Hamburg. Den Ostermontag konnte Ralf Bednarek nur bedingt genießen. Allerdings war es weniger die Tatsache, dass der Anwalt am Nachmittag in seiner Kanzlei arbeiten musste, die dem Chef der Supporters den Feiertag gründlich vermieste. Vielmehr waren es die Geschehnisse rund um das Spiel seines HSV gegen Hannover 96 am Vortag, die Bednarek noch immer nachhaltig beschäftigten. "Was da passiert ist, hatten wir in so massiver Form schon lange nicht mehr."
Und passiert war so einiges. Dabei machte Bednarek kein Geheimnis daraus, dass er nicht nur von dem Flaschenwurf Guerreros erschüttert war. "Ein Anhänger wäre für ein derartiges Verhalten mit einem zweijährigem Stadionverbot belegt worden", hatte er mit beißender Ironie in der Stimme am Sonntagabend gesagt. Aber vor allem die Reaktionen der Spieler und der Verantwortlichen trieben den Fanchef kurzzeitig zur Weißglut. "Es sind wieder über 50 000 HSV-Anhänger ins Stadion gekommen, um die Mannschaft zu unterstützen. Wenn bei schlechten Leistungen auch mal gepfiffen wird, darf man sich nicht wundern", sagte Bednarek, der nur wenig Verständnis für das Unverständnis der Spieler zeigte. So hat sich neben Dennis Aogo, Mladen Petric und David Jarolim besonders auch Frank Rost über die Reaktion der Fans ausgelassen. "Die Spieler bekommen oft genug Sachen an den Kopf geschmissen", hatte der Torhüter in einem TV-Interview gesagt und anschließend Guerrero in Schutz genommen: "Er hat ganz gut geworfen. Die New York Yankees würden ihn sofort verpflichten. Aber so ist eben Fußball. Damit muss man als Zuschauer auch mal rechnen. Man muss der Realität ins Gesicht sehen." Gestern relativierte Rost seine Worte, sprach davon, dass sein Zynismus unangebracht gewesen sei.
Bednarek verärgerten indes auch die Ausführungen Bruno Labbadias auf der Pressekonferenz. Zwar sprach der HSV-Trainer auch davon, dass Guerrero eine Grenze überschritten hatte, sagte aber gleichzeitig, dass schon längst sämtliche Grenzen überschritten wären. So erinnerte er an den Selbstmord Robert Enkes und warb um mehr Verständnis untereinander. Zudem erinnerte Labbadia daran, dass sein Team die Unterstützung der Zuschauer bräuchte. Eine Einschätzung, die Bednarek auch mit einem Tag Abstand nicht ganz teilen konnte. "Ich hätte mir schon etwas mehr Selbstkritik von der sportlichen Führung gewünscht", sagte der Anwalt diplomatisch. "So oder so, die HSV-Familie wird auch diesmal zusammenhalten."