Hamburg. Als Jonathan Pitroipa - mit weißer Jacke, modischer Bluejeans und schickem Louis-Vuitton-Täschchen - gestern Vormittag als einer der ersten HSV-Profis den Kabinetrakt verließ, strahlte nicht mal die kräftige Frühlingssonne mehr als der schmächtige Afrikaner. Ganz langsam spazierte das 60-Kilogramm-Leichtgewicht an den wartenden Fans entlang, erfüllte geduldig Autogrammwünsche und genoss sichtlich das für ihn eher ungewohnte Bad in der Menge. Keine Frage: Erstmals seit seiner Ankunft in Hamburg scheint Pitroipa - um es einmal in der Landessprache des Burkinaben zu formulieren - so richtig en vogue zu sein. "Für Jonathan freut es mich besonders. Er hat wirklich ein sehr gutes Spiel gemacht", sparte auch Trainer Bruno Labbadia, der Pitroipa gegen Standard Lüttich für Nationalspieler Piotr Trochowski auf dem rechen Flügel aufgeboten hatte, nicht mit Lob.
Dabei ist es keine zwei Wochen her, dass Pitroipas Gefühlswelt noch alles andere als geordnet war. "Es gab in den letzten Monaten viele Spiele, in denen ich nicht gespielt habe, obwohl ich gut trainiert hatte. Damit war ich nicht einverstanden", erinnerte sich der frühere Freiburger, der seinen Berater Nick Neururer am 22. März zu einer Gesprächsrunde mit den Vorständen Bernd Hoffmann und Katja Kraus schickte. Sein Ziel: Die Freigabe für einen Vereinswechsel in der Sommerpause. "Die Situation ist unbefriedigend", hatte Berater Neururer Pitroipas Standpunkt damals klargemacht.
Gerade mal vier Pflichtspiele über 90 Minuten durfte der wieselflinke Mittelfeldmann in dieser Saison bestreiten - davon kein einziges in der Bundesliga. "Als Fußballer verliert man so sein Selbstvertrauen. Aber ich habe weiter gut trainiert und hoffte auf meine Chance", sagte Pitroipa - der diese Chance nun gegen Lüttich bekam und auch nutzte. "Wir kennen seine Fähigkeiten, er muss sie nur häufiger abrufen", sagte Labbadia, der auch einen Verbleib Pitroipas in Hamburg nicht mehr ausschließen will: "Wir haben es weiterhin in der Hand" - und Pitroipa im Fuß.