Hamburg. Der Vorstoß hatte weder Trainer Bruno Labbadia noch dem Vorstand um Vereinsboss Bernd Hoffmann gefallen. Frank Rost wunderte sich öffentlich, weshalb sich der Verein bezüglich seiner möglichen Vertragsverlängerung seit acht Wochen nicht mehr bei ihm gemeldet hatte (das Abendblatt berichtete). Und obwohl der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann dieses Vorgehen genauso öffentlich kritisierte, schien es das Ende der Überlegungsphase beim Trainer beschleunigt zu haben. "Wir haben eine klare Entscheidung getroffen", ließ Labbadia gestern, zwei Tage nach Rosts Vorstoß, verlauten, "Frank ist auch auf dem aktuellsten Stand."
Gestern lüftete der Torwart das Geheimnis: "Der Trainer hat mir mitgeteilt, dass er noch ein weiteres Jahr mit mir zusammenarbeiten will", so Rost gestern sichtlich gelöst.
Er soll also bleiben. Nun liegt es in den Händen des Vorstands, sich mit dem Leistungsträger zu einigen. "Es könnte sein, dass es schon in der kommenden Woche die ersten Gespräche gibt", deutete der 36-Jährige schnelle Verhandlungen an und fügte hinzu: "Ich freue mich auf diese Gespräche."
Klar ist dabei, dass Rost ein Einjahresvertrag geboten werden soll. Unklar bleibt jedoch, weshalb es so lange gedauert hat, bis sich Labbadia sportlich auf Rost festlegte. "Es gab sehr viele Dinge, die ich mit Frank besprochen habe. Als Verein muss man seine Hausaufgaben machen, verschiedene Dinge klären, sie richtig bewerten und abwägen", so Labbadia, dem zuletzt Interesse an der Verpflichtung von Hertha BSC Berlins tschechischem Torwart Jaroslav Drobny (30, im Sommer ablösefrei) nachgesagt worden war.
Die Gerüchte hat Labbadia jetzt widerlegt. In der Mannschaft sorgte die Entscheidung für den Stammkeeper für große Freude. "Frank ist ein hervorragender Torwart, ein großer Rückhalt", lobte Mannschaftskapitän David Jarolim. "Er ist als Führungsspieler sehr wichtig für die Mannschaft und bringt konstant seine Leistung." Obwohl es keinen Spieler in der Mannschaft geben dürfte, den sich der oft impulsive, ehrgeizige Torhüter nicht mindestens einmal verbal vorgeknöpft hat, genießt Rost in seiner 18. Saison als Bundesligaprofi Vorbildcharakter. "Alle wissen, dass Frank jeden Tag sehr hart arbeitet", so der 21-jährige Abwehrspieler Jerome Boateng, "und dazu macht er sehr gute Spiele. Mehr muss man gar nicht sagen."
Auch dem Vorstand wäre etwas weniger Gesprächsbedarf rund um Frank Rost lieb. So war es im Sommer während der Suche nach einem neuen Sportchef ein sehr deutliches Interview, das Rost einen unerfreulichen Rapport beim Vorstand einbrachte. Damals hatte der HSV-Torwart im Abendblatt seine Sorge geäußert, der Vorstands-Wunschkandidat Roman Grill sei als Spielerberater mit einem Mandanten (Piotr Trochowski) im HSV-Team ungeeignet für die Nachfolge des geschassten Dietmar Beiersdorfers.
"Das ist jetzt vier Monate her. Ich glaube, die Sache ist beigelegt", sagt Rost, der in seiner selbstbestimmten, klaren Art von Labbadia gestern noch einmal bestärkt wurde: "Absprachen müssen immer eingehalten werden, das ist klar. Aber klar ist auch, wir brauchen Typen, wir wollen Typen in der Mannschaft."
Mit Rost und Tomas Rincon (siehe Text unten) sollen zwei davon bleiben, während ein weiterer morgen in Nürnberg erstmals seit sieben sieglosen Bundesligawochen und nach nur drei Trainingswochen wieder von Beginn an stürmen soll: Mladen Petric. "Ich bin bereit. Jetzt liegt es am Trainer." Mal wieder.