrakt. Und doch war ein winziges Detail anders als sonst: Boateng schwieg beharrlich auf seinem Weg an den wartenden Reportern vorbei. Kein freundliches "Hallo", kein "Wie geht's?" und auch kein abwimmelndes "Heute nicht".



Statt dem Abwehrmann, der vorerst auch verbal in die Defensive geht, trauten sich dessen Kameraden nach seiner Entscheidung, im Sommer für 12,5 Millionen Euro zu Manchester City zu wechseln, in die Offensive. "Für uns ist das sehr schade", sagte etwa Abwehrkollege Joris Mathijsen, "aber wenn so viel Geld im Spiel ist, ist es schwer, einen Spieler zu halten. Und wenn Manchester City mitbietet, hast du als Verein keine Chance." Tatsächlich soll das Angebot, das Boateng den Wechsel auf die Insel schmackhaft machte, knapp doppelt so gut dotiert sein wie die Offerte, die dem Nationalspieler vom HSV vorlag.

Eine Erklärung, die David Jarolim nur bedingt genügte: "Leider sind derartige Wechsel bei uns zur Regel geworden. Für ein Team ist es nicht einfach, wenn man immer drei bis vier gute Leute ersetzen muss." So erinnert der Kapitän daran, dass der HSV in den vergangenen Jahren mehrfach Leistungsträger wie van der Vaart, de Jong oder Kompany ziehen lassen musste. "Wir fangen nicht bei null an, schließlich wird der Großteil der Mannschaft bleiben", sagte dagegen Mladen Petric, der aber warnte: "Schwierig ist nur, wenn jedes Jahr der Trainer wechselt."

HSV-Trainer Bruno Labbadia bedauerte Boatengs Entscheidung, allerdings ist der Coach auch froh, nun Planungssicherheit zu haben. "Ich hätte ihm den nächsten Schritt bei uns zugetraut, aber so wünschen wir ihm alles Gute", sagte Labbadia, der nun die Suche nach einem Nachfolger intensiviert. "Wir haben bereits vorher auf der Position des Innenverteidigers gesucht - das ist eine Position, die in Europa sehr gefragt ist."

Nach Abendblatt-Informationen ist der HSV aber nicht nur auf der Suche nach einem Innenverteidiger, sondern auch nach einem rechten Außenverteidiger. Etwas mehr als zehn Millionen Euro stehen dem Klub nun aus dem Boateng-Verkauf zur Verfügung. Als Wunschkandidat wird immer wieder Schalkes Benedikt Höwedes gehandelt, dessen Preis allerdings durch die erfolgreiche Saison zunehmend steigt. "Wir sind vorbereitet", verspricht Labbadia.